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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Einkehr versagen? Bitte, ruft Eure Leute zurück, Sir! Wir sind gekommen, uns Munition zu kaufen und mit einigem Proviante zu versehen und werden alles bis auf den Penny bezahlen!“
    „Geht mich nichts an!“ antwortete er mit einem lauernden Blick. „Der Kleine hat mich beleidigt und muß mir Buße tun. Doch will ich ausnahmsweise Nachsicht üben, wenn Ihr mir einen Wunsch erfüllt.“
    „Welchen?“ fragte ich, fast neugierig gemacht.
    „Ich habe Euer Pferd schon von weitem gesehen und Gefallen an ihm gefunden. Verkauft es mir!“
    „Dieser Wunsch bleibt Euch leider unerfüllt; das Tier ist mir nicht feil.“
    „Ich gebe Euch hundertfünfzig Dollars.“
    „Ich verkaufe es nicht.“
    „Hundertfünfundsiebzig!“
    „Nicht für so viele Tausende! Es ist ein Geschenk und darum, wie gesagt, mir nicht feil.“
    „Ich will es aber haben, und wenn Ihr es nicht verkauft, so wird es Euch belieben müssen, dasselbe mir zu schenken!“
    „Good luck, Sir, klingt das sonderbar!“ rief ich lachend. „Glaubt Ihr wirklich, einen Westmann zwingen zu können, sein Pferd, ohne welches er verloren ist, zu verschenken?“
    „Ich gebe Euch ein anderes dafür!“
    „Behaltet, was Ihr habt. Mich gelüstet nicht im geringsten nach Euren Mauleseln!“
    Jetzt war ich mir über sein Verhalten vollständig klar. Mein trefflicher Mustang, welcher allerdings seinesgleichen suchte, hatte ihm in die Augen gestochen und er war schon bei unserem Nahen entschlossen gewesen, ihn auf jeden Fall in seinen Besitz zu bringen. Darum hatte er den Streit mit Sam vom Zaun gebrochen und hegte jetzt jedenfalls die Absicht, das Ansehen, welches er genoß, zu dem angegebenen Zweck in Verwendung zu bringen. Ein Ölprinz läßt sich – noch dazu im fernen Westen – nicht leicht einen Wunsch versagen. Das sollte ich jetzt auch sofort sehen.
    „Maulesel! Soll das eine Beleidigung sein?“
    „Sind Eure Pferde so gentlemanlike, Sir, daß man sie beleidigen kann? Macht Euch von dannen, sage nun auch ich; wir haben mit Euch nichts zu schaffen!“
    Und zu dem Wirt gewendet, fuhr ich fort:
    „Wir brauchen Pulver, Blei, Tabak – – –“
    „Halt“, fiel Alberts mir schnell in die Rede. „Gebt Euch keine Mühe; Ihr bekommt ohne meine Erlaubnis nichts von alledem, was Ihr wollt! Am Young-Kanawha bin allein nur ich der Herr. Steigt ab und geht mit mir. Wenn Ihr mit Euch handeln laßt, sollt Ihr auch mit mir zufrieden sein!“
    „Macht Euch nicht lächerlich und geht Eurer Wege! – Landlord, bekommen wir, was wir brauchen? Ja oder nein!“
    „Nein!“ antwortete ängstlich der Gefragte, der sich von einem scharfen Blick Alberts' bedroht sah.
    „Gut! Du sollst deinen Willen haben und erfahren, was es heißt, dem Westmann die Lebensbedürfnisse, die er bezahlen will, zu versagen. Ein Store ist ein offenes Haus; du weist uns zurück und hast also deinem Recht entsagt. Es wird verschlossen, bis wir erhalten, was wir wünschen!“
    „Oho!“ rief Alberts. „Ich möchte sehen, wie Ihr dies anfangen wollt!“
    „Wird gleich zu sehen sein, Sir. Wir legen einfach den Block um das Haus!“
    Ein Wink genügte für Sam Hawkens; im nächsten Augenblick war er hinter dem Gebäude verschwunden, um den dortigen Ausgang zu bewachen. Ich nahm den Henrystutzen aus der Schleife und lockerte die beiden sechsläufigen Revolver. Der Irländer erschrak; er mochte gehört haben, was es bedeutet, wenn ein zurückgewiesener Präriejäger den ‚Block um das Haus‘ legt.
    „Das sollte euch nicht wohl bekommen!“ antwortete der Ölprinz.
    „Wartet's ab, Sir! Jetzt aber hört, was ich euch zu sagen habe: Wer sich dieser Tür nähert oder binnen zwei Minuten nicht sich bis auf hundert Schritt vom Haus entfernt hat, wird einfach weggeputzt. Nun tut, was euch beliebt!“
    Die Waffe in der einen Hand, zog ich mit der anderen die Uhr hervor. Ich konnte diese drohende Haltung annehmen, da der Gegner nur wenige waren und keiner von ihnen mit Messer und Schießgewehr bewaffnet war. Der Erfolg war ganz wie ich vorausgesehen hatte. Die Leute wußten, daß man ohne zu laden aus einem Henrystutzen fünfundzwanzig Kugeln zu geben vermag; zu diesen kamen zwölf Revolverschüsse; ich war also wenigstens in diesem Augenblick ein Mann, mit dem man es nicht aufzunehmen vermochte, und kaum waren die zwei Minuten verstrichen, so befanden Sam und ich uns im alleinigen Besitz des Terrains. Wir wußten nicht, ob sich noch irgendwer im Haus befand; war dies der Fall, so konnten es nur

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