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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über die Dark-Hills hinüberzugehen nach den Wassern des Tonque, an denen mich Winnetou, der Häuptling der Apachen, erwartete.
    Als ich mit dem ‚Tötenden Feuer‘ aus dem Fort geritten war, hatten wir nicht die mindeste Verfolgung bemerkt und waren auf drei Vorposten gestoßen, ohne weiter belästigt worden zu sein. Von da ritten wir am Fluß aufwärts und trafen bald auf die Schar der Tetongs, welche ihren Anführer mit Ungeduld erwartete.
    Es wurde sofort eine Beratung gehalten. Der Häuptling erzählte, was ihm geschehen war, und alle waren ergrimmt und bereit, diese neue Treulosigkeit zu rächen.
    „Ja, sie soll gerächt werden“, sagte das ‚Tötende Feuer‘, „aber meine Brüder werden erkennen, daß die Bleichgesichter, welche bunte Kleider tragen, jetzt gewarnt sind und uns erwarten. Wir werden daher eine Zeit vergehen lassen, bis sie vergessen haben, aufmerksam zu sein. Aber unsere Tomahawks müssen trotzdem aus dem Gürtel gezogen werden. Der Mann mit dem halben Gesichte hat gesagt, man solle den Häuptling der Tetongs mit Teer und Federn beschmieren; er hat mich ergriffen und geschlagen; er und seine Männer, sie sollen die Hand der roten Krieger fühlen.“
    Es wurde nun beschlossen, durch einige geschickte Kundschafter das Fort bewachen zu lassen, um zu sehen, wann die Fallensteller es verlassen würden; dann wollte man ihnen nach, um sie zu züchtigen.
    Ich war bei dieser Beratung nicht anwesend, sondern der Häuptling teilte mir das Resultat derselben mit. Ich hatte nicht die Macht, den Beschluß der Indianer zu ändern, und da ich nicht Lust hatte, ihrem Angriff auf die Weißen beizuwohnen, so blieb ich nur einen Tag bei ihnen und brach dann auf, um Winnetou aufzusuchen.
    Ich ritt am Fluß aufwärts und folgte dann dem rechten Oberlauf desselben. Nach einem zweitägigen Ritt befand ich mich nun an meinem heutigen Lagerplatz und wollte morgen nach Osten biegen, um über die Dark-Hills zu gehen.
    Meine Abendmahlzeit hatte ich gehalten und ließ nun, da es nicht kühl war und ich hier von Mücken nicht belästigt wurde, mein Feuer ausgehen. Ich war ermüdet und stand eben im Begriff, einzuschlafen, als mein Pferd auf jene Weise schnaubte, welche die Anwesenheit von etwas Verdächtigem melden soll. Ich lauschte, konnte aber nichts bemerken, trotzdem der Mustang das Schnauben wiederholte.
    Ich erhob mich also und trat zu ihm. Er rieb den schön gebauten Kopf an meiner Schulter, öffnete die Nüstern und sog die Luft ein, welche leise von Süd herunterstrich. Ich folgte dieser stillen Aufforderung – wirklich, die Luft roch brenzlich, sie führte Rauch mit sich. Stammte dieser Geruch noch von meinem bereits verlöschten Feuer, oder gab es da südwärts eine zweite Lagerstätte?
    Ich mußte mich überzeugen und schlich in der angegebenen Richtung vorwärts. Meines Pferdes, welches ich zurückließ, war ich natürlich sicher. Es war angehobbelt (Trapperausdruck für angebunden) und hätte auch, ohne gefesselt zu sein, den Platz nicht eher verlassen, als bis ich zu ihm zurückkehrte.
    Je weiter ich vorwärts kam, desto leichter bemerkbar, desto stärker wurde der Geruch; der Rauch wurde dichter, und endlich sah ich den hellen Schein des Feuers zwischen den Bäumen leuchten. Ich verdoppelte die Vorsicht und sah nun, hinter einer mächtigen Eiche stehend, vier Männer um das Feuer liegen. Sie waren Weiße und trugen die dauerhafte Kleidung der Fallensteller. Ein jeder hatte die Waffen bei der Hand liegen, doch zeigten sie sämtlich kein gefährliches Aussehen. Ich schob mich unhörbar noch weiter vor, stand dann auf und war nach drei raschen Schritten neben ihnen.
    „Good evening, Mesch'schurs!“ grüßte ich. „Habt ihr nicht noch einen Platz bei euch am Feuer?“
    Sie hatten bei meinem Erscheinen sofort die Waffen ergriffen, waren aufgesprungen und umringten mich jetzt, die Büchsen schußfertig im Anschlag.
    „Wer seid Ihr?“ fragte der eine.
    „Nichts, weiter nichts als ein einsamer Westläufer, der sich freut, Kameraden gefunden zu haben.“
    „Oho! Ihr seht nicht aus wie ein Westläufer, mein Junge! An Euch ist ja alles so sauber und blitzeblank, daß Ihr von Westen gar noch nicht viel gesehen haben könnt. Woher kommt Ihr, he?“
    „Von Fort Cast.“
    „Ah! Und wohin wollt Ihr?“
    „Hinüber nach dem Tonque, um einen Freund zu treffen, der mich dort erwartet.“
    „Wer ist dieser Freund?“
    „Winnetou, der Apache.“
    „Good luck! Ist's wahr?“
    „Ich habe es ja deutlich genug

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