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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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reden, so brachte er sie vielleicht dahin, daß sie nachträglich doch noch meine Verteidigung anhörten, und wenn sie das taten, so war noch nicht alles verloren.
    Jetzt sah ich ihn kommen, mit ihm zwei Gehilfen, welche seine Packpferde zu beaufsichtigen hatten. Seine Ankunft mußte den Beduinen lieb sein; das sah und hörte ich aus der Art und Weise, wie sie ihn bewillkommten. Er stieg vom Pferd und schüttelte dem Scheik die Hand. Sie sprachen miteinander. Der Scheik führte ihn zur Leiche des Ermordeten und blieb dort erzählend mit ihm stehen; dann zeigte er nach mir herüber. Der Händler drehte sich herum, sah mich liegen und kam herbei. Der Scheik folgte ihm.
    „Wie sagtest du, von welchem Volk will er sein?“ fragte der erstere den letzteren.
    „Einen Alemani hat er sich genannt. Er wollte uns betrügen. Wenn ich die Sprache der Aleman verstände, würde ich versuchen, ob er da zu antworten vermag.“
    „Ich verstehe sie auch nicht; aber wenn er wirklich ein Alemani ist, so muß er wenigstens einige Worte aus der Sprache der Fransawiji (Franzosen) verstehen. Soll ich es einmal versuchen?“
    „Tue es! Es wird aber nichts nützen.“
    Da fragte mich der Händler in fließendem Französisch: „Sie wollen ein Deutscher sein? Können Sie mich verstehen?“
    „Sehr gut verstehe ich Sie“, antwortete ich in derselben Sprache. „Sie sind ein Handelsmann? Woher?“
    „Mon dieu! Sollten Sie wirklich ein Europäer, ein Deutscher sein?“
    „Das bin ich allerdings.“
    „Woher?“
    „Ich bin ein Sachse. Man hat mich unschuldig verurteilt und hört mich nicht an. Ich soll lebendig eingegraben werden.“
    „Das wird nicht geschehen. Ich bin Franzose, mein Herr, liebe es aber aus gewissen Gründen, für einen Eingeborenen zu gelten. Verraten Sie dies nicht! Sie werden sofort frei sein.“
    Er wendete sich an den Scheik: „Dieser Mann ist wirklich ein Alemani und hat dich nicht belogen.“
    „Nicht? Aber der Mörder ist er doch!“
    „Nein.“
    „Das behauptest du?“
    „Ja. Ein Alemani ist kein Mörder.“
    „Das Messer, mit dem der Mord geschah, ist sein.“
    „Nein!“ rief ich dazwischen. „Ich zog es der Leiche aus der Brust.“
    „Schweig, Hund! Wenn du noch ein Wort – – –“
    Der Händler unterbrach ihn mit einer Handbewegung und sagte: „Ich habe mir bis jetzt nur erzählen lassen und selbst noch nichts sagen können; jetzt will ich reden: ich weiß, wer der Mörder ist.“
    „Wer? Etwa nicht dieser Fremde?“
    „Nein. Ich komme vom Bah Saghoan herunter; da begegnete uns ein einzelner Reiter, der mich fragte, wohin ich wolle. Ich sagte es; da lachte er und sprach: ‚Wenn du zu den Uëlad Siminscha kommst, so sag' ihnen, daß oberhalb des Wadi Melah ein Toter liegt, in dessen Herz mein Messer steckt.‘“
    „Allah!“ rief der Scheik. „Wer war dieser Mann?“
    „Steht ihr mit den Uëlad Selass in Blutfehde?“
    „Ja.“
    „So stimmt es. Ich habe mit dem Mörder gesprochen.“
    Er nannte den Namen des Uëlad Selass, der ihm begegnet war, und kaum hatte der Scheik ihn gehört, so bückte er sich zu mir nieder, durchschnitt meine Fesseln und sagte: „Du bist unschuldig. Steh auf! Du bist frei.“
    Natürlich sprang ich auf, und wie schnell!
    „Sag Allah Dank, daß dieser Händler gekommen ist!“ fuhr der Scheik fort. „Wir hätten dich mit dem Toten begraben.“
    „Und danke auch du Allah“, erwiderte ich, „daß du nicht zum Mörder an mir geworden bist! Ich habe noch niemals einen Ben Arab (Araber) gesehen, der so leichtsinnig mit dem Leben eines Menschen umgegangen ist wie du! Ja, ich will Allah danken; euch aber bin ich etwas ganz anderes schuldig als Dank!“
    „Du wirst uns verzeihen und solange als unser Gast bei uns bleiben, wie es dir gefällt.“
    „Keine Stunde länger, als ich muß! Gebt mir wieder, was ihr mir abgenommen habt; dann reite ich fort.“
    „Das würde eine Schande für unser ganzes Lager sein. Warte nur eine kleine Weile, dann wirst du hören, wie wir dich doch bewegen, hierzubleiben.“
    Er rief die Dschema wieder zusammen, sprach einige Worte mit den ‚Alten‘, und dann kam die ganze Versammlung, die mich ungehört verurteilt hatte, um mich um Verzeihung zu bitten. Was wollte ich tun? Der Franzose bat auch; ich und mein Pferd bedurften der Ruhe, und so erklärte ich schließlich, der Gast des Stammes sein zu wollen, worauf der Scheik den Befehl gab, mehrere Hammel zu schlachten.
    Das erste war nun, für die Verfolgung des Mörders zu

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