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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatten, nur flüchtig bemerkt, als ich von meiner Kanufahrt zurückkehrte, aber der Westmann hat ein scharfes Auge für jede Kleinigkeit, und so hatte ich auch unwillkürlich die Zeichen noch im Gedächtnisse, welche sich auf zweien von ihnen befunden hatten. Jeder Trapper nämlich versieht seine Fallen mit einem bestimmten Zeichen. Daher fragte ich:
    „Hattet ihr eure Fallen nicht gekennzeichnet?“
    „O doch!“
    „Ich habe Fallen gesehen mit einem W.B. und auch mit fünf Sternen, die ein stehendes Kreuz auf dem Bügel bildeten.“
    „Behold, das sind unsere Fallen! Wo waren sie, Master?“ fragte der Mann sehr schnell.
    „Sagt mir erst, wer dieser rote Olbers ist!“
    „Niemand weiß, woher er kommt, aber ein Yankee ist er jedenfalls, und zwar einer der unsaubersten. Man hat ihn drüben in Kalifornien gesehen, wo er in den Diggins sehr dunkle Geschäfte gemacht haben soll. Er mußte sich aus dem Staub machen und tauchte zuerst bei Fort Benton wieder auf, wo er den großen Mogul spielte und mit Nuggets nur so um sich warf; er soll viele Tausende von Dollar an Goldkörnern verspielt und verschleudert haben –“
    „Wann war dies?“ unterbrach ich ihn, da eine Erinnerung in mir auftauchte.
    „Das war vor vier Jahren um die jetzige Jahreszeit. Später sah man ihn unten in Santa Fé, dann in Bents Fort, und überall, wo er war, geschahen große Räubereien. Jetzt hat er eine ganze Bande beisammen, aber ich hoffe, daß er einmal ergriffen wird; dann ist der Strick sein sicheres Eigentum!“
    „Habt Ihr ihn gesehen? Könnt Ihr ihn mir beschreiben?“
    „Ich weiß nur, daß er ein halbes Gesicht hat; auf der rechten Seite fehlt die Haut mit fast dem ganzen Fleisch. Er muß sich einmal unter einem sehr scharfen Messer befunden haben.“
    „Er ist's! Eure Fallen sah ich in Fort Cast.“
    „Holla, in Fort Cast! Also doch! Die mit W.B. sind mein; ich heiße ja William Brandes. Wir müssen sie uns wieder holen!“
    „Auf dem Fort befinden sie sich nicht mehr. Ich wohnte bei dem Besitzer eines Store, und als ich am letzten Tag die Miete bezahlte, erfuhr ich, daß er vom roten Olbers eine ganze Menge Felle gekauft habe; die Fallen aber waren ihnen nicht feil gewesen. Die Diebe befinden sich nicht mehr im Fort, wie ich vermute. Übrigens hatte dort niemand eine Ahnung, daß dieser Mensch der rote Olbers sei.“
    „Wißt Ihr nicht, wohin er sich wenden wird?“
    „Vielleicht“, antwortete ich. Es fiel mir das Gespräch ein, welches ich im Store belauscht hatte, und so fragte ich: „Seid ihr vielleicht in der Gegend des Shayansees bekannt?“
    „O sehr. Wir haben den letzten Winter dort verbracht. Diese Gegend gehört dem reichen Wittler. Er hat vor zwei Jahren dort eine Ölquelle entdeckt und schickt jetzt Hunderte von Fässern den Missouri hinab. Ich glaube gar, daß er jetzt einen Bohrer angelegt hat, um das Geschäft zu vergrößern.“
    „Kennen Sie seine Familie?“
    „Warum sollte ich nicht, Sir? Er hat Frau und drei Kinder, nämlich zwei Söhne und ein Töchterchen, und außerdem wohnt eine Schwester bei ihm, deren Mann irgendwo elend umgekommen sein muß. Er befand sich in Kalifornien und schrieb den Seinen, daß er mit einer tüchtigen Ladung Gold nach Hause kommen werde, ist aber nie angekommen. Er muß Kalifornien vor vier Jahren verlassen haben.“
    „Hieß er vielleicht John Helming?“ fragte ich in höchster Spannung.
    „Versteht sich, Sir, John Helming hat er geheißen. Habt Ihr ihn etwa gekannt?“
    „Nein“, antwortete ich erregt, „aber gesehen habe ich ihn, gesehen als Leiche, ermordet und beraubt von diesem elenden roten Olbers – – –“
    „Mein Gott!“ riefen die vier Männer. „Erzählt, erzählt, Sir!“
    „Nein, dazu ist keine Zeit jetzt; das können wir unterwegs tun. Nun ich klar sehe, müssen wir sofort aufbrechen. Dieser Olbers reitet jetzt nämlich mit seiner Bande nach dem Shayansee, um die Besitzung Wittlers zu überfallen und auszurauben, wie er bereits den Schwager beraubt und ermordet hat. Die Spitzbuben werden eure Fallen wohl noch bei sich führen, da sie hier in dieser Abgeschiedenheit großen Wert haben; ihr kommt also vielleicht wieder zu eurem Eigentume.“
    „Aber, Sir, gebt uns doch wenigstens eine Andeutung!“
    „Nun, ich befand mich vor vier Jahren zum zweitenmal in Amerika und stieg mit Winnetou da oben am Hellgate-Paß herum. Dort fanden wir eines Nachmittags die Leichen mehrerer Männer; sie waren noch warm, und die Mordtat war vor kaum

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