4 - Wächter der Ewigkeit
möglich, dass ihr sterbt, während ihr versucht, den Kranz an euch zu bringen. Aber die Katze kann mir nur derjenige abnehmen, der sie mir umgelegt hat. Es würde mir überhaupt nicht behagen, für den Rest meines Lebens auf Magie verzichten und mit diesem Mistding um den Hals herumlaufen zu müssen.«
Edgar dachte darüber nach. Genauer gesagt, er tat so, als dächte er darüber nach. Vermutlich hatte er sich schon lange vorher klargemacht, worauf er sich einlassen würde.
»Gut«, sagte er mit einem Blick auf die sich drehende Kugel aus Licht und Dunkel auf seinem Handteller. »Ich werde keinen Befehl erteilen, die Bombe in Moskau zu zünden, wenn wir deine Worte für wahr befinden. Ich werde dir die Katze abnehmen, bevor wir versuchen, den Kranz an uns zu bringen. Aber du wirst in unserer Nähe bleiben und schwören, uns nicht daran zu hindern. Weiter entgegenkommen kann ich dir nicht.«
Nun war es an mir, gedankliche Tätigkeit vorzutäuschen. Akzeptierte ich diese Bedingungen oder nicht? Da ich ja angeblich die Absicht hatte, die Wahrheit preiszugeben, sollte ich wohl noch weiter verhandeln …
»Noch etwas«, meinte ich. »Du nimmst mir nicht nur die Katze ab, sondern erlaubst mir auch, einen Sicherheitsabstand zu wahren. Ich habe keine Lust, in einem Kampf plötzlich auf eurer Seite zu stehen!«
»In einem Kampf?«, hakte Edgar neugierig nach. »Ich nehme an, damit meinst du keinen Kampf mit Lermonts Mitarbeitern.«
»Nein, nicht mit ihnen.« Ich lächelte. »Glaubt mir, ihr werdet auch so genügend Probleme bekommen.«
»Gut«, sagte Edgar. »Ich gestatte dir, einen Sicherheitsabstand zu wahren, während wir versuchen, den Kranz an uns zu bringen. Danach bist du jedoch verpflichtet, wieder zu uns zu kommen und dich mit Gennadi zu duellieren. Er … will das unbedingt.«
»Einverstanden«, lenkte ich ein. Dann streckte ich die Hand aus. »Ich schwöre es beim Licht.«
Daraufhin entstand in meiner Hand eine Feuerkugel, die sofort wieder verschwand. Die Katze um meinen Hals zog sich prompt zusammen, entspannte sich jedoch sogleich wieder: Diese Magie stammte nicht von mir, denn die Urkraft traf selbst die Entscheidung, ob sie die Worte eines Magiers bezeugen wollte oder nicht.
»Was ist mit dir, Gennadi? Schließt du dich Edgars Zusicherungen an?«, wollte ich wissen.
»Ja.« Aber er leistete keinen Schwur beim Dunkel. Auf Vampire ließ sich die Urkraft nur selten ein. Trotzdem glaubte ich ihm. Letzten Endes zählte für Gennadi nur, seinen Sohn und seine Frau zurückzubekommen. Die Rache trat da in den Hintergrund.
Mit einem Mal fiel mir ein, dass der Schirm des Schweigens die Fluggäste ja nicht daran hinderte, die unerwartete Beleuchtung zu bemerken. Aufmerksam blickte ich mich um.
Aber nein, es war alles in Ordnung. Der Passagier gegenüber vom Gang schlief. Sein Nachbar am Fenster arbeitete am Laptop. Wie tüchtig diese Geschäftsleute doch sind …
»In die siebte Schicht vorzudringen ist unmöglich«, erklärte ich. »Das geht auf keinen Fall. Dazu ist nur ein Null-Magier imstande … oder jemand, der sich dematerialisiert hat und ins Zwielicht eingegangen ist.«
Gennadi spannte sich an.
»Soll das deine Antwort sein?«, fragte Edgar in eisigem Ton.
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Merlin selbst hat uns alles vortrefflich erklärt. Ihr habt euch einfach in die Idee mit der siebten Zwielicht-Schicht verrannt! Aber nicht nur ihr …«, fügte ich selbstkritisch hinzu. »Merlin hat uns jedoch nicht nur einfach Anweisungen gegeben, wie wir an den Kranz kommen! Er ist auch auf das Problem insgesamt eingegangen. Auf die Möglichkeit, die von uns Gegangenen wieder zu treffen!«
Edgar und Gennadi blickten sich an.
Damit müsste ich sie am Haken haben. Und tatsächlich: Sie bissen an.
»So geh voran, wenn du stark bist wie ich«, zitierte ich. »Worauf bezieht sich das? Auf den Weg in die siebte Schicht, wo diejenigen leben, die von uns gegangen sind! Aber was, wenn du kein Null-Magier bist? Dann brauchst du das Artefakt, das Merlin geschaffen hat. Den Kranz der Schöpfung. Und wo findest du den? Die Inschrift in der sechsten Schicht lautet: Wenn du klug bist wie ich, weich zurück! Und was finden wir in der fünften Schicht?«
»Den Hüter. Den Golem in Gestalt der zweiköpfigen Schlange.« Edgar kniff die Augen zusammen.
»Anfang und Ende, Kopf und Schwanz, alles ist eins«, fuhr ich triumphierend fort. »Das ist nicht bloß der Hüter, ihr Idioten! Es ist die Hülle, der Schutz des
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