40 Stunden
hatte. Dann fi el i hm ein, dass er es in seiner Sweatshirtjacke gelassen h att e.
Er schwang die Beine aus dem Bett, stellte die Füße auf den Boden. Er war noch immer halb nackt, stellte er fest. Wer hätte ihn auch anziehen sollen? Über seine eigene Schulter hinweg wanderte sein Blick zu Ira, deren Gestalt in dem schwachen Licht wie ein Schattenriss wirkte.
Soweit er es erkennen konnte, trug sie wieder ihre Jeans und Bluse und Strickjacke. Auch ihre Haare saßen genauso ordentlich wie am Abend zuvor. Wenn die Erinnerung an das, was sich in der Nacht zwischen ihnen abgespielt hatte, nicht glasklar gewesen wäre, hätte er glauben können, alles nur geträumt zu haben. » Du warst wirklich die ganze Zeit hier.« Er sagte es als Feststellung, nicht als Frage.
Sie nickte. » Ich habe versprochen, dein Handy zu bewachen.«
Er ließ den Kopf hängen. » Du bist eine seltsame Frau, weißt du das?«
» Danke für das Kompliment.«
Er verspürte das Bedürfnis, der Situation zu entkommen. Außerdem musste er wissen, ob es etwas Neues gab, also stand er auf, zog seine Unterhose an und nahm das Billighandy vom Nachttisch, wo Ira es hingelegt hatte. Trotz der frühen Stunde wählte er Lauras Nummer. Er wusste nicht, ob sie seinen Anruf abgehört hatte und in Sicherheit war. Es blieb auch dabei. Laura hatte ihr Telefon ausgeschaltet. Er biss die Zähne zusammen. Dann wählte er die Nummer des KTI , und er wartete nur wenige Sekunden, bevor jemand dranging.
» Schneider?« Bens mürrische, erschöpft klingende Stimme.
» Ben?«
» Faris!« Sofort klang Ben wacher. » Wie geht es dir?« In seiner Frage schwang das Wissen um Pauls Tod mit.
» So weit okay.«
» Hey, das mit Paul…«
Rasch fiel Faris ihm ins Wort. » Später. Gibt es Neuigkeiten?«
Er hörte Ben gähnen und schämte sich, dass er geschlafen hatte, während die Kollegen Überstunden schoben. » Einige. Wir wissen zum Beispiel jetzt, dass der Täter Nanothermit in seine Bomben tut.«
Thermit. Faris sah Pauls verkohltes Gesicht vor sich. Ihm wurde wieder schlecht. Sein Blick fiel auf Iras Umrisse. Sie hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Er konnte ihre Augen nicht erkennen, aber trotzdem war er sicher, dass sie ihn beobachtete.
» Und wir haben ein paar interessante Dinge auf dem Computer gefunden, den Marc in Ellwangers Wohnung beschlagnahmt hat. Eins davon sieht aus wie ein Schaltplan des Herzmonitors.«
» Ich komme zu euch«, sagte er.
Doch zu seiner Verwunderung wehrte Ben ab. » Nicht nötig. Soweit wir die Dinge im Griff haben, läuft hier alles. Solange der Anrufer sich nicht wieder meldet, kommen wir ohne dich klar. Tromsdorff hat Befehl gegeben, dich sofort wieder nach Hause zu jagen, wenn du hier auftauchst.« Er machte eine kurze Pause. » Himmel, Faris, er macht sich echt Sorgen um dich!«
Faris rieb sich die Stirn. Im ersten Moment wollte er sich gegen den erneuten Ausschluss vom Team wehren, aber er ließ es bleiben. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und ihm wurde bewusst, dass er über vierundzwanzig Stunden lang nichts gegessen hatte. » Sag mal«, meinte er. » Du kannst doch bestimmt die Position eines Handys orten, oder?«
» Wenn es eingeschaltet ist, kein Problem.«
Faris biss sich auf die Unterlippe. » Und wenn es aus ist?«
» Keine Chance! Allenfalls kann ich versuchen rauszufinden, wo es sich zuletzt eingewählt hatte, bevor man es ausgeschaltet hat.«
Das würde ihm eventuell einen Hinweis darauf geben, ob Laura Berlin wirklich verlassen hatte. » Kannst du das für mich tun?«, fragte Faris.
» Meinst du nicht, dass ich schon genug um die Ohren habe, Kollege?«
» Es geht um Laura.«
» Oh.« Ben räusperte sich. » Okay. Gib mir ihre Nummer.«
Faris gab ihm Lauras Handynummer durch.
» Gut, warte einen Moment.« Ben legte den Hörer weg, und es dauerte einige Minuten, bevor er sich wieder meldete.
» Das Handy wurde gegen halb eins nachts ausgeschaltet. Davor war es im Bezirk Steglitz eingewählt.«
Faris massierte sich die Stirn. In Steglitz lagen Lauras Wohnung– und auch die Klinik, in der sie als Kinderärztin arbeitete. Laura war also mit hoher Wahrscheinlichkeit nach wie vor in Berlin. Er versuchte, die Anspannung zu lockern, die ihn bei diesem Gedanken ergriff. » Danke, Ben«, murmelte er und legte auf.
Danach starrte er eine Weile lang das Handy in seiner Hand an, warf es schließlich auf das Bett und begann, sich anzuziehen.
Ohne sich von ihrem Sessel zu erheben, schaltete Ira die
Weitere Kostenlose Bücher