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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde ich ihm entgegenreiten, um ihm zu sagen, daß er nicht kommen soll!“
    „Ich werde Sie daran zu verhindern wissen!“ drohte er.
    „Versuchen Sie das!“ antwortete ich ruhig. „Zunächst werde ich jeden niederschießen, der es wagt, seine Hand an mich zu legen, und sodann werde ich einen wahrheitstreuen Bericht der Tetong-Angelegenheit nach Washington senden. Man wird dort einsehen, daß man sich nicht stets zu wundern braucht, wenn die Indsmen zu den Waffen greifen.“
    Er starrte mich ganz erschrocken an, und als ich Miene machte, zu gehen, rief er:
    „Halt, Sir! Ich kann in dieser Sache erst dann etwas unternehmen, wenn ich mich mit dem Offizierskorps beraten habe.“
    „Gut, tun Sie das, und geben Sie mir dann Nachricht, ob der Häuptling freies Geleit haben soll oder nicht!“
    Ich verließ ihn und ging nach dem Store, wo ich mir einen kleinen Raum gemietet hatte. Im Stall dort stand mein Mustang. Er hatte lange ausgeruht und wieherte freudig auf, als ich ihn in den Hof zog, um ihn zu satteln. Ich tat dies, weil ich auf alles gefaßt sein wollte. Ich füllte die Satteltaschen mit meinen Habseligkeiten und tat ganz so, als ob ich für immer abreisen wolle; dann begab ich mich in meine Kammer zurück, um das Kommende abzuwarten.
    Nach einiger Zeit sandte man mir einen Unteroffizier mit der Botschaft, daß man beschlossen habe, dem Häuptlinge freies Geleit zu bewilligen, doch war dies nicht imstande, mich vollständig zu beruhigen.
    Der Raum, in welchem ich mich befand, lag dicht an der Stube, in welcher die Gäste und Käufer verkehrten; es herrschte heute dort ein ganz ungewöhnlicher Lärm, und ich vernahm bald, daß er von den fremden Fallenstellern verursacht wurde. Einmal waren zwei von ihnen in den Hof herausgetreten und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Sie standen der einfachen Bretterwand meines Raumes nicht nahe, und so hörte ich nur einige abgebrochene Sätze von ihrer Unterredung.
    „Prachtvoller Mustang … mehr wert als alle unsere Klepper.“
    „Von wem mag er sein?“ fragte der andere.
    „Jedenfalls von einem der Offiziere.“
    „Da dürften wir uns nicht daran wagen … armseliges Leben nun … Goldstaub und Nuggets alle … verspielt … wird es wohl glücken … Ölprinz … hat Millionen liegen.“
    „Ist es wirklich der Schwager von …?“
    „Sicher! … kennt ihn ganz genau … seit zwei Jahren am Shayansee … genau erkundigt … bloß Flowing-wells, baut aber jetzt auch große Pumping-wells mit Dampfbetrieb.“
    „Wird ein feines Geschäft … nur keiner überleben, sonst … daß die Sache an den Tag kommt.“
    Jetzt erhob sich in der Schenk- und Ladenstube abermals ein greulicher Lärm, so daß ich kein weiteres Wort verstehen konnte, und dann verließen die beiden den Hof. Von wem und was hatten sie sich unterhalten? Je mehr ich über das Gehörte nachdachte, desto verdächtiger kam es mir vor. Es sollte etwas nicht an den Tag kommen, und darum sollte keiner leben bleiben. Hatte man es etwa auf einen Ölprinzen abgesehen? Wessen Schwager war dieser? Was hatte es für eine Bewandtnis mit dem Goldstaub und den Nuggets? Hatte ich es mit einer Bande Pferdediebe zu tun? Oder trieben diese als Fallensteller maskierten Leute etwa gar das Handwerk von Bushheaders, welche besonders gern einsame Farmen oder Reisende überfallen, welche mit Goldsand aus Kalifornien über die Berge herüberkommen. Indem ich mir Mühe gab, über das Belauschte ins klare zu kommen, hörte ich draußen auf dem Platz ein lautes Rufen:
    „Ein Roter, ein Roter, ein Häuptling kommt!“
    Dieser Ruf wurde auch im Store vernommen, und alle dort Anwesenden eilten hinaus, um den Indianer zu sehen. Ich tat dasselbe und sah wirklich das ‚Tödliche Feuer‘ bereits die Anhöhe heraufkommen. Er war ganz allein, draußen aber, wohl eine englische Meile entfernt, hielten drei Reiter mitten auf einer lichten Stelle, von welcher aus man das Fort im Auge haben konnte.
    Der Häuptling sah heut ganz anders aus. Sein prächtig aufgezäumter Rappe trug eine langwallende Mähne und schleifte den Schweif fast an der Erde hin. Der Reiter hatte sein Haar zu einem helmartigen Schopf gewunden, in welchem drei Adlerfedern, die Zeichen der Häuptlingswürde, steckten. Die Nähte seiner Leggins und seines Jagdhemdes waren ganz mit dem Haar erlegter Feinde befranst; an seinem Gürtel hingen nicht weniger als dreizehn in Zöpfe geflochtene Skalpe schuppenartig nebeneinander, und sein Mantel bestand

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