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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nie gesehen hat. So als würde das Feuer Jungfrauen anlocken. Ha, ha.«
    Beide sahen mich hinterhältig an. Jetzt hätte ich doch gern ein Bier gehabt. »Ha, ha«, sagte ich, »stimmt wohl, mein Hymen ist extrem leicht entflammbar.«
    Beide lachten, allerdings etwas gequält. »Okaaay«, sagte Jillian und zog die Stimme auf ihre typische, seltsame Art nach oben, was ihr einen hellen Klang gibt, aber gleichzeitig auch etwas Stachliges, das an eine fleischfressende Pflanze erinnert. »Irgendwie lustig, aber auch irgendwie seltsam.«
    »Immer wieder dasselbe«, sagte ich. Auch so ein Film, den ich liebe und den du nie sehen wirst.
    Sie musterten mich. Beide waren dünner als ich und wenigstens eine von ihnen, aber nicht Jillian, auch hübscher. »Ich bin Annette«, sagte sie.
    »Min«, sagte ich und riss meine Hand sofort zurück, als ich merkte, dass Händeschütteln offensichtlich nicht vorgesehen war. »Kurz für Minerva, römische Göttin der …«
    »Okaaay«, sagte Jillian wieder im selben Tonfall wie vorher. »Erstens kennt dich jeder, inzwischen jedenfalls. Und (b), wenn du jemanden kennenlernst, musst du nicht gleich eine Rede zur Weltgeschichte halten. Min reicht völlig. Deine Krankengeschichte spar dir für später auf.«
    »Jillian ist blau«, sagte Annette schnell. »Außerdem waren Ed und sie mal zusammen.«
    »Noch letzte Woche«, sagte Jillian. »So wie du das sagst, hört es sich an wie achtzehnhundertirgendwann.«
    »Es ist schließlich ihr erstes Lagerfeuer«, sagte Annette. »Es ist schwer für sie.«
    »Du machst es ihr schwer«, stieß Jillian aus.
    »Jillian –«
    »Ich wollte ja nicht mal herkommen. Ich nicht.«
    »Ich bring sie weg«, sagte Annette zu mir.
    »Ich brauch deine Hilfe nicht«, sagte Jillian, doch ihr Schwanken, als sie vergeblich versuchte, mit dem Fuß aufzustampfen, verriet das Gegenteil. »Nett, dich kennenzulernen, griechische Göttin des Ciao.«
    Sie wedelte mit den Fingern, und Bierschaum lief über die fetten Ringe an ihrer Hand, genau die Art von Schmuck, die ich überhaupt nicht abkann. Annette trat näher heran, und wir sahen Jillian nach, wie sie in einer plötzlichen Rauchwolke verschwand – anscheinend hatte der Wind gedreht.
    »Tut mir leid.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich wollte immer schon mal bei einer Soap Opera mitmachen.«
    »Ließ sich wohl nicht vermeiden heute Abend«, meinte Annette. »Jillian und Wodka …«
    »Das mit meinem Namen ist eine blöde Angewohnheit von mir, ich weiß«, sagte ich zu meinen Schuhen. »Ich hab das vor vielen Jahren gelernt, und seitdem sag ich’s jedes Mal dazu. Ich sollte mal damit aufhören.«
    »Nein, ich find’s cool.«
    »Ach was, es hört sich an, als wäre ich bescheuert.«
    »Also, ich find’s cool, einen Namen mit einer Geschichte zu haben. Ich heiße einfach Annette, kleine Ann – Leute, die sich Ann nicht leisten können, nehmen eben die Verkleinerung, Ann-ette.«
    »Es gibt doch Annette DuBois«, sagte ich.
    »Ach ja. Wer war das noch mal?«
    »Ein früherer Filmstar. Hast du mal Taxi bitte! gesehen? Oder Mädchen auf Nachtwache?«
    Annette schüttelte den Kopf. Jemand warf Holzlatten ins Feuer, doch dass hinterm Gebüsch gekifft wurde, roch man trotzdem noch.
    »Taxi bitte! ist sooo toll. Annette DuBois spielt die Frau in der Taxizentrale, und sie flirtet mit sämtlichen Fahrern über Funk. Am besten gefällt ihr Guy Oncose, aber eines Tages steigt so eine Schauspielerin zu ihm ins Taxi und bittet ihn, aus ihrem Drehbuch vorzulesen, damit sie eine Szene lernen kann, in der sie eine Frau spielt, die einer anderen den Mann ausspannt. Annette DuBois hört ihn und glaubt jetzt, er ist ein Schuft, weil er so gemein zu Frauen ist. «
    »Das sind sie doch alle.« Sie trinkt einen großen Schluck.
    »Jedenfalls fängt Annette an, ihm die schlechten Jobs zu geben, in den falschen Stadtvierteln und so, sie lebt bei ihrer Mutter, die von Rose Mondrian gespielt wird, die ist immer ganz großartig.«
    »Okay, okay, ich schau ihn mir an.«
    »Und so schön ist sie. Du könntest, ich meine, Annette DuBois, sie trägt so einen Hut, mit dem sähst du ganz toll aus.«
    Sie lächelte mich an, und ihre Zähne strahlten so, dass sich die Flammen teilweise darin spiegelten. »Echt?«
    »Total«, sagte ich. Wo blieb eigentlich mein Freund?
    »Ed hat recht – du bist wirklich anders.«
    »Ich weiß schon, der künstlerisch angehauchte Typ«, sagte ich. »Darf ich mal bei dir schnorren?«
    Sie reichte mir ihren Plastikbecher. »Das

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