Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
hat er nie gesagt – dass du künstlerisch angehaucht seist.«
    »Was sagt er denn?«
    »Du seist einfach anders. Er mag dich, Min.«
    Ich trank einen Schluck, ich mochte Bier, ich hasste Bier, trank noch einen Schluck. »Ich wusste nicht, dass ihr so vertraut seid.«
    »Ich bin, wie soll ich sagen, die einzige seiner Exfreundinnen, mit der er noch spricht.«
    »Oh«, sagte ich. Ich hatte vergessen – falls ich es je gewusst hatte –, was alle wussten, aber dann fiel es mir wieder ein, und so stand ich jetzt neben Annette und biss mir auf die Lippe, dankbar, dass im Schein des Feuers alle, nicht nur ich, so aussahen, als wären sie rot geworden.
    »Oh«, sagte sie ebenfalls.
    »Tut mir leid, ich –«
    »Schon okay.«
    »Annette, das hatte ich ganz vergessen.«
    »Klar. Aber jetzt hast du was anderes, woran du dich erinnern kannst, außer an alte Filme, stimmt’s?«
    »Tut mir leid.«
    »Das hast du schon einmal gesagt. Und ich hab gesagt, es ist okay. Außerdem ist es lang her seit dem Abschlussball für die Juniors.«
    »Tja.«
    »Tja. Aber wir haben halt noch Kontakt, Ed und ich.«
    »Das ist gut.«
    »Das sagen alle. Das sei doch das mindeste, sagen sie, oder ich mir, so was in der Art. So als wäre nie was gewesen oder jedenfalls nichts Intensives. Egal, wir sind nett zueinander, und er redet wirklich nett über dich.«
    »Danke.«
    »Ich fand, du solltest das wissen«, sagte Annette. Ihre Augen glänzten, während wir still nebeneinandersaßen und ins Feuer schauten, und statt was zu sagen, trank ich ihr Bier leer. Ich dachte nach, über alles. Ich dachte an Drei verlorene Bräute, diesen Film über drei Frauen, die alle einmal mit demselben Mann verheiratet waren und sich zufällig kennenlernen. Erst brüllen sie sich gegenseitig an, dann planen sie gemeinsam, ihn umzubringen, und schließlich – sehr unbefriedigender Schluss, ich weiß noch, wie verächtlich Al geschnaubt hat – schließlich verzeihen sie ihm, und im Abspann halten sich alle an den Händen. Der Club der Exfreundinnen, dachte ich, Unterabteilung Freundinnen von Ed Slaterton. Eines Tages würde ich wohl auch dazugehören, falls sich die Frage mal stellt, wir würden ja wohl nicht für immer zusammenbleiben. Ich meine, wer würde es wagen, an so etwas zu denken –? Doch bloß ein idiotisches Mädchen, das keinen Schimmer hat, wie so was läuft. Ich dachte daran, wie ich Joe, wenn wir uns jetzt in der Schule über den Weg laufen, nur kurz zuwinke, was ja wohl nicht mal unter miteinander reden fällt, geschweige denn unter Freunde bleiben, was wir uns schließlich versprochen hatten, als wir Schluss machten. Was mich aber vor allem beschäftigte, im Feuerschein und im Lärm des Parks, war, dass ich das Vorher und das Nachher nicht zusammenkriegte; wie ein Spielzeug in meiner Hand wendete ich die Frage hin und her, so wie es auch jetzt wieder anders ist, seit deine Freunde nicht mehr zu meinen Freitagabenden gehören und keine Lagerfeuer im Park meine Augen leuchten lassen, seit du nichts weiter mehr bist als ein Exfreund, der jetzt gleich seinen Kram vor die Tür geknallt bekommt. Denn damals, während die Holzlatten barsten und die Funken zum Mond hinaufstoben, da warst du mein Date für den Abend, und deine Freunde und diversen Exfreundinnen waren wie alte Holzstufen, wenig vertrauenerweckend und seltsam knarrend, nur wenige, denen ich trauen konnte, und auch das nur mit Vorsicht. Die Welt, in der ich da war, war laut und voller Maskottchen und ohne Möglichkeit, meinen Rucksack abzustellen, wenn ich nicht wollte, dass er in Flammen aufging. Aber vor gar nicht so langer Zeit – meine Rose am Spiegel, die vom Abschlussball, war noch ganz okay, vertrocknet, aber noch nicht verwest –, da warst du einfach nur Ed Slaterton, der Star, der Supersportler, der so toll in der Schülerzeitung rüberkam, der Gegenstand endlosen Getratsches. Aber jetzt war Annette neben mir ein Mensch aus Fleisch und Blut für mich, nicht bloß ein O mein Gott, hast du schon gehört . Und auch du warst jetzt etwas anderes, ein wildes, heißes Gefühl in meiner Brust, und ich hab versucht, beides zusammenzukriegen, das Foto und das Negativ, den Freund und den schattenhaften Promi, so als wäre Theodora Sire auf einmal meine Banknachbarin in Geschichte und liehe sich Stifte von mir aus und gleichzeitig weiter der Filmstar über meinem Bett. Denn als du aus der Dunkelheit auf mich zukamst, da warst du der Junge, den ich küsste und immer weiter küssen wollte, wie

Weitere Kostenlose Bücher