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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schlitten diese Stadt bereits erreicht. Die Freude, welche der Kastellan und die gute Elvira beim Anblick ihrer Herrin empfanden, läßt sich gar nicht beschreiben. Sie glaubten zwar, ihre Vorkehrungen vollständig getroffen zu haben, aber es gab noch dieses und jenes nachzuholen, und so wurde der Aufenthalt ein längerer, als Sternau wünschte.
    „Für jetzt trage ich keine Sorge“, sagte er zum Pater, „aber später –!“
    „Grade für später darf es Euch nicht bange sein, Señor“, antwortete dieser. „Haben wir nur erst die Berge erreicht; dann laßt mich sorgen.“
    „Wie weit geht Ihr mit?“
    „Bis jenseits der Grenze.“
    „So können wir später uns aufklären; jetzt müssen wir eilen. Ich nehme die Gräfin und Elvira in meinen Schlitten; Alimpo fährt mit Euch. Vorwärts!“
    Nachdem die braven Kastellansleute von ihrem Neffen Abschied genommen hatten, fuhr man ab. Die beiden Schlitten verließen im Norden gerade in demselben Augenblick die Stadt, in welchem Alfonzo von Süden her in dieselbe einritt.
    Die Pferde waren sehr gut, aber nach den Bergen zu wurde der Schnee immer höher, der Weg immer unfahrbarer und die Eile infolgedessen immer mäßiger. Man vermied soviel wie möglich die größeren bewohnten Orte, doch veranlaßte diese Vorsicht zu verschiedenen Umwegen. Gegen Abend waren die Pferde so ermüdet, daß man gezwungen war, in einem einsamen, an der Straße gelegenen Wirtshaus zu übernachten.
    Bereits am nächsten Morgen in der Frühe wurde wieder angespannt. Es war für Sternau eine traurige Fahrt. Rosa kannte ihn nicht; sie blieb gleichgültig gegen alles und betete nur in einem fort. Er gab sich ebenso wie Frau Elvira alle Mühe, die Aufmerksamkeit der Kranken auf irgendeinen bestimmten Gegenstand zu lenken, doch vergeblich. Es war ganz unmöglich, sie zur Erkenntnis der Gegenwart irgendeines anderen Dinges zu bringen.
    So nahte der Mittag heran, und man befand sich bereits mitten in den Pyrenäen.
    Hier stand wieder ein einsames Einkehrhaus, und da die Pferde durch den tiefen Schnee bereits wieder sehr ermüdet waren, so beschloß Sternau, hier eine kurze Weile zu halten. Die Reisenden stiegen aus und traten in den engen, kahlen Raum, in welchem der Wirt ihnen nichts weiter als einen riesigen Herd und ein Stückchen trockenes, halb verschimmeltes Brot zu bieten vermochte. Zum Glück hatte die gute Frau Elvira vor der Abfahrt von Manresa dafür gesorgt, daß Mundvorrat nebst einigen Flaschen Wein in die Schlitten gepackt worden war. Diesen Dingen wurde jetzt mit allem Eifer zugesprochen.
    Das in dem einsamen Haus befindliche Mobiliar bestand nur aus einigen rohen Holzstühlen und einer langen, rohen Tafel, an welcher bei dem Eintritt der Gäste neben dem Wirt ein Mann saß, der nicht eben ein vertrauenerweckendes Aussehen hatte. Er trug eine weite Lederhose, lederne Gamaschen, eine zerrissene Jacke, welche anstatt der Knöpfe mit alten Kupfermünzen besetzt war, und einen vielfach abgegriffenen und zerknitterten Hut. In seinem Gürtel stak zwischen zwei großen Pistolen ein langes Messer; zwischen seinen Knien lehnte ein altes Gewehr, und neben ihm saß einer jener großen, bärenartigen Pyrenäenhunde, welche es mit drei Männern aufnehmen.
    Er zog sich vor den Reisenden in eine Ecke zurück, blickte aber erstaunt auf, als er dann den Pater eintreten sah, welcher sich etwas länger bei den Pferden verweilt hatte. Als dieser den Mann erblickte, gab er ihm ein geheimnisvolles Zeichen und ging wieder vor das Haus hinaus.
    „Alle Wetter, Pater, woher kommst du mit diesen vornehmen Leuten?“ fragte er.
    „Von Manresa“, antwortete der Gefragte.
    „Du fährst selbst einen Schlitten!“
    „Wie du siehst.“
    „Wohin geht der Weg?“
    „Hinüber nach Faix.“
    „Sind es Freunde?“
    „Ja. Sie stehen unter meinem Schutz.“
    „So mögen sie in Gottes Namen ziehen; nur hoffe ich, daß sie uns keinen Schaden machen werden.“
    „Schaden? Wie wäre dies möglich?“
    „Dadurch, daß sie uns entdecken und verraten. Wir warten auf einen Transport von Ware von drüben herüber. Er soll gegen Abend hier vorüberkommen. Wir stecken zu dreißig Mann droben unter dem Dach. Wenn deine Begleiter etwas merken und es den Franzosen erzählen, so kommen wir um den Fang.“
    „Trage keine Sorge! Sie werden nichts merken. Wir bleiben nur eine halbe Stunde.“
    Diese Versicherung beruhigte den Räuber; er kehrte nach der Stube zurück und nahm in seiner Ecke wieder Platz. Er schien sich um

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