Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
kein Schluck, kein einziger Bissen; bis zur nächsten Niederlassung ist es weit, und wir müssen nur verhungern, wenn Ihr Euch unserer nicht erbarmt.“
    Hawkens sah mich fragend an. Ich wußte, daß er trotz seiner eigentümlichen Art und Weise ein gutes Herz besaß und sicher keinen Hilfsbedürftigen im Stich ließ. Deshalb antwortete ich:
    „Das ist schlimm, Sir, sehr schlimm! Das Wasser des Flusses ist ungenießbar, weil Euer Öl hineinläuft und aus eben demselben Grund wird es im Bluff und unterhalb desselben keinen Fisch mehr geben. Wir müssen darum stromaufwärts gehen, um etwas zu fangen, und dann werden wir ja sehen. Meinst du nicht auch, Sam?“
    „Es wird wohl das Richtige sein! Die Miß mag sich auf meine Mary setzen. Ihr wechselt auf den Arrow, und der Sohn meiner Mutter spaziert zu Fuß dabei her. Am Wasser wird wohl einiges Futter für die Pferde zu finden sein, und haben wir jeder ein Gericht Fische in dem Ding, welches mir jetzt wie ein leerer Tabaksbeutel im Leib hängt, so müßte es mit dem Kuckuck zugehen, wenn wir nicht gesund und heiler Haut irgendwohin kämen, wo Menschen zu finden sind und ein Stück saftige Büffel-Lende dazu!“
    Gesagt, getan. Der kleine Zug setzte sich in Bewegung. Als wir von dem Ort schieden, an welchem unser ‚Block um das Haus‘ auf eine so gräßliche Weise aufgehoben worden war, blieb Alberts für kurze Zeit hinter uns zurück. Er wollte stillen und traurigen Abschied nehmen von dem Grab eines gewiß sehr großen Teils seines Reichtums. Es bedurfte jedenfalls großer Opfer und einer gewaltigen Anstrengung, den mächtigen Ölstrahl in Fesseln zu zwingen und die Verluste zu decken, welche eine einzige Nacht gebracht hatte. Ich mußte Sam Hawkens recht geben, welcher sich dem reichen Ölprinzen gleichgestellt hatte. Die beiden zurückgewiesenen Westmänner waren jetzt respektable Leute, von deren Ausdauer und Erfahrung das Schicksal des Millionärs und seines Kindes abhing. Der Geist der Savanne duldet nicht die Macht des gleißenden Metalles, und in den ‚dark and bloody grounds‘ wiegt jeder grad so schwer wie die Gefahr, der er die kühne Stirn zu bieten wagt.

Ein Ölbrand
    ‚Tötendes Feuer‘
    Einer nicht ganz leichten Verwundung wegen hatte ich in Fort Cast am Zusammenfluß des Bighorn mit dem Yellow-Strom einige Wochen lang das Lager gehütet, und das war eine recht trübselige Zeit gewesen. Nicht daß es mir an Mitteln gefehlt hätte, die Zeit meines gezwungenen Verweilens mir so angenehm wie möglich zu machen; ich hatte vier volle Maultierladungen Felle mitgebracht und ein schönes Sümmchen dafür gelöst; aber die hier gebotenen Genüsse gipfelten in Tabakrauchen und Brandytrinken. Der Tabak bestand zur Hälfte aus Surrogat, und der Brandy schien verdünnte Schwefelsäure zu sein. Außerdem gab es drei oder vier Spiele Karten, deren Bilder kaum mehr zu erkennen waren, und eine Bibliothek von drei Bänden, nämlich Shakespeares Heinrich VII. bestehend aus Einband und Titelblatt; die anderen Blätter waren bereits zu Pfropfen verwendet worden! – Voltaires Karl XII. – – einmal in den Feldkessel gefallen und die Blätter infolgedessen fest zusammengeklebt – und der vierte Band der Chronik des Œil de Bœuf – hatte im Zuckerkasten des Majors gelegen und war von den Ameisen halb aufgefressen worden. Ausflüge konnte ich der Wunde wegen nicht mitmachen, und Besuche erhielt ich fast gar nicht, da ich überhaupt kein besonderes gesellschaftliches Talent besitze und übrigens an den Herren Militärs kein großes Wohlgefallen fand. Die Soldaten waren aus allen möglichen problematischen Elementen zusammengeworfen, und die Herren Offiziere konnten mir nicht sympathischer sein, da ich über die Erfüllung ihrer Pflichten ganz anders dachte als sie. So hatte ich mich während der Zeit meines Krankenlagers recht einsam gefühlt, und als der Arzt mir endlich den ersten Ausflug gestattete, beschloß ich, von dieser Erlaubnis gleich einen etwas umfänglicheren Gebrauch zu machen, als er es wohl beabsichtigt hatte.
    Ich nahm mir daher ein gutes, indianisches Rindenkanu, legte meine Waffen zu mir und ruderte mich den Bighorn hinauf: ich wollte mir eine rechte Güte tun und wieder einmal eine ganze Nacht im Urwald verbringen.
    Proviant hatte ich nicht mitgenommen; zum Trinken gab es Wasser genug, und den Braten sollte mir meine Büchse liefern. So hatte ich mich seit frühmorgens mit einigen kurzen Unterbrechungen den Fluß hinaufgearbeitet und machte

Weitere Kostenlose Bücher