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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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mithören.«
    Tromsdorff nickte. » Gut. Faris, sieh zu, dass du wegkommst!«
    Faris wollte sein Smartphone wie gewohnt in die Innentasche seiner Lederjacke stecken, aber dort befand sich bereits das Billighandy, also ließ er sein erstes Gerät in die Tasche seiner Jeans gleiten.
    » Faris ist mein Partner«, sagte Paul. » Ich fahre mit ihm.«
    » Du bist hier wichtiger«, widersprach Tromsdorff, aber nach einigem Zögern gab er widerwillig nach. » In Ordnung.«
    Kurz darauf saßen sie in einem zivilen Einsatzwagen, einem schwarzen BMW M3, und fuhren Richtung Kurfürstendamm. Auf dem Weg in die Garage hatte Faris Hesse angerufen und ihn gefragt, ob er sein Motorrad brauchte, aber der Journalist hatte abgewunken.
    » Ich komme schon klar, Kumpel«, hatte er Faris beruhigt. » Ich habe ja noch meinen Lieferwagen. Kümmere du dich um die wichtigen Dinge!«
    Während Faris nun durch den dichten Hauptstadtverkehr steuerte, starrte Paul durch die Windschutzscheibe nach vorn auf die Straße und schwieg. Als sie an einer roten Ampel halten mussten, wurde die Stille drückend.
    » Gruselig«, murmelte Paul schaudernd.
    » Was meinst du?«
    » Der Anruf vorhin. Hattest du auch das Gefühl, dass der Kerl uns beobachtet?«
    Faris dachte an die Kameras in der U-Bahn-Station. » Er weiß viel«, stimmte er zu. » Über mich, über die SERV .« Die Waffe unter seiner Achsel fühlte sich ungewohnt und schwer an, und das zeigte ihm, wie sehr ihn die letzten Monate verändert hatten. Früher hatte er das Teil nicht mal gespürt.
    Paul nickte und schaute einer jungen Frau im Minirock hinterher, die vor ihnen die Straße überquerte. » Glaubst du, er kennt uns persönlich?« Die Ampel schaltete auf Grün, aber sie konnten immer noch nicht weiterfahren, weil die Kreuzung vor ihnen verstopft war. » Er hat Tromsdorffs Namen und Dienstgrad genannt, aber das kann er auch recherchiert haben.«
    Plötzlich fiel Faris etwas ein, an das er bisher gar nicht mehr gedacht hatte. » Bei seiner ersten Kontaktaufnahme«, murmelte er. » Da hat der Anrufer mir befohlen, die Kollegen nicht einzuschalten. ›Vorerst‹, hat er gemeint. Ich habe mich darüber gewundert, es aber dann bei all dem Chaos vergessen.«
    Die Frau verschwand um eine Hausecke. Hinter ihnen hupte jemand.
    Faris warf einen Blick in den Rückspiegel. » Und dann, nach der ersten Bombenexplosion hat der Kerl mir ausdrücklich erlaubt, die SERV hinzuzuziehen. Er wollte nicht nur mich, er wollte, dass das Team gegen ihn ermittelt.«
    » Du meinst, er hat eine Rechnung offen, aber möglicherweise nicht mit dir, sondern mit der SERV .«
    Faris warf seinem Partner einen Seitenblick zu. » Gib das am besten mal an die anderen weiter. Sie sollen das checken.«
    Während Paul im War Room anrief, trommelte Faris ungeduldig auf das Lenkrad. » Geht das da vorne endlich mal weiter?«, grummelte er.
    Paul legte auf. » Gitta macht sich dran.« Er seufzte. » Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.« Auf dem Gehweg auf seiner Straßenseite stand eine Gruppe Frauen in langen Röcken und mit bunten Kirchentagsschals.
    Faris warf ungeduldig die Arme in die Luft.
    » Ein wirklich ganz mieses Gefühl!«, wiederholte Paul. Ein zirpendes Geräusch untermalte seine Worte.
    Es kam aus Faris’ Jeanstasche.
    » Nun, Faris«, sagte die verzerrte Stimme, kaum dass Faris das Smartphone aus seiner Hose geangelt und den Anruf angenommen hatte. » Hast du eine Erklärung dafür, dass ihr immer noch nicht an Ort und Stelle seid?«
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Faris auf die noch immer verstopfte Kreuzung. » Woher wissen Sie das?«
    » Handyortung«, war die knappe Antwort.
    Faris nickte. Klar.
    » Wir stehen im Stau«, erklärte er.
    » Wie soll ich das verstehen?« Die verzerrte Stimme klang ungläubig, und Faris hatte den Eindruck, dass die Entgegnung des Anrufers plötzlich verzögert gekommen war.
    » Wir…«
    » Weigerst du dich etwa, meinen Anweisungen Folge zu leisten?«
    » Nein, hören Sie, ich…«
    » Du hörst auf, Faris! Und zwar, mich zu verarschen! Ich glaube, es ist notwendig, dir noch eine Lektion zu erteilen! In fünf Minuten rufe ich dich wieder an. Wenn du mir dann nicht die Internetmieze ans Telefon geben kannst, diese kleine Gruftimaus, die hinter dem Tresen des Cafés steht, stirbt jemand, an dem dir wahrscheinlich ein bisschen mehr liegt als an diesem armen Obdachlosen von vorhin.«
    » Nein!« Faris schrie jetzt. » Hören Sie doch, ich…«
    » Schluss, Faris!

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