Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Siegel zu der Tat und darf dafür unangefochten mit dem, was er jetzt an Habe bei sich führt, hingehen, wo er will.“
    „Ich kann unmöglich glauben, daß dieser Vorschlag das Ergebnis einer reiflichen Überlegung ist. Er ist gefährlich für beide Kontrahenten; ich brauche das natürlich nicht weiter auszuführen. Unterwerfen Sie ihn einer nochmaligen eingehenden Prüfung, und ich bin ja auch dann bereit, Ihnen meine Vermittlung zu Diensten zu stellen, hoffe aber, daß Sie auch für mich zu einer kleinen Gefälligkeit bereit sind.“
    „Welche ist es?“
    „Ich will verkaufen.“
    „Verkaufen?“ fragte Hagen überrascht. „Was denn?“
    „Meine sämtlichen Besitzungen.“
    „Ja, dann haben Sie mich vorhin doch unmöglich verstanden!“
    „Ich glaube nicht, daß ich langsam und schwer begreife, und ich wünsche sehr, daß dasselbe auch bei Ihnen der Fall sei.“
    „Versuchen wir es.“
    „Also ich will verkaufen, und zwar ebenfalls unter Bedingungen. Ich werde Ihnen dieselben nennen und ersuche Sie, mich zu rekommandieren, wenn Sie einem Kauflustigen durch Zufall begegnen sollten.“
    „Nun?“
    „Die Absichten, welche ich verfolge, sind Ihnen gleichgültig; also hören Sie: Ich verkaufe, womöglich lieber heute als morgen. Der Käufer hat mir den vierten Teil des Wertes bar zu zahlen und bekommt dafür Quittung für den vollen Kaufschilling.“
    Hagen horchte auf.
    „Das wäre ein ganz akzeptables Geschäft; nur fürchte ich, daß es unmöglich abzuschließen ist.“
    „Warum?“
    „Weil Ihre Braut gewisse Rechte auf Ihr Eigentum besitzt.“
    „Diese Rechte besitzt sie nur für den Fall, daß ich sterbe.“
    „Und gerade deshalb dürfen Sie nicht verkaufen.“
    „Doch, doch! Befragen Sie sich gefälligst bei einem sachkundigen Rechtsgelehrten“, mahnte Säumen, dem es nur darum zu tun war, Zeit zu gewinnen. Hagen erkannte wohl, daß er eine Flucht des Barons bei den obwaltenden Verhältnissen nicht zu befürchten habe, und meinte nach einigem Zögern:
    „Gut; ich werde mich erkundigen und Ihnen dann meine Hilfe zur Verfügung stellen.“
    Er ging. Die Unterredung hatte einen ganz anderen Verlauf genommen, als er beabsichtigt hatte, aber es war vielleicht so am besten. Hier war bei nur einiger Zeit ein Vermögen zu erwerben, ein Umstand, der Hagen ganz besonders interessieren mußte, da seine Familie nie wohlhabend gewesen war und er trotzdem so wenig sparsam gelebt hatte, daß die Besuche seiner Gläubiger ihn oft mehr als heilsam aufregten. Freilich durfte er wenigstens jetzt gegen den Onkel nicht davon sprechen, sondern war sogar gezwungen, den Baron in seinen Schutz zu nehmen und alles über denselben Gemeinte als irrtümlich hinzustellen. Und das war es jedenfalls, was Säumen berechnet hatte, als er dem Kommissar sein indirektes Anerbieten machte.
    Als dieser zum Polizeirat zurückkehrte, trat ihm derselbe erwartungsvoll entgegen.
    „Nun, welchen Erfolg hat deine Taktik gehabt?“
    „Einen sehr guten.“
    „So hast du den Baron gefangen?“
    „Nichts weniger als das. Er hat mich vielmehr durch die unwiderleglichsten Beweise überzeugt, daß der Verdacht Winters ein höchst alberner ist, und das erfreut mich natürlich mehr, als wenn es mir gelungen wäre, einen Verbrecher in ihm zu finden.“
    „Ich hege dieselbe Meinung und bin froh, mich nicht mehr in der Gefahr einer Demütigung zu befinden. Freilich scheint mir der Winter ein überspannter oder wenigstens romantischer Kopf zu sein, der in seinem Fach wohl keine große Karriere machen wird. Nüchternheit ist des Polizisten erste Pflicht.“
    „Wenn ich seinen Brief auch jetzt noch zurückbehalte, so geschieht das natürlich nicht für ihn, sondern um dem Baron weitere Mißhelligkeiten zu ersparen. Aber ich werde ihn in der Weise beaufsichtigen, daß es ihm nicht wieder einfallen wird, in solcher Weise gegen alle Vernunft zu handeln.“
    „Aber eine treffliche Gelegenheit zur Auszeichnung sowohl in amtlicher Beziehung, als auch in Hinsicht auf deine Intentionen zur Polin ist dir doch entgangen, und das ist um so mehr zu beklagen, als nun auch die Verlobung zwischen der letzteren und dem Baron ihre ursprüngliche Gültigkeit behält.“
    „Mir ist trotzdem nicht bange. Es herrscht nicht das mindeste gute Einvernehmen zwischen ihnen, und es wird sich schon ein Weg zum Ziel finden lassen. Überlaß das nur mir, Onkel!“
    „Wollen es hoffen! Meiner Unterstützung bist du sicher. Apropos, da kommt mir ein glücklicher Gedanke.

Weitere Kostenlose Bücher