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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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trat der alte
Peters wieder hervor. Seine Überlegenheit kehrte zurück.
    Er lächelte siegesgewiß wie
vorher.
    »Ja, ja, unser Chef. Ganz
netter Mann. Muß nur richtig genommen werden.«
    Durch Kriecherei, dachte ich.
    Es wurde Mittag. Peters ging
mit mir zum Kasino. Einige der Kollegen saßen beim Essen, andere kamen später.
Prüfende Blicke musterten mich, Namen wurden genannt und nicht verstanden. Bald
wandte sich das Interesse von mir ab. Sie hielten mich für harmlos, für keine
Konkurrenz. Wer nahm einen Volontär schon ernst?
    Kein einziger richtete während
des Essens das Wort an mich. Die Mittagspause ging bis drei Uhr. Ich setzte
mich unten an den Schreibtisch und las in einem Buch über Isotopenmedizin.
Punkt drei tat sich die Tür auf, und Peters erschien.
    Ich wußte bereits nach einer
Woche, daß das Wort Pünktlichkeit in seinem Wortschatz nicht existierte. Aber
in den ersten Tagen erschien er vormittags und nachmittags haargenau zu
Dienstbeginn, um zu sehen, ob ich so veranlagt wäre wie er.
    Er erklärte mir auf meine
Fragen verschiedene Einzelheiten. Er sagte, daß ich vorerst die praktischen
Arbeiten übernehmen und mich um die Patienten kümmern müßte. Viele wären es
noch nicht, aber es würden sicher bald mehr. Er selbst wäre mit einer
wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt, und der Umbau und die Neueinrichtung des
Labors nähmen seine ganze Zeit in Anspruch.
    Mir war das recht. Praktische
Arbeit war mir wichtiger als die Theorie, von der ich sowieso nicht so viel
verstand.
    Peters war bester Laune und
redete ununterbrochen. Als er das erste Mal auf die Uhr sah, fehlten noch zehn
Minuten an fünf. »Herrgott, das physikalische Institut! Hätte ich vollständig
vergessen.«
    »Sie wollten auch zum
Verwaltungsdirektor«, sagte ich.
    »Ach ja, zu dumm. Na, das
machen wir morgen. Also bis dann, Herr Butterweis.«
    »Wie lange muß ich
hierbleiben?« fragte ich.
    Er zog die Augenbrauen hoch,
als verstände er meine Frage nicht.
    »Der Dienst endet um halb
sieben. Ich glaube, ich sagte es Ihnen schon heute morgen. Auf Wiedersehen.«
    Er schloß die Tür.
    Ich lehnte den Kopf zurück und
dachte nach. Was für ein Mensch war Peters? Launenhaft. Das war das erste, was
ich bemerkt hatte. Seine Stimmungen wechselten nach den Umständen. Er schien
nicht vertragen zu können, wenn etwas mißlang. Stark gegenüber Schwächeren. Ich
hatte es gespürt. Ich war schwächer als er. Seine Überlegenheit bedrückte und
beunruhigte mich, obwohl ich daran gewöhnt war, der Unterlegene zu sein. Aber
er blieb auch hier nicht gleichmäßig. Seine Haltung war auf Wirkung berechnet,
nicht echt. Dem Chef gegenüber dienerte er und unterschied sich darin nicht von
allen Assistenten, die ich bisher kennengelernt hatte. Sie dachten nur bis zum
Zimmer des Chefs, nicht weiter.
    Ein Frauenheld. Kein Wunder bei
seinem Aussehen. Sie liefen ihm nach und nährten seine Eitelkeit. Er verachtete
sie und behandelte sie entsprechend.
    Drei Mädchen hatten angerufen.
An der ersten war er interessiert gewesen. Die beiden anderen hatten
ausgedient. Für sie hatte er keine Zeit mehr. Ein paar Ausflüchte würden sie
noch hören und dann nichts mehr.
    Er log. Und ungeschickt dazu.
Oder er empfand so wenig Skrupel beim Lügen, daß es ihm völlig gleichgültig
war, ob er dabei ertappt wurde.
    Er hatte sich mit dem Mädchen
für fünf Uhr verabredet. Mir erzählte er etwas vom physikalischen Institut.
Warum tat er das? Warum sagte er nicht: Ich bin verabredet, Butterweis. Halten
Sie die Stellung für mich. Hundertmal sympathischer wäre er mir geworden.
    Ich schrak aus meinen Gedanken
auf. Es klopfte leise an der Tür. Bevor ich etwas sagen konnte, öffnete sie
sich, und ein Mädchen kam herein.
    Ich stand auf.
    Sie war in Mantel und Hut. Ihr
hübsches, zartes Gesicht zeigte Spuren der kalten Luft. Sie hatte helles Haar
und große, braune, etwas ängstliche Augen.
    Sie sah sich ratlos im Zimmer
um.
    »Sie verzeihen — Doktor Peters
ist nicht da?«
    »Nein«, sagte ich und mußte
mich räuspern, um meine Stimme frei zu kriegen, »nein, er ist nicht hier. Er
mußte um fünf ins physikalische Institut.«
    Sie schien sehr betroffen.
    »Bitte, kommen Sie doch und
setzen Sie sich«, sagte ich und brachte eine linkische Verbeugung zustande.
»Doktor Butterweis — ich bin ein neuer Assistent.«
    »Strübel«, sagte sie leise.
»Ich war mit Doktor Peters... Ich bin aus der inneren Klinik. Ich helfe ihm ab
und zu im Labor, weil er doch jetzt

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