42 - Die Trommeln von Scorpio
reihten uns wieder in die Kolonne ein und gingen weiter. Die Adligen waren noch nicht vollständig vorbeimarschiert, und die Sänfte der Königin befand sich noch immer hinter uns. Es mußte noch eine ganze verdammte Armee kommen. Seg, Milsi, Inch und Sasha hatten mich in dem kuppelförmigen Gebäude vermißt und waren auf die Suche gegangen. Dann waren sie zusammen mit den Burschen von den GJH einen Schacht hinuntergerutscht, der nicht zu erklimmen war. Also drangen sie in das Labyrinth ein. Entweder hatten sie Glück oder meine diversen neuen Gefährten Pech, denn Segs Gruppe stieß problemlos bis weit in die Tiefe vor und traf dort auf Königin Satras Expedition.
»Eine verdammte Königin der Schmerzen!« sagte ich. »Was hältst du ...?«
»Warte bis nach dem Essen, Dray.« Milsi zwinkerte mir mit strahlendem Gesicht zu.
»Eine wahre Königin der Schmerzen«, bestätigte Seg.
Damit ist Mevancy aus dem Rennen, dachte ich bei mir.
Die Pastang des GJH kehrte von der Spitze zurück, und ihre Ablösung begab sich nach vorn. Satras Streitkräfte waren erfreut, daß sie leichtsinnige Burschen gefunden hatten, die für sie die Vorhut übernahmen. Inch und Sasha waren mit der Pastang zurückgekehrt, und es folgte ein lautstarkes Wiedersehen. »Ich glaube, wir nähern uns dem Mittelpunkt.« Inch setzte seine lange Gestalt auf eine günstig stehende Truhe, da die Kolonne angehalten hatte und die Vorbereitungen für den Zeitabschnitt getroffen wurden, der als Abend diente. »Ich schließe mich seiner Meinung an«, fügte Sasha hinzu. »Und da sind schon wieder diese von Ngrangio verlassenen Trommeln!«
Die Trommeln dröhnten und donnerten durch das Lager.
Milsi und Sasha bestanden darauf, daß ich eins der närrischen Gewänder aus den Truhen anzog, die die Königin ihnen geschenkt hatte. Sie führte hier in der Tiefe das gleiche Leben wie am Hof von Walfarg. Schließlich war ich mit einer geschlitzten Tunika bekleidet, die in einem schönen Braunton gehalten war, der Mahagoni ähnelte. Ich erzählte ihnen von meinen Abenteuern, warum ich meine Waffen nicht mehr hatte und wo sie sich befanden. Und natürlich war der erste Mensch, der mir über den Weg lief, als ich von einer Abteilung Wachen zum Zelt der Königin geleitet wurde, Prinzessin Licria.
Bevor die höflichen Lahals ausgetauscht werden konnten, kreischte sie: »Drajak der Schnelle! Ich kriege dich! Wachen, ergreift ihn!«
Mit erschreckender Plötzlichkeit lag eine Rapierspitze an Prinzessin Licrias Kehle. Die Wachen erstarrten. Seg, in dessen fähigen Händen der Rapiergriff ruhte, sagte: »Ich glaube, du machst da einen Fehler, Prinzessin.«
Sie gurgelte etwas. Seg hatte die Haut ihrer Kehle nicht berührt. Wenn es nötig wurde, damit sie Vernunft annahm, würde er es tun. »Also, Prinzessin. Wir sind geehrte Gäste der Königin. Drajak auch. Es wäre nicht gut, wenn du deine Großmutter hintergehst.«
Der Kommandant der Wachabordnung, ein Hikdar, räusperte sich. »Ich bitte um die Erlaubnis zu sprechen.«
»Raus damit, Hik!« sagte ich.
Er deutete mit dem Blick auf Licria, die wegen des drohenden Rapiers bewegungslos dastand.
»Komm schon, Mann!« fauchte ich. Er war ein Hytak, kräftig und zuverlässig, also konnte ich mit ihm reden. »Wir werden der Prinzessin kein Leid antun. Dir wird man keinen Vorwurf machen. Ich will nur nicht ...«
»Ergriffen werden!« knurrte Seg wütend. »Was für eine Hexe ist diese Prinzessin?«
In diesem peinlichen Moment öffneten sich raschelnd die Vorhänge am inneren Eingang des Zeltes, und eine kleine Och-Dame watschelte hindurch. Ganz in ihre Pflichten vertieft, nahm sie zuerst gar nicht richtig wahr, was um sie herum passierte, und zwitscherte: »Kommt bitte. Die Königin erwartet ...« Da erst registrierte ihr Hirn den Anblick, der sich ihr bot, und ihr Zwitschern fuhr in Höhen, die nur noch für Fledermäuse wahrnehmbar waren.
»Treten wir doch alle gemeinsam vor die Königin«, schlug Seg freundlich vor.
Die Wachen durften den Raum hinter der vorhangbedeckten Öffnung nicht betreten, und als sie stehenblieben, gingen wir weiter, während Seg das Rapier von Licrias Kehle entfernte. »Mach dir keine Sorgen, Dom«, sagte ich zu dem Hytak-Hikdar.
Leicht gesagt, das ist wohl wahr, doch ich hatte vor, meine Worte in die Tat umzusetzen.
Der Tisch war auf eine Art gedeckt, mit der die heftigsten Begierden geweckt werden sollten. Ich will nicht auf die Einzelheiten eingehen. Es reicht, wenn ich sage, daß es
Weitere Kostenlose Bücher