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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Exekution entflohen ist, wie Ihr vorhin meinem Bruder erzähltet.“
    „Dann aber ist die Zigeunerin –“
    „Die Tochter Jovellars, den Ihr haßt und fürchtet und deshalb durch den Raub seines Kindes schädigen wolltet. Nehmt Ihr Pardon?“
    „Ich sehe, daß der Widerstand vollständig unnütz ist. Ich bin Euer Gefangener.“
    „Gut; ich gewähre Euch eine Gefangenschaft ohne Strick. Nehmt Platz und laßt Euch verbinden!“
    Mit den letzten Worten wandte er sich, die Arme um ihn schlingend, zu seinem Bruder und führte denselben, nachdem die ersten freudigen Grüße und die darauffolgenden Fragen und Antworten ausgetauscht waren, zu dem Mädchen, welches in größter Angst und Bangigkeit sich während des Kampfes zurückgezogen hatte und nun mit wonnigem Lächeln auf seinen Retter zutrat.
    „Hier, Donna Elvira, stelle ich Euch meinen Bruder Ramirez vor, welchen Ihr so gerne kennen lernen wolltet, er hat lange Zeit in Granada, dem Paradiese der Zigeuner, gestanden und wird meiner Ansicht beistimmen, daß er heut' die schönste der Gitanas begrüßen darf.“
    „Mein Bruder spricht die Wahrheit, Donna de Jovellar, und außerdem ist es mir die größte Ehre, der Tochter unseres verdienten Generals meine Dienste offerieren zu können.“
    „Dank, Señor! Obgleich sich die Eigenschaften meines bisherigen Ritters als vollkommen ausreichend erwiesen haben, ist mir unter den jetzigen Verhältnissen der Schutz Eures Armes nicht unwillkommen, und ich bitte, Euch mit Eurem Bruder zu vereinen, um die arme, flüchtige Zingarietta (Zigeunermädchen) zu ihren Eltern zu bringen, welche sich in bangen Sorgen um das Schicksal ihres Kindes befinden!“
    Da trat der Mulero an der Seite des Estanciero zu den dreien.
    „Verzeiht, Señor“, sprach er zu Ramirez. „Wir sind etwas neugierig gewesen und haben eine wichtige Entdeckung gemacht.“
    „Welche?“
    „Das eine der Maultiere trägt zwei Fäßchen, welche, nach ihrer Schwere zu schätzen, Gold oder Silber enthalten müssen. Der Colonel winkte dem Treiber, sich unbemerkt davonzuschleichen, und machte mich dadurch aufmerksam. Die anderen Tiere tragen Tabak und dergleichen Sachen.“
    „Wir werden die Fässer untersuchen“, antwortete Milio, „und wenn sich deine Vermutung bestätigt, so sollst du die übrigen Tiere samt ihrer Ladung als Entschädigung für den Verlust deiner Mula haben.“
    Erstaunt und zweifelnd blickte Fernando Lunez den Zigeuner an. Es war ihm unbegreiflich, daß er, der arme Gitano, so sprechen konnte. Dieser lächelte vergnügt und fuhr fort:
    „Eigentlich steht mir freilich das Recht, über unsere Beute zu verfügen, nicht zu; aber ich werde mein Verfahren zu verantworten suchen. Und was deinen Freund hier betrifft, so werde ich ihm aus meinen Privatmitteln so viel zur Verfügung stellen, daß er seine Estancia wieder aufbauen kann, wenn es in der Gegend wieder sicher ist.“
    Die Zuversicht, mit welcher die Worte gesprochen wurden, machten den guten Fernando Lunez noch verwirrter, und mit erwartungsvollen Blicken fragte er:
    „Aber wer seid Ihr denn eigentlich?“
    „Es ist mein Bruder Milio de Algora“, antwortete Ramirez an Stelle des Gefragten, „und Ihr könnt also glauben, was er sagt.“
    „Ein Algora ist er?“ fragte der Erstaunte, welcher vorhin in der Hitze des Gefechts die kurzen Worte nicht gehört hatte, welche der Gitano mit dem Colonel wechselte. „Mein Vetter Alfonso Clarino ist Stallmeister bei Eurem Vater, und ich weiß nun bestimmt, daß Ihr Euer Wort halten werdet. Aber wie konnte ich nur so dumm sein und Euch für einen Gitano halten. Diego, hast du schon einmal eine solche Unklugheit an deinem Freunde Fernando Lunez bemerkt?“
    „Laß es gut sein und mache mir lieber Platz, daß ich mich auch bedanken kann. Señor, ich hoffe, daß Ihr Euch seiner Zeit an mich erinnert werdet. Ihr könnt von Fernando stets erfahren, wo ich zu finden bin.“
    „Habt keine Sorge! Für jetzt werden wir wohl noch eine kleine Strecke beisammen bleiben; denn Ihr geht doch wohl mit nach Alfaro?“
    Als diese Frage beantwortet war, wandten sich die beiden Offiziere zu dem Colonel.
    „Könnt Ihr mir vielleicht sagen, Don Enrico, was Ihr geladen habt?“
    „Es sind meist Viktualien.“
    „Und was trägt dort jenes Maultier, dessen Treiber sich auf Euren Befehl entfernen sollte?“
    „Ich bin in Eurer Hand. Tut, was Euch beliebt, Señor Milio.“
    „Ist der Rapphengst Euer Eigentum?“
    „Ich habe ihn an einen anderen

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