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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verfügung zu stellen.
    Während alle anderen mit dem Indianer beschäftigt gewesen waren, hatten die Menageriewärter ihrem Herrn ein Lager bereitet und ihn notdürftig verbunden. Es war notwendig, ihn am nächsten Haltepunkte auszuschiffen und in ärztliche Pflege zu geben.
    Endlich fragte man auch nach Inn-nu-woh, und der Vater des geretteten Mädchens war nicht der letzte, welcher sich nach ihm erkundigte.
    Der Gesuchte hing hoch droben in den Wantensprossen, und man bemerkte, daß er sich bemühte, mit dem von der Schulter genommenen Fell ein Signal zu geben. Vom jenseitigen Ufer hatte sich ein Kanu abgelöst, in welchem zwei Indianer standen, die mit kräftigen Ruderschlägen dem Dampfer zustrebten. Sie kamen, ihren Häuptling abzuholen. Der Sohn der Prärie kennt keine Station, er nimmt Abschied von der Zivilisation da, wo es ihm paßt und er die Seinen zu treffen meint.
    Da legte sich eine Hand auf die Schulter, und eine zitternde Stimme sprach:
    „Du darfst nicht gehen, du hast mir meine Tochter gerettet, und ich will dir dankbar sein!“
    Der Indianer drehte sich um, maß den Sprecher langsam vom Kopf bis herab zu den Füßen. Seine Gestalt reckte sich in die Höhe, seine Augen blitzten leuchtend über die Umstehenden, und seine Stimme klang scharf und hell, als er die ersten Worte sprach, welche man von ihm hörte:
    „Der weiße Mann irrt. Nicht seine Tochter habe ich retten wollen, sondern der rote Mann ist nur deshalb in die Fluten des heiligen Vaters gesprungen, weil er sich fürchtete vor dem Stachelschwein, welches Ihr losgelassen habt!“
    Mit stolzem Neigen des Hauptes drehte er sich um, stieg das niedergelassene Fallreep hinab und fuhr mit seinen beiden Leuten davon. Noch lange sah man sein reiches, mähnenartiges Haar wehen. Noch lange lag der Klang seiner Stimme den Hörern im Ohr, und noch heute denke ich an Inn-nu-woh, wenn von einem Menschenkind die Rede ist, welches den Namen eines Helden verdient.

Der Ölprinz
    „Zounds merkt Ihr nicht auch das Parfüm, Sir, welches meine Nase infiziert als hätte mich ein dreielliger ‚Stunk‘ angespritzt? Das ist nicht Truthahn-, Bussard-, auch nicht Boudinsgeruch, Kammas-o'deur noch weniger; ich weiß wahrhaftig nicht, was ich aus diesem Veilchenduft machen soll. Ist er vielleicht Euch bekannt?“
    Der, welcher diese Worte sprach, war Sam Hawkens, mein Begleiter, einer der verwettertsten Trapper zwischen dem Mississippi und dem Stillen Ozean. Ich wußte, daß er den Geruch, welcher seit einiger Zeit die Luft durchschwängerte, recht gut kannte und mit seiner Frage mich nur einer kleinen Prüfung unterwerfen wollte.
    „Möglich, Sam, daß es mir bekannt ist, habe aber als Greenhorn keine Lust, so einen alten Woodsman zu belehren, wie du bist. Mach die Nase ein wenig besser auf; sie ist ja groß und derb genug für diese unvergleichliche Atmosphäre!“
    „Habt recht, Sir“, antwortete er, indem er seinen fabelhaften Riecher mit beiden Händen erfaßte und zärtlich liebkoste. „Die Nase, welche dem Sohn meiner Mutter in das Gesicht gewachsen ist, hat wirklich etwas Imponierendes. Aber ich muß Euch offen gestehen, daß ich mich hier in dieser Himmelsgegend noch gar nicht recht auskenne. Der Ölgeruch ist da, aber ich sehe Prärie, nichts als Prärie, und diese muß doch ein Ende haben, wenn das Petroleum zu seinem Recht kommen soll!“
    Er richtete seine Gestalt auf dem Rücken der kamelbeinigen Stute, welche er ritt, so hoch wie möglich empor und suchte mit den kleinen klug blickenden Äuglein die vor uns liegende Gegend sorgfältig ab.
    „Der Teufel hole Euren Young-Kanawha, oder wie Ihr das Wasser nennt, zu dem Ihr wollt; ich sehe keine Spur davon!“
    „Ist von hier aus auch nicht gut möglich, Sam Hawkens! Der Fluß wird wohl einen ‚Bluff‘ durchlaufen, und ich wette meinen Arrow gegen deine Mary, wir halten vor dem Tal, ehe wir es uns verseh'n.“
    „Das wäre sehr zu wünschen, denn ein wenig Wasser würde uns und auch den Pferden wohltun; aber geht mir mit Eurer Wette! Euer Arrow ist das beste Pferd, welches jemals einen echten und rechten Westmann getragen hat, das muß man sagen, doch meine Mary hat auch ihre fünfundzwanzig Eigenschaften. Die Haare sind ihr zwar abhanden gekommen, und an der Gestalt des braven Tieres wäre vielleicht auch noch dieses oder jenes auszusetzen, aber sie hat mich nun fast an die zwanzig Winter ehrlich getragen und es ist außer Eurem Mustang wohl kaum ein Tier zu finden, welches trotz dieses Alters

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