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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Subjekt zu bezeichnen. Das Mißtrauen ist auch nicht ausgeblieben, trotzdem fast alles vorhanden war, seine Absicht zu einer gelungenen zu machen.“
    „Was aber kann das bloße Mißtrauen der Polizei nützen?“
    „Sehr viel. Es gibt ihr die nötigen Fingerzeige, und wer diese zu benutzen gelernt hat, der kommt stets zum Ziel.“
    „Und warum sind Sie gekommen, eine solche Unterhaltung mit mir zu führen?“
    „Weil Sie mir helfen können, die letzte Schlinge um den Täter, den ich endlich persönlich erlangen kann, zu legen. Ich glaube, von Ihnen nicht abgewiesen zu werden.“
    Der Baron atmete sichtlich erleichtert auf. Zwar konnte er sich einer nicht geringen Selbstbeherrschung rühmen; aber das verfängliche Thema war ihm zu unvermutet auf den Hals gekommen, als daß er die notwendige Kälte bewahrt hätte. Die letzten Worte Hagens nun ließen ihn vermuten, daß er unnötige Befürchtungen gehegt habe, und so antwortete er zustimmend:
    „Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, den Urheber einer so verabscheuungswerten Tat zu entdecken, so dürfen Sie auf meine Hilfe rechnen.“
    „Ich danke. Entdeckt ist er schon; es gilt nur noch, ihn zu fassen, und das hat seine Schwierigkeiten.“
    „Welche?“
    „Der Ermordete gehörte einem altadligen Geschlecht an, besaß ein sehr bedeutendes Vermögen und war einer jungen Dame verlobt, auf welche ich höchst dringende Rücksichten zu nehmen habe. Der Mörder ist an seine Stelle getreten, hat Zutritt in die feinsten Zirkel, ja selbst zu meinem Onkel, dem Polizeirat gefunden und gilt in jedermanns Auge für einen echten Kavalier.“
    „Das ist unmöglich. Die Dame wenigstens muß ihn von dem Toten unterscheiden können, selbst dann, wenn, was ich allerdings annehme, eine sehr bedeutende Ähnlichkeit zwischen ihnen herrscht.“
    „Sie hat ihn nie gesehen, da er schon als Knabe in die Fremde Pension gegangen ist und seit jener Zeit nur brieflich mit der Heimat verkehrt hat.“
    „Dann ist allerdings eine Täuschung möglich“, meinte Säumen, und seine Stimme klang etwas gepreßt. „Sie haben also Rücksicht zu nehmen, wie ich höre, und zwar sowohl auf die betreffende Dame als auch ihren Oheim, die beide natürlich der Gegenstand einer unangenehmen Aufmerksamkeit würden, wenn Sie den gewöhnlichen Weg einschlagen wollten.“
    „So ist es.“
    „Und inwiefern bedürfen Sie hier meiner Hilfe?“
    „Ich habe die Absicht, die heikle Angelegenheit in der Stille beizulegen, und bin deshalb gezwungen, mich mit der betreffenden Person in Verbindung zu setzen. Da mir meine amtliche Stellung eine persönliche Zusammenkunft für diesen Zweck nicht gestattet, so möchte ich Sie bitten, die Verständigung zu übernehmen.“
    „Das heißt, ich soll einem Mörder die Bedingungen mitteilen, unter denen Sie ihn laufen lassen wollen?“ fragte der Baron; aber der Abscheu, welchen er in den Ton seiner Stimme zu legen sich bemühte, war kein vollkommen gelungener.
    „Ganz so. Sie werden sich ganz gewiß nicht darüber wundern, daß ich gerade Ihnen diese Bitte vortrage –“
    „Wie heißt der Mann?“ unterbrach ihn Säumen.
    „Den Namen werde ich etwas später nennen.“
    „Welche Bedingungen wollen Sie ihm machen?“
    „Sagen Sie erst, ob Sie gewillt sind, ihm dieselben mitzuteilen!“
    Säumen wandte sich ab und trat an das Fenster. Er begriff das Verhalten Hagens vollständig und war sich nur in einer Beziehung im unklaren. Kannte der Kommissar den Mörder wirklich so genau, wie er schließen lassen wollte? Dann hatte er ganz sicher auch dem Polizeirat Mitteilung davon gemacht, und es galt also einen Kampf nicht bloß mit einem einzelnen Gegner, sondern mit zweien. Die Absicht Hagens lag klar am Tag. Er hatte von Rücksichten gegen die Dame, natürlich gegen Wanda, gesprochen. Woher solche Rücksichten, wenn er nicht wünschte, die Polin zu besitzen? Jedenfalls war er dann auch von den Erbschaftsbedingungen unterrichtet und konnte sich nur in dem Fall Hoffnungen auf die Hand des Mädchens machen, wenn – doch, das mußte sich ja gleich zeigen. Jedenfalls war für den Augenblick nur in dem Fall etwas von ihm zu befürchten, wenn er abgewiesen wurde. Man mußte vor allen Dingen Zeit zu gewinnen suchen, um die geeigneten Maßregeln treffen zu können. Deshalb wandte er sich in das Zimmer zurück und sprach:
    „Ich werde mich zu der Mitteilung entschließen. Also sagen Sie Ihre Bedingungen.“
    „Ich habe nur eine: der Mann bekennt sich schriftlich mit seinem

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