41 - Scorpio in Flammen
mein Ziel sogar vom Rücken eines solchen Vogels aus treffen.«
Kuongs braune Hand schloß sich um den Griff seines Lynxters. »Dort oben ist ein Schwert nicht von großem Nutzen, Drajak.«
»Das stimmt. Man braucht eine Lanze, eine Toonon; es kann auch eine verlängerte Strangdja sein.«
Genau in diesem Augenblick schoß ein Flutduin auf uns nieder und glitt sauber wieder in die Höhe, um einem Baum auszuweichen. Ein stämmiger Mann winkte herab.
Eine brüllende Stimme übertönte das Flügelrauschen. »Hai! Ihr da am Boden! Hier oben ist es wunderbar! Man kann Dwabur weit sehen!«
Wir starrten in die Höhe.
»Damit ist die Entscheidung gefallen«, verkündete Rollo entschlossen. Mit zielbewußten Schritten marschierte er auf Opaz' Herrlichkeit zu.
Kuong beeilte sich, an seine Seite zu gelangen, und nach kurzem Zögern lief Mevancy los, um die beiden einzuholen. Über die Schulter riefen sie zurück: »Seht uns nur zu!«
Dann gönnte ich mir den Seufzer. Sie waren flatterhaft, alle drei, bei Krun!
Außerdem verriet mir dieser kleine Zwischenfall, daß sie den Schock darüber, daß ihr Freund Drajak ein Herrscher war – nun, wenigstens eine Art Herrscher –, tatsächlich überwunden hatten und den Weg zu unserer alten Kameradschaft zurückfanden. Es war allerdings noch ein Stück zurückzulegen.
Sie werden verstehen, daß ich an dieser Stelle nicht alle alten Kameraden und Freunde aufzähle, die mit der Flotte eingeflogen waren und mich bei den künftigen Abenteuern begleiteten. Man verbringt nicht sein Leben auf Kregen und unternimmt weite Reisen, ohne Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen. Natürlich gilt das auch für Feindschaften. Glauben Sie mir, die Tage waren vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit Betriebsamkeit ausgefüllt.
Uns erreichte die Nachricht von der unmittelbaren Ankunft Königin Kirstys. Sie hatte ihre Streitkräfte durch die Wüste nach Tarankar getrieben. Es war ihr gelungen, einer Entdeckung aus der Luft zu entgehen. Ich gestehe, daß dies einer der großen Stolpersteine unseres Plans gewesen war. Nun, da Kirsty sich tatsächlich im Land befand und näherte, konnten wir die letzten Einzelheiten unseres Angriffs planen.
Unsere Schiffe und Mannschaften befanden sich weit verstreut und waren voneinander getrennt. Einige Male überflogen uns Patrouillen der Schtarkins. Es war nicht einfach, die Jungs daran zu hindern, mit unserem einzigen Voller zu starten und sich auf sie zu stürzen, bei Vox!
Da die Fischgesichter ihre Feuertöpfe in letzter Zeit verschwenderisch eingesetzt hatten, sorgte ich dafür, daß wir unsererseits viele herstellten und ordentlich verstauten. Der Mißbrauch von Feuertöpfen ist ein gefährliches und tödliches Unterfangen.
Was nun Königin Kirsty betraf ...
Ich hatte den Befehl gegeben, daß ihr Heer in einiger Entfernung von der Flotte des Wachkorps untergebracht werden sollte. Es war lediglich eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme.
Dazu entschlossen, einen so selbstsicheren Eindruck wie möglich zu hinterlassen, machte ich mich auf den Weg, um sie und Rodders zu besuchen. Für die Gelegenheit hatte ich ein einfaches weißes Gewand angelegt – nun, ich gebe zu, der Saum war mit Goldstickereien verziert –, außerdem trug ich mein gewöhnliches Waffenarsenal mit mir. Ziemlich unsicher hatte ich zu Delia gesagt: »Es ist vermutlich am besten, wenn ich ihr erst einmal allein gegenübertrete, oder?« Woraufhin die göttliche Delia mit der für sie typischen kleinen Neigung ihres herrlichen Kinns erwiderte: »Ja, falls diese Frau so herrisch ist, wie sie deiner Aussage nach sein soll.« Delia hatte gelacht. »Obwohl es mir Vergnügen bereitet hätte, zu beobachten, wie du dich windest.« Darauf hatte ich erwidert: »Wenn du Kirsty kennst, ist ›winden‹ der richtige Ausdruck, mein Herz.«
Und Delia hatte sehr scharf erwidert: »Paß auf dich auf, mein Herz! Du wirst eine Schwadron der 1SWH mitnehmen.«
»Daran hatte ich auch schon gedacht ...«
»Gut!«
Und so stand ich hier und wurde in Königin Kirstys Zelt gebeten, das sehr groß war und eine elegante Einrichtung besaß. Rodders saß an ihrer Seite. Sie hatte sich ein wenig verändert. Ihr Gesicht verriet sogar etwas mehr Reife. Ich erinnere mich, daß innerhalb des farbenprächtigen Zeltes ein starker Geruch nach Jasmin in der Luft lag.
»Drajak«, sagte sie in ihrer herrischen Art, doch ich spürte, daß sie sich so gnädig gab, wie möglich, »wir haben dich vermißt. Wo bist du
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