40 - Invasion von Scorpio
wie man ihnen aus dem Weg geht.«
Als hätte sie mich nicht unterbrochen, redete ich in einem Tonfall weiter, der so beschwichtigend wie möglich war.
»Ich muß über ihre Stärke Bescheid wissen, über ihre Bewaffnung, ihre Flugboote, ihre Schwächen ...«
Sie stieß ein kurzes schmerzerfülltes Lachen aus. »Du erwähnst Flugboote, dann plapperst du wie ein Narr über Schwächen. Die Shanks haben keine Schwächen.«
»Und doch haben wir sie in großen Schlachten besiegt.«
»Nun, uns haben sie in kleinen Schlachten besiegt.«
Ich richtete meinen Blick auf sie und schaute ihr in die Augen.
»Glaubst du mir, Dame Kovneva?«
Das hatte noch mehr Rufe zur Folge; einige waren für mich, andere gegen mich. Layla nal Borrakesh holte zischend Luft. »Ich muß darüber nachdenken. Du wirst nicht getötet, zumindest jetzt noch nicht.«
Ein Khibil drängte sich vor, sehr arrogant, sehr überlegen. Sein schlaues Fuchsgesicht mit den borstigen roten Schnurrbarthaaren war zu einer Grimasse verzogen.
»Meine Dame, frag den Shint, wieviel Zeit verstrichen ist, seit er das Lager von Nath dem Ron verlassen hat!«
Das hatte einen Chor aus Geheul und Schreien zur Folge, und der Khibil strich sich in einer Anwandlung von Zufriedenheit über die Schnurrbarthaare.
Die Kovneva hob die Hand, und es kehrte wieder etwas Ruhe ein.
»Nun, Shint? Wann hast du Nath den Ron das letzte Mal gesehen?«
»Noch nie von dem Burschen gehört. Nun muß ich aber wirklich ...«
Das hatte wieder einen Aufruhr zur Folge. Man brauchte kein großes Genie zu sein, um zu vermuten, daß Nath der Ron Anführer einer ähnlichen Bande wie der der Kovneva war und daß es sich um einen Rivalen handelte.
Der Strick, den man um mich geschlungen hatte, wurde lästig. Ich entwand meinen linken Arm dem Griff des Brokelsh, der ihn festzuhalten versuchte, und streifte den Strick ab.
Der Brokelsh wollte mich schlagen. Ich sprang auf die Bank, hob den linken Fuß und trat ihn – nicht all zu hart – auf die Nase, woraufhin er laut kreischte und umherspuckte. Blut tropfte, was mir leid tat – zumindest ein klein wenig.
»Er entkommt!« rief der Khibil.
»Ich fliehe nicht, du dummer Onker!« schrie ich ihn an.
Die Kovneva trat einen Schritt zurück. Der Bursche, der sich immer noch an meinem rechten Arm festklammerte – ein Thanko mit gebogener langer Nase und gekräuseltem Haar, das wie ein dreckiger Mop aussah –, trat ebenfalls zurück und ließ mich los. Ich streckte mich. Ich sah Layla nal Borrakesh an, und etwas von der alten Dray Prescot-Teufelsfratze zeigte sich auf meinem Gesicht.
»Hört zu, ihr Haufen Famblys!« Ich benutzte meine weitreichende Vordeckstimme. »Ich bin hier, um die Shanks zu bekämpfen. Ich bin nicht hier, um in eure kleinlichen Streitereien verwickelt zu werden. Ihr könnt Nath den Ron bekämpfen, wenn ihr wollt. Dazu wünsche ich euch allerdings kein Glück, da Ron Nath und ihr euch zusammenschließen solltet, um mir dabei zu helfen, die Shanks zu bekämpfen und zu überwältigen, bis in Tarankar kein einziger Fischkopf mehr übrig ist!«
Nun, das war schwülstig und angeberisch, Worte, die Dray Prescot sonst fremd waren. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich es aber für erforderlich.
Ich glaube, es sprach nur eine Sache für mich – ich war kein Shank.
Unschlüssigkeit verdüsterte Layla nal Borrakesh' Gesicht. Einige der anderen diskutierten heftig miteinander. Zu welchem Ergebnis sie auch gelangten, ich hatte beschlossen, nicht hierzubleiben. Ich würde flüchten. Sicher waren viele von ihnen Bogenschützen aus Loh, aber ich würde ihren Pfeilen auszuweichen wissen.
Der Khibil wollte von dem Ganzen nichts wissen.
Als die anderen streitend zurücktraten, tat er einen Schritt nach vorn. Seine Schnurrbarthaare sträubten sich mir fast entgegen.
»Ich bin Orion Farantino, den man den Rekarder nennt. Du hast bis jetzt weder deinen Namen noch deine Stellung genannt. Darum geht es aber nicht.« Er versuchte, in ruhigem Tonfall voll kalter Drohung zu sprechen, aber die Worte wurden durch die Gewalt seines leidenschaftlichen Zorns eher herausgekreischt. »Ich sage, du lügst, Shint! Du lügst!«
»Wenn du im Hyr Jikordur gegen mich kämpfen willst, muß ich dich enttäuschen.« Das sagte ich auf sehr mürrische und knurrende Art, sehr verächtlich. »Kümmre dich um deine eigene Stellung, Farantino, und steck deine Nase nicht in fremde Angelegenheiten!«
Er keuchte. Eines seiner Schwerter zischte aus der Scheide. Er stürzte
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