Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Bedingungen?“
    „Über diese werden wir uns schnell einigen, wenn wir uns nur erst näher kennen gelernt haben. Jetzt fragt es sich in erster Linie, ob Sie Lust zu einer Stellung, wie die gebotene, haben.“
    „Ich sage ja.“
    „Topp, schlagen Sie ein!“
    „Hier meine Hand. Ich bin frei von Furchtsamkeit und Schwindel.“
    „Aufsteigen werden Sie, wenigstens in der ersten Zeit, nicht mit. Meine Einnahme erstreckt sich außer auf das Ergebnis der unter den Zuschauern stattfindenden Sammlung, welche Sie zu besorgen hätten, auch auf die Gratifikationen der Passagiere, und so muß ich mit den Gondelplätzen geizen.“
    „Hoffen Sie, auch in dem einfachen Provinzialstädtchen, nach welchem Sie gehen, solche Passagiere zu finden?“
    „Sie wissen, wohin ich gehe?“
    „Die Zeitungen plaudern davon.“
    „Ich bin von dem dortigen Gewerbeverein eingeladen und werde Unterstützung finden. Es scheint ein sehr wißbegieriges Völkchen dort zu wohnen.“
    Der Professor hatte es sich längst bequem gemacht und blieb auch dann noch in dem Coupé, als der Schaffner ihn zur Übersiedelung bewegen wollte.
    Das Gespräch wurde lebhaft fortgesetzt, und es wäre für einen ungesehenen Beobachter von Interesse gewesen, die Herzensgesinnung der beiden Männer zu erforschen.
    Trotz der Schnelligkeit, mit welcher der Luftschiffer seinen Vorschlag gemacht hatte, schien es doch kein freiwilliger zu sein; denn es lag, sobald er sich unbemerkt wähnte, in seinen Blicken etwas Lauerndes und Feindseliges.
    Der neu engagierte Gehilfe aber schien alle Vorsicht vergessen zu haben und machte die offenherzigsten Enthüllungen aus seiner Vergangenheit.
    So war der letzte Anhaltepunkt erreicht, und nach kurzer Zeit gab die Maschine das Zeichen, daß für die beiden durch den Zufall Vereinigten die Fahrt bald zu Ende sei.
    „Parbleu, welch ein Mädchen!“ rief da plötzlich der Professor und zeigte zum Fenster hinaus. „Sehen Sie dort die Dame auf dem Rappen? Es ist ein Andalusier von reinstem Geblüt; ich kenne von meinen früheren Wanderungen durch die Halbinsel diese Rasse von Tieren und behaupte geradezu, daß er seine vollen zweitausend Taler gekostet hat. Dem Besitzer muß ein großes Vermögen zur Verfügung stehen.“
    Der Zug befand sich schon in der Nähe des Stationsgebäudes und verminderte aus diesem Grund seine bisherige Schnelligkeit.
    Die von beiden Seiten mit Kastanien berandete Allee, welche von der Stadt zum Bahnhof führte, ging eine Strecke mit dem Bahnkörper fast parallel, und so konnten die beiden Reisenden während der sich verlangsamenden Fahrt zwei Personen beobachten, welche sich zu Pferd dem Haltepunkt näherten.
    Es war eine Dame, welche einen spanischen Rapphengst ritt, dessen dunkle Farbe und feurige Bewegungen effektvoll von dem lichten Kleid und der nachlässig sicheren Haltung der Reiterin abstachen. Der sie begleitende Herr saß auf einem braunen Trakehner. Er hing mit dem Anstand eines Mannes auf dem Pferd, den der Vorwurf, auf Studium und Ausübung der edlen Reitkunst zu viel Sorgfalt und Anstrengung verwendet zu haben, nicht gut treffen kann. Deshalb war, trotzdem seine Aufmerksamkeit, schon aus Kavaliersrücksichten, der Begleiterin zugewandt sein sollte, dieselbe doch mit einer leicht ersichtlichen Ängstlichkeit auf sich selbst gerichtet, und es ließ sich unschwer erkennen, daß in den Blicken, welche die junge Dame ihm zuweilen zuwarf, sich eine Art von verächtlicher Besorgnis aussprach.
    „Wer muß denn die Dame sein?“ fragte der Professor.
    „Zufällig kenne ich sie von der Residenz her. Es ist Fräulein von Chlowicki, welche mit ihrer Pflegemutter aus Gesundheitsrücksichten hierher gezogen ist.“
    „Und der Herr an ihrer Seite?“
    „Habe ihn noch nicht gesehen“, erwiderte der andere; aber sein Auge war mit einer durchdringenden Schärfe auf den Gegenstand ihres Gesprächs gerichtet und schien denselben durchbohren zu wollen. Da aber stieß der Aeronaut einen Ruf der Überraschung aus und sprang erregt in die Höhe.
    „Ventre-saint-gris! Das ist ja der Morelly, welcher – wie kommt denn der an die Seite einer Dame von solcher Distinktion!“
    Er rüttelte mit beiden Händen an der Tür des Waggons, als könne er das Öffnen desselben nicht erwarten, und als einen Augenblick später der Zug hielt, verließ er hastig das Coupé und schritt eiligen Laufs über den Perron nach der Straße zu, wo die Reitenden vor der geschlossenen Barriere hielten.
    Über das Gesicht seines

Weitere Kostenlose Bücher