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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beim Anblick des jungen Mannes nicht verbergen; nur äußerte sie sich in verschiedener Art. Wilsons Auge flammte auf, doch wandte er sich schnell ab und trat an das Fenster, um dem Eingetretenen das Studium seiner Züge zu entziehen. Olbers blickte noch einmal auf die Karte in seiner Hand, durch welche die Anmeldung geschehen war.
    „Euer Name ist Richard Forster, Sir?“
    „Ja. Ich komme, um eine Bitte auszusprechen. Wollt Ihr so freundlich sein, diese Papiere zu prüfen?“
    Der Bankier ergriff sie und überflog sie mit einem raschen Blicke.
    „Sie sind gut.“
    „Ich wünsche einen Teil des Betrages in klingende Münze zu verwandeln, das übrige aber hier zu deponieren, um es später bei meiner Abreise in Wechseln zu erheben.“
    „Ich stehe gern zu Diensten, Sir! Ist Euch ein Master Summerland bekannt?“
    „Tim Summerland wohl? Ich traf mit ihm in dem Llano estacado zusammen und habe ihn soeben hier wieder aufgesucht.“
    „So ist auch meine Vermutung richtig, daß Ihr der Verfasser der poetischen Werke seid, unter denen derselbe Name steht, den Eure Karte zeigt?“
    Forster verneigte sich zustimmend.
    „So wird es mir ein Vergnügen sein, Euch auch anders als geschäftlich begegnen zu können. Bitte, betrachtet meine Wohnung als die Eurige! Meine Tochter wird sehr erfreut sein, Euch kennenzulernen.“
    „Ich hatte bereits die Ehre, der Miß durch Mutter Smolly, meine Wirtin, vorgestellt zu werden.“
    „Ah! Ihr wohnt bei Mutter Smolly? Das ist mir angenehm, denn so sind wir Nachbarn und können uns ohne große Schwierigkeiten genießen. Seid Ihr vielleicht für den heutigen Abend bereits engagiert?“
    „Nein.“
    „So bitte ich um Eure Gegenwart. Wir werden ganz unter uns sein: ich, Marga und dieser Herr, den ich mir erlaube, Euch vorzustellen – Master Tom Wilson, Plantagenbesitzer in Texas.“
    Er hatte jede Erwähnung des gestrigen Ereignisses vermieden. Wilson wandte sich mit einer halben Wendung zurück und machte eine kalte vornehme Verbeugung. Forster erwiderte dieselbe in der frostigsten Weise, die ihm möglich war.
    „Ich werde kommen, Sir, wenn es mir gelingt, mich von dem guten Tim zu trennen, der sehr ernsten Beschlag auf mich legen wird.“
    „So bringt ihn mit; er wurde gestern bereits bei mir eingeführt und wird mir gern willkommen sein.“
    Das war es, was Forster gewünscht hatte. Er wurde von Olbers zum Kassierer begleitet, erhielt das Bargeld und den Depositenschein und verließ das Comptoir.
    „Ein verteufelter Schnitzer, den Ihr gestern begangen habt, Master Wilson“, meinte der Bankier, als er wieder in das Kabinett zurückgekehrt war. „Dieser Mann ist kein anderer als der Jäger, den Ihr attackiertet; er muß eine ganz miserable Ansicht über uns bekommen haben!“
    „Ist mir gleich! Ich habe niemals nötig gehabt, um die Freundschaft eines Reimeschmiedes zu buhlen, und werde das auch hier nicht tun. Daß Ihr ihn für heute abend eingeladen habt, ist mir nichts weniger als angenehm. Ich glaubte, Marga allein zu haben, um mit ihr ins reine zu kommen, und nun werden diese beiden Menschen mir die Gelegenheit verderben.“
    „Diese Besorgnis ist unnötig, denn ich werde sie so in Beschlag nehmen, daß Euch vollkommen Freiheit bleibt, Eure Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Jetzt nun zu unserer Spekulation zurück!“
    Es wurde beschlossen, daß Wilson schon morgen reisen solle. Nachdem der Kontrakt gefertigt und unterzeichnet war, erhielt er die Papiere und verließ das Haus. Bereits hatte er einige Straßen durchschritten, um seine Wohnung zu erreichen, als er Sarah aus einem Laden treten sah. Nach einigen Schritten stand er bei ihr.
    „Ich habe sehr notwendig mit dir zu sprechen. Willst du mir heut die Tür zu deinem Zimmer wieder offen lassen?“
    „Wann?“
    „Sobald es dunkel ist. Ich komme nur auf einige Augenblicke, kehre aber später wieder.“
    „Ich werde den Schlüssel anstecken.“
    Er nickte und ging. Bei sich angekommen, zog er die Papiere aus der Tasche und warf sie mit triumphierender Miene auf den Tisch.
    „Der Wurf ist gelungen. Fünfzigtausend Dollars in der Tasche; die Nuggets der armen Teufel, die wir in der Todessteppe zum Kuckuck schickten, dazugerechnet, bin ich nun mit den nötigen Mitteln versehen, den Gentleman zu spielen. Wenn dieser Olbers wüßte, daß die Empfehlung von Harris und Thomson aus meiner eigenen, gewandten Feder stammt! Und doch, wenn ich Marga bekomme, soll er die Summe nicht verlieren und seinen ehrlichen Teil vom

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