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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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folgte ich der Richtung seines Auges und gewahrte einen Männerkopf, welcher vorsichtig hinter der eingestürzten Wand hervorlugte und mit ermunterndem Nicken sofort wieder verschwand. Das Erblicken desselben machte den Gebundenen unvorsichtig.
    „Santa Maria de Ragunna, mein Freund Diego Bonomaria! Er ist den Schuften also doch entkommen und wird uns retten“, sprach er ziemlich vernehmlich, so daß der nächstsitzende der Wächter sofort herbeitrat.
    „Was habt ihr miteinander zu sprechen!“ schalt er und fuhr, zu mir gewendet, fort: „Rückt fort von hier, dorthin an die Mauer; es ist hier nicht der Ort zum Plaudern.“
    Wohl oder übel mußte ich diesem Befehl Folge leisten; kaum aber hatte ich den Platz erreicht, so vernahm ich über meinem Kopf, wo sich eine Öffnung in dem Umfassungsgemäuer befand, eine Stimme, deren Worte jedenfalls mir galten.
    „Haltet Euch ruhig, Señor, damit die Bandistos nicht merken, daß jemand mit Euch spricht.“
    Es war Bonomaria, der sich um die Ruine herumgeschlichen und diesen Ort gewählt hatte, sich uns verständlich zu machen. Ich schloß die Augen und hielt meine Gesichtszüge vollständig unbeweglich.
    „Ich komme aus Tudela, wohin ich geflohen war, und wollte sehen, was aus meinem Eigentum geworden ist. Dort liegt Martínez Campos mit seinen Scharen und hat eine Abteilung in die Berge geschickt, um die Gegend abzusuchen. Ich werde diese Leute aufsuchen und sie hierherführen, um Euch zu befreien und mich zu rächen. Sagt dies meinem Freund Fernando Lunez, wenn Ihr könnt, und sucht den Aufbruch zu verschieben. Addio, Señor!“
    Trotzdem diese Worte einen höchst erfreulichen Eindruck auf mich machten, suchte ich denselben doch zu verbergen. Glücklicherweise waren die Carlisten jetzt mit dem gefangenen Offiziere beschäftigt, welcher sich nicht binden lassen wollte, aber doch endlich, wie ich zu bemerken Gelegenheit hatte, auf einen Wink des Zigeuners nachgab.
    „So“, sagte feindselig lachend der Colonel; „trotzdem auch wir die löbliche Eigentümlichkeit haben, gefangenen Offizieren Achtung und Rücksicht zu erweisen, dürft doch Ihr auf so etwas nicht rechnen, und das habt Ihr Eurem Bruder zu danken.“
    „Meinem Bruder?“ fragte der Gefangene wie verwundert.
    „Niemand anderem, Don Ramirez. Da Ihr nicht bei derselben Abteilung gestanden habt, mag Euch wohl unbekannt sein, wie ich zu dieser Äußerung komme. Er ist vom General Jovellar nach Tolosa gesandt worden, um unsere Streitkräfte kennen zu lernen, also Spion. Unglücklicherweise ward er von einem unserer Offiziere, der ihn kannte und sah, entdeckt und zum Tode verurteilt. Dieses Urteil scheint sich aber seiner Zustimmung nicht erfreut zu haben; denn eine Viertelstunde vor der Exekution war er verschwunden und mit ihm eine von den jungen Damen, welche Major Resibo veranlaßt hatte, den Bahnwagen zwischen Saragossa und Barcelona zu verlassen und mit ihm zu gehen, um in ihnen eine Anweisung auf die Kasse ihrer Väter zu besitzen. Natürlich hat man alles in Bewegung gesetzt, um der Entflohenen habhaft zu werden, bisher aber ohne Erfolg. Da Ihr nun denselben Namen tragt, wie Euer Bruder, so dürft Ihr es uns nicht verargen, wenn wir für Eure Person eine etwas unliebenswürdige Aufmerksamkeit haben.“
    „Die Schuld meines Bruders ist nicht die meinige, obgleich ich an seiner Stelle ebenso gehandelt hätte. Übrigens bin ich nicht ein Mörder, sondern Kriegsgefangener, und werde an der geeigneten Stelle Satisfaktion zu verlangen wissen!“
    „Das werde ich Euch nicht verwehren; doch wird Euch dazu wohl wenig Zeit übrig bleiben.“
    Bei diesen Worten wandte er sich ab und trat zu dem Zigeuner, welcher jetzt scheinbar teilnahmslos in der Ecke gelehnt hatte.
    „Jetzt zu dir, Bursche. Wer war es, der vorhin gepfiffen hat?“
    Der Gefragte blieb unbeweglich liegen und blickte mit einem Ausdruck, in welchem ein leiser Spott kaum zu verkennen war, zu dem Frager empor.
    „Wendet Euch an eine andere Adresse, Señor! Ich laufe nicht als Pfiffinspektor in der Welt herum.“
    „Kommst du mir so, Halunke! Wahre deine Zunge und gib Antwort auf meine Frage, sonst werde ich dir den Mund zu öffnen wissen. Übrigens hast du dich zu erheben, wenn ich mit dir spreche. Also, wer hat gepfiffen?“
    „Was geht das mich an?“ fragte der Bedrohte ruhig, indem er trotz der Aufforderung des Offiziers in seiner Stellung verharrte. „Ich glaube nicht, daß es mir gegolten hat.“
    „Steh auf, sage ich dir, oder ich

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