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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihnen lustiges Lachen entgegen, welches eine laute, um Ruhe bittende Stimme zu durchdringen strebte.
    „Silentium, meine Herrschaften, Si-Si-Silentium, was so viel heeßt als: Wer fertig is mit Lachen, der mag sich den Bauch wieder zurecht schieben; denn es wird gleich wieder losgehen. Also drei Taler zum zweeten Male; drei Taler zum dritten Male, zum dritten und letzten Male, Pumps! Der Herr Corpus juris Heinemann aus Dresden, welcher heut' auf Grund eenes Gevatterbriefes in unserer guten Stadt verweilt, zahlt für die Frau Schmiedemeisterin Anton Gräßler, welche bisher ohne Gevatterbrief anwesend gewesen ist, drei Taler. Kassierer, hier ist das Geld!“
    „Meine Frau verkooft?“ rief der Schmied mit seiner tiefen Baßstimme in die von neuem lachende Versammlung hinein. „Und für drei Taler? Ihr seid nicht recht gescheit; so viel habe ich doch selber nich für sie gegeben.“
    „Schadet nischt, Anton. Nimmst den Profit und erstehst dir eene Bessere. Erlooben die verehrtesten Herrschaften, daß ich meiner Pflicht als Auktionater genüge, indem ich von dem Notwendigen in Kenntnis setze. Er hat wegen des Feuers fortgemußt und weeß also nich, was hier eegentlich losgeht. Wie steht es denn mit dem Brande?“
    „'s is aus: kannst's nachher ausführlicher hören. Erkläre mir nur erst die Rebellion, die du angerichtet hast, alter Schabernack.“
    „Keine Beleidigung nich, Anton; ich bin nich schuld, daß dir deine Gustel abhanden gekommen is; denn ich habe dich wahrhaftig nich verleitet, in die Feuerwehr zu treten und jedem glimmenden Zigarrenstummel nachzuspringen. Also, off meinen Vorschlag hat der Verein den Beschluß gefaßt, alle anwesenden Damen zu verauktionieren. Jede dieser Damen gehört dem, welcher sie ersteht, für die Dauer des heutigen Abends an, muß ihm beim Dankeswalzer eenen Kuß geben, darf ohne seine Erloobnis mit keenem anderen tanzen, geht mit ihm zur Tafel und muß ihm ooch gestatten, sie nach Hause zu begleiten. Diejenige, für welche das meiste bezahlt wird, ist Ballkönigin; ihr Herr wird König, und dann errichten die Majestäten eenen Hofstaat, mit dessen Hilfe das Programm entworfen wird. So, und nun mach nur, daß du heem kommst und eenen anderen Gottfried anziehst. Du siehst ja aus, als wenn du een halbes Jahr im Teiche gelegen hättest und nachher noch eenige Monate lang als Froschreuse in Gebrauch gewesen wärest.“
    „Wie viel haste denn noch?“
    „Grad noch een Dutzend.“
    „Na, da kann ich doch nicht erst heeme gehn; denn wenn ich eenmal ins Parfümieren komme, so werde ich vor dem ersten Advent nich fertig, und dann habe ich das Nachsehen. Ich möchte alleweile gern Schadenersatz für meine Alte haben und werde warten, bis eene darankommt, die nach meinem Geschmacke is. Wer mich in meiner jetzigen Schönheet nich haben will, der kriegt mich mein' Seel' ooch nich, wenn ich nachher noch schöner bin. Also, fang an.“
    Der Essenkehrer war unbeachtet von den anderen hinter einen der Türpfosten getreten und überflog mit musterndem Blick die noch zu versteigernden Damen. Sie waren ihm alle bekannt außer – mit einer Bewegung ungewöhnlicher Überraschung trat er aus dem Versteck hervor und heftete das Auge auf ein Mädchen, welches zwischen dem Polizeirat und einem unbekannten Herrn saß.
    „Welche Ähnlichkeit! So schön, so herrlich müßte sie geworden sein!“
    Und sich zu dem eben eintretenden Wirte wendend, fragte er:
    „Wer ist die junge, weißgekleidete Dame dort unter dem Orchester?“
    „Das is Fräulein von Chlowicki. Kennst du sie denn noch nich?“
    „Die wilde Polin? Ich habe wohl von ihr gehört, sie aber noch nicht gesehen. Und der Herr zu ihrer Linken?“
    „Das is der Baron von Säumen, een reicher Erbe und ihr Verlobter.“
    „Kennst du ihren Vornamen?“
    „Se heeßt Wanda.“
    „Bitte, hole mir mein Geld.“
    „Emil, biste toll? Ich gloobe gar, du willst das Mädchen erstehen.“
    „Geh nur und laß mich nicht lange warten.“
    Er trat, in Rücksicht auf seinen nichts weniger als ballmäßigen Anzug, wieder hinter den Pfeiler zurück und beobachtete von da aus den Gegenstand seiner vorhin gezeigten Überraschung. In ziemlich reservierter Haltung saß Wanda neben dem Verlobten, dessen rednerische Anstrengungen, nach dem leisen Unmute, welcher wie ein Schatten auf ihrem schönen Angesicht lag, zu urteilen, von keinem glücklichen Erfolg gekrönt zu sein schienen.
    „Also du wirst mit aufbrechen, Wanda?“
    „Nein!“
    „Du wirst

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