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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm die rechte Seite des Gesichts vollständig abrasiert hatte. Er war schauderhaft anzusehen mit seiner bebarteten linken und der rohfleischfarbenen rechten Hälfte des Gesichts.
    „Man muß mitmachen? Wer hat das bestimmt, Sir?“ fragte ich.
    „Ich, Master“, antwortete er. „Ihr müßt nämlich wissen, daß ich der Anführer dieser ehrenwerten Gentlemen bin. Wir sind nach Fort Cast gekommen, um neue Munition zu kaufen und werden dann wieder ein wenig Biber fangen.“
    „So wünsche ich Euch viel Glück im Geschäft, Sir. Good bye!“
    Ich wollte gehen, er aber hielt mich am Arm fest.
    „Zounds! Wollt Ihr wohl stehen bleiben und einen Drink mit uns schießen! Ich habe Euch gesagt, daß ein jeder muß!“ meinte er.
    „Pshaw! Und ich sage Euch, daß ich nicht will!“
    Ich schüttelte seinen Arm ab und ging.
    „Ah, ein Gentleman, der zwar ein Schießzeug trägt, aber nicht schießen kann!“ lachte er höhnisch, und die anderen stimmten in sein Gelächter ein. „Seht ihn an! Er hat gewichste Stiefel wie ein Dancing master und eine Haltung wie ein Nobelkutscher. Wir werden ihn schon noch zwingen, uns zu zeigen, was er mit seiner Sonntagsbüchse zu leisten vermag!“
    Ich beachtete dieses Geschwätz natürlich gar nicht und trat durch das geöffnete Tor in das Fort, wo ich mich sofort zum Major begab. Dieser hatte sich soeben von seiner Nachtruhe erhoben und empfing mich entschieden mürrisch.
    „Wo haben Sie gesteckt, Sir?“ fragte er mich. „Man hat Sorge um Sie gehabt. Ein Bewohner des Forts soll nicht über Nacht fortbleiben. Sie wissen, daß ich für jedes Unglück verantwortlich gemacht werde!“
    Das war ja geradezu ein Verweis, den ich erhielt! Ich hatte im Fort nur meinen dort ja bisher unbekannten Namen angegeben; daß ich der so oft genannte Old Shatterhand sei, wußte niemand, sonst hätte der Major sich wohl eines solchen Tons nicht bedient.
    „O bitte, Sir“, sagte ich daher, „es ist mir nicht bekannt, daß ich mich bei meiner Ankunft auf Fort Cast meiner Selbständigkeit begeben hätte. Ich als Zivilist betrachte diesen Ort als gut geeignet, mir neue Kleider, Patronen usw. zu kaufen und mir einige Ruhe zu gönnen, mich aber einer Disziplin zu unterwerfen ist ganz und gar nicht meine Absicht gewesen. Übrigens habe ich während meiner Abwesenheit für das Wohl der Ihrigen vielleicht nicht weniger gesorgt als Sie selbst.“
    „Was soll das heißen?“ fragte er kurz.
    „Fort Cast sollte überfallen werden.“
    „Ah!“ rief er erbleichend. „Von wem?“
    „Von dem Häuptling der Tetongs. Er steht mit dreihundertfünfzig Indianern hier in der Nähe. Zufälligerweise ist er mein Freund und hat mir versprochen, aus Rücksicht auf unsere Freundschaft vorläufig von jeder Feindseligkeit abzusehen. Er wird heute Fort Cast besuchen, um Genugtuung zu verlangen. Wird ihm diese verweigert, so stehe ich für nichts.“
    „Oh, Sie haben ja übrigens auch sonst für gar nichts zu stehen“, antwortete er. Er hatte sich von der ersten Überraschung erholt und fügte hinzu: „Ihr Ton kommt mir recht eigentümlich vor!“
    „Ich gehe auf denselben Ton ein, den Sie selbst anschlugen. Ich traf den Häuptling im Wald und habe mich beeilt, Sie zu benachrichtigen.“
    „Sie trafen ihn im Wald, Sir, wie kommen Sie dazu, der Freund eines Häuptlings der Tetongs zu sein? Ich hielt Sie für einen verirrten Sommerfrischler, der sich zu weit vorgewagt hatte und für dieses Mal mit einer kleinen Schußwunde davongekommen war. Sie hatten zwar erschrecklich viele Waffen an sich herumhängen, als Sie kamen, aber einen Schuß hat Sie noch niemand tun sehen.“
    „Jeder nach seinem Gusto; ich kaufe mir die Munition nicht, um sie zwecklos zu verpuffen.“
    „Mag sein“, sagte er ungläubig. „Wo und wann trafen Sie den Häuptling?“
    „Ich bin nicht in der Lage, Ihnen genaue Auskunft zu geben. Es ist den Indianern Unrecht geschehen, und ich bin der Freund ihres Häuptlings; ich habe für das Fort getan, was ich tun konnte, aber einen Verrat an dem Freunde werde ich nicht begehen.“
    „Ah, Sie wollen nicht sagen, wo die Rothäute stehen?“ fragte er.
    „Nein.“
    „Ich werde Sie zwingen!“
    „Pshaw! Es ist mir nicht angst! Ich kenne die Situation so genau, daß ich sogar dem Häuptling freies Geleit versprochen habe.“
    Das war dem Offizier denn doch zu viel.
    „Sind Sie bei Sinnen, Sir!“ rief er. „Ich werde den Häuptling ganz im Gegenteil festhalten; er wird als Geisel hier bleiben!“
    „So

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