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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nämlich am Rand eines tiefen, eirunden Beckens, dessen Wände von steil aufsteigenden Felsen gebildet wurden. Es hatte ganz das Aussehen, als sei diese große Einsenkung der ausgebrannte Krater eines feuerspeienden Berges. Mehrere hundert Fuß tief unter uns lag auf dem Boden dieses Kraters der See, welcher einen Durchmesser von sicherlich einer guten Wegstunde hatte. Zwischen seinen Ufern und den östlichen Felsenwänden des Beckens sah ich zwischen größeren und kleineren Gebäuden ein sehr reges, geschäftiges Treiben. Dort stand ein ganz aus rohen Steinen gebautes Haus, in dessen Nähe mehrere hölzerne Hütten errichtet waren. Überall lagen Fässer, Dauben, Reifen, Faßböden, die ersteren teils leer, teils mit Petroleum gefüllt. Eine Dampfsäge war in Tätigkeit, große Stämme zu Dauben zu zerschneiden; überall sah man Anlagen, wie sie zur Gewinnung des Petroleums erforderlich sind. Dort aus dem Felsen floß das leuchtende, aber so übel riechende Öl. Man sah, daß es früher in den See gelaufen war, jetzt aber wurde es in mehreren großen Reservoirs aufgefangen, so daß kein Tropfen verlorengehen konnte. Und weiter links arbeitete eine zweite Dampfmaschine, um einen Erdbohrer zu bewegen, welcher die Tiefen des Erdinnern erschließen sollte, wo noch größerer Vorrat des Bitumen vorhanden war.
    Der See hatte keinen Zufluß, von der Ölquelle natürlich abgesehen; sicherlich aber befanden sich mehrere Quellen auf seinem Boden, denn er hatte einen ziemlich bedeutenden Abfluß, welcher an der Nordostseite des Beckens die Felsen durchbrach und sich, wie ich später sah, in den nahen Shayan ergoß. Dieser Abfluß geschah durch einen Felsenspalt, welcher eine Breite von höchstens zwölf Fuß hatte und die einzige Gelegenheit bot, ohne besondere Schwierigkeit von außen her an den See, also in das Innere des einstigen Kraters zu gelangen. Vom Rand der Felsen herabzuklettern schien nur auf der westlichen Seite nicht ganz ungefährlich zu sein.
    Aus dem steilen Gestein schossen einzelne Tannen schlank und hoch empor, und die gefährlichen Risse, Spalten, Löcher, Ecken und Kanten wurden von üppigen Ranken- und Dorngewächsen trügerisch ausgeglichen. An der östlichen Seite aber blickten die scharfen Kanten des Kessels fast senkrecht in die Tiefe nieder; es gab zwar hier und da einen Vorsprung, einen schmalen Absatz oder eine sonstige Unebenheit, welche ein kühner Alpenjäger zum Auf-, vielleicht auch Abstieg hätte benutzen können, aber um dies zu unternehmen, mußte man geradezu Todesverachtung besitzen.
    Wir ritten jetzt am Rand des Kraters hin und dann auf der Außenseite desselben wieder hinab, bis wir zu dem erwähnten Ausfluß gelangten. Hier in dieser Felsenspalte gab es Raum nur für einen einzelnen Reiter, da der übrige Teil der Sohle von dem Abfluß des Sees eingenommen wurde, der gleich einem Bach dahinfloß und ein dunkles, fettes, ölhaltiges Wasser besaß.
    Als sich vor uns der Krater öffnete, erblickten wir einige schmale, lange und sehr seichte Kähne, welche jedenfalls dazu dienten, die gefüllten Petroleumfässer nach dem Shayan zu bringen, wo sie dann auf größere Boote verladen wurden, um nach dem Missouri hinabzugehen.
    Uns links wendend, kamen wir zu den oben angegebenen Anlagen, wo wir von den da beschäftigten Arbeitern mit Staunen betrachtet wurden. Ein Indianerhäuptling war hier am See wohl noch nie gesehen worden, wenigstens so lange die Ölkolonie bestand. Ich fragte nach Mr. Wittler und erfuhr, daß das massive Steingebäude sein Wohnhaus und zugleich Kontor sei. Wir ritten darauf zu, längs des Ufers hin.
    Der See schien sehr tief zu sein und in seinem öligen Wasser kein lebendes Wesen zu beherbergen. So ziemlich in seiner Mitte ragte eine Insel hervor, auf welcher sich, von allerlei Gebüsch umgeben, ein zwar nur aus rohen Balken erbauter, aber hübscher Pavillon erhob. Daß dieses Häuschen fleißig besucht oder benutzt wurde, bewiesen drei Kähne, welche am Ufer lagen.
    Die Zahl der Arbeiter, welche hier angestellt waren, schien nicht sehr beträchtlich zu sein, aber es waren lauter halb wilde, kräftige Gestalten, welche schon etwas vor sich bringen konnten. Man sah uns vom Haus aus kommen, und unter der Tür trat uns ein Mann entgegen, in dessen Gesicht mehr Gutmütigkeit und Offenheit lag, als es sonst bei den Yankees der Fall zu sein pflegt.
    „Ist Mr. Wittler zu sprechen, Sir?“ fragte ich.
    „Ja, ich bin es selbst“, antwortete er. „Ihr seid Jäger und sucht

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