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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seinen Gedanken, erklärte ihnen die allerdings oft sehr kühnen Schlüsse, welche er gezogen hatte, und fesselte sie durch diesen Bericht so sehr, daß sogar der Hauptmann vergaß, mit seinen geliebten Kraftwörtern dreinzufahren. Am Ende aber wuchs die Entrüstung desselben doch so hoch, daß der sich nicht mehr halten konnte. Er sprang auf, rannte mit langen Schritten in der Stube umher und rief:
    „Herrgott, welch eine Gesellschaft von Kanaillen und Halunken! Hätte ich sie da, oh, hätte ich sie nur da! Ich schnitte ihnen die Hälse ab, ich köpfte sie, ich hing sie alle miteinander verkehrt auf! So sind Sie also glücklich über die Grenze gekommen?“
    „Ja. Ich ging von da zunächst schleunigst nach Paris, um mich dem Gesandten vorzustellen, ihm alles zu erzählen und um seinen Schutz zu bitten.“
    „Tat er es?“
    „Ja. Er war auch dabei, als ich die größten Kapazitäten des Irrenwesens versammelte, um ihnen den Fall vorzutragen und die Gräfin vorzustellen. Er gab mir hinreichend Winke darüber, was ich in Deutschland zu tun habe, um mich gegen Nachstellungen wehren zu können und das Erbe der Gräfin zu wahren.“
    „Und diese selbst? Wo ist sie? Ist sie noch krank? Reden Sie, Doktor!“
    „Sobald ich die deutsche Grenze überschritt, tat ich die Schritte, zu denen mir der Gesandte geraten hatte. Ich erstattete nach Spanien Anzeige über die verübten Verbrechen; ich sprach in Köln mit einem der berühmtesten Juristen Deutschlands, welcher mir die Versicherung gab, daß das reiche Erbe der Gräfin sicher ausgezahlt werde, sobald es nur gelinge, sie von ihrem Irrsinn zu heilen. Dann reiste ich mit ihr und den beiden treuen Begleitern nach Mainz, wo ich sie im Hotel zurückließ, um zunächst die Mutter und Schwester aufzusuchen.“
    „In Mainz sind sie?“ fragte der Hauptmann ganz begeistert. „Alle Wetter, warum denn in Mainz? Habe ich etwa kein Herz, he? Habe ich keine Zimmer und keinen Bissen Brot für solche Leute, he? Wenn Sie nicht sofort nach Mainz fahren und sie mir nach Rheinswalden bringen, so gehe ich auf der Stelle selbst und heirate Ihnen die Millionenerbin vor der Nase weg; darauf können Sie sich verlassen! Haben sie Gepäck mit?“
    „Ja.“
    „Viel? Geht es auf einen Wagen?“
    „Es wird wohl gehen.“
    Da riß der Hauptmann das Fenster auf und rief in den Hof hinab:
    „Heinrich, spanne zwei Kutschen an und einen Leiterwagen! In einer Viertelstunde geht's nach Mainz!“
    „Aber, Herr Hauptmann“, sagte Sternau, „ich muß aufrichtig –“
    „Papperlapapp!“ unterbrach er ihn. „Hier bin ich Herr im Haus! Machen wir die Sache kurz: Haben Sie sich bereits entschlossen, wohin Sie die Gräfin bringen wollen?“
    „Nein.“
    „Ist Ihnen meine Oberförsterei gut genug oder nicht?“
    „Von nicht gut genug kann ja gar keine Rede sein; ich denke nur –“
    „So! Was denken Sie denn nur, he?“
    „Daß wir Ihnen beschwerlich fallen wer –“
    „Beschwerlich? Bleiben Sie mir mit Ihrem ‚beschwerlich‘ zu Hause! Sie ziehen nach Rheinswalden, und zwar noch heute, abgemacht! Sie, die Gräfin und Alimpo mit seiner Elvira sind vier Personen – eine Kutsche; ich, Frau und Fräulein Sternau sind drei Personen – die zweite Kutsche; wir haben also vollständig Platz und fahren mit. Basta! Die Fremdenzimmer sind stets in Ordnung. Was ja noch zu tun sein könnte, das kann getan werden, während Heinrich anspannt. Und nun, meine liebe Frau Sternau, sorgen Sie zunächst dafür, daß der Herr Doktor und Cousin etwas zu essen bekommt. Gehen Sie, denn ich brauche Sie jetzt nicht mehr. Ich habe da mein altes Arbeitswams an und muß mich in einen anderen Gottfried stecken. Sie sehen Cousin, daß ich es ehrlich meine und nicht viel Federlesens mache; ich hoffe, daß Sie es ganz ebenso mit mir halten; dann werden wir auf das prachtvollste miteinander auskommen!“
    Nach einiger Zeit fuhren zwei elegant bespannte Kutschen zum Tor hinaus, und hinterher folgte ein leerer Leiterwagen. Es ging in Galopp nach Mainz, wo vor dem Portal zum Hotel ‚Englischer Hof‘ gehalten wurde. Die Zahl der herbeieilenden Kellner und Bediensteten erwies, welchen Eindruck Doktor Sternau während seines kaum eine Stunde währenden Aufenthaltes im Hotel bereits gemacht hatte. Die Insassen der Wagen stiegen aus und begaben sich nach den Zimmern, welche Sternau in Beschlag genommen hatte. In dem ersteren derselben trafen sie den Kastellan mit seiner Frau.
    „Ah, das ist Mosjeh Alimpo mit seiner guten

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