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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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genau hin. » Sieht merkwürdig aus«, kommentierte er. » Was haben sie da auf Stirn und Wangen wegretuschiert?«
    Faris atmete ein paarmal tief ein und aus. Dann erzählte er in wenigen Worten von der Kreuzigung, dem Herzmonitor und der Tatsache, dass in Berlin die große Bombe hochgehen würde, sobald das Herz des Opfers aufhörte zu schlagen.
    Bei jedem Satz wurden Hesses Augen größer. » Was für eine Story!«, entfuhr es ihm.
    Im selben Moment überfiel Faris ein starkes Schwindelgefühl. Er musste sich an der Tischkante festhalten, um nicht zu straucheln. Kurzzeitig wurde ihm schwarz vor Augen.
    » Was ist?«, hörte er Hesse fragen. Er blinzelte und bemerkte, dass der Reporter ihn besorgt anblickte. » Geht es dir nicht gut?«
    Er schüttelte den Kopf, der daraufhin mit einem dumpfen Schmerz reagierte. » Nur ein bisschen Kopfschmerzen.« Jetzt ließ er sich doch auf den Schreibtischstuhl sinken, den der Reporter ihm schon vorhin angeboten hatte.
    » Hast du dich auf eine Gehirnerschütterung hin untersuchen lassen?« Hesse lehnte sich zur Seite, kramte in einem Möbelstück herum, das wie ein alter Nachttisch aussah. Dann holte er eine weiß-blaue Schachtel hervor und warf sie Faris in den Schoß. Es waren Kopfschmerztabletten.
    Faris nahm sich zwei davon und spülte sie mit dem Rest Tee hinunter.
    Währenddessen begann Hesse wieder, auf seiner Tastatur herumzutippen. Mit der Rechten klickte er sich durch einige Menüs und schrieb dann einen kurzen Text.
    » Wer kennt diesen Mann?«, las Faris. Hesse hatte die Pressemitteilung auf seine eigene Website gestellt, was in diesen Minuten wahrscheinlich Dutzende Onlineredakteure überall in Berlin ebenfalls taten. In spätestens anderthalb Stunden würde das Foto auf den Titelseiten der Extrablätter erscheinen.
    Die Frage war, wie der Anrufer darauf reagieren würde. Bisher hatte er sich nicht mehr gemeldet, aber die Chancen waren groß, dass er wieder anrief, wenn er das Foto sah. Und dann würde er erfahren, dass man Faris von dem Fall abgezogen hatte. Faris schluckte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis in der Stadt die nächste Bombe hochgehen würde, davon war er jetzt überzeugt.
    Plötzlich fühlte er sich unendlich müde. Er nahm sein Handy hervor und wählte Pauls Nummer.
    » Sievers«, meldete sich die vertraute Stimme seines Partners am anderen Ende.
    » Paul, ich bin’s!«
    » Faris. Wo bist du?«
    » Bei Hesse. Er richtet mir gleich einen Internetzugang ein, von dem aus ich Zugriff auf Dig AA habe. Hat Tromsdorff mich freigeschaltet?«
    » Widerwillig«, sagte Paul ernst. » Er lehnt sich dabei weit aus dem Fenster, das weißt du, oder?« Er wartete keine Antwort ab, sondern gab Faris stattdessen den aktuellen Zugangscode. Wenn er sich wunderte, warum sein Partner zu dem Reporter gefahren war und nicht nach Hause, so ließ er es sich nicht anmerken.
    » Gibt es bei euch etwas Neues?«, fragte Faris. » Ich meine, abgesehen davon, dass das Foto des Gekreuzigten veröffentlicht wurde?«
    » Du hast es schon gesehen.« Paul seufzte. » Andersen hat zusätzliche Einheiten ins Olympiastadion beordert. Sie sollen die dort stationierten Kollegen bei der Suche nach Sprengstoffen unterstützen. Anfragen an die umliegenden Länder laufen, damit wir mehr Hundestaffeln bekommen.«
    » Hat sich der Anrufer wieder gemeldet?«
    » Noch nicht, wir…« Der Rest von Pauls Satz ging in dem erfreuten » Hey, na wer sagt’s denn!« unter, das Hesse ausstieß. Faris blickte hastig zu dem Reporter hinüber und sah zu, wie der sich interessiert über seinen Monitor beugte.
    » Entschuldige«, sagte Faris zu Paul. » Ich habe deinen letzten Satz nicht mitbekommen.«
    » Ich sagte, wir sind nicht ganz sicher, ob wir froh oder beunruhigt darüber sein sollen«, wiederholte Paul.
    » Mist!«, brummte Hesse in dem Moment.
    » Warte mal, hier tut sich offenbar gerade was.« Faris stand auf und trat neben den Reporter. Erste Reaktionen auf den Beitrag, den der Reporter soeben online gestellt hatte, trudelten ein. Wie so oft verblüffte es Faris, mit welcher Geschwindigkeit die Dinge im Internet abliefen. Und wie wenig Sinn sie oftmals ergaben. Als er die ersten Zeilen überflog, sah er, dass die meisten Kommentare unbrauchbar waren.
    Hässlicher Kerl!, schrieb einer der User.
    Und ein anderer antwortete: Findest du? Sieht irgendwie nicht aus wie ein Verbrecher.
    Ist er auch nicht, schoss es Faris durch den Kopf. Während er sich durch den Rest der ausschließlich

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