43 Gründe, warum es AUS ist
den Park kamen, brannte das Feuer bereits, und auch das Gehupe und Gebrülle war schon in vollem Gange. Wir waren im kleinen Auto von jemandem mitgefahren, hatten uns hinten reingequetscht und die ganze Zeit geküsst, obwohl außer uns noch einer da hockte, Todd, glaube ich, allerdings nicht der Todd, den ich kenne. Als wir anhielten, sah ich durch die Windschutzscheibe etwas ganz Wunderschönes: leuchtend orangenes Licht, vor dem Schatten vorüberhuschten, wie in einem Dokumentarfilm über den vermaledeiten Tag, an dem die Sonne explodiert und die Menschheit sich vom Acker macht. Aber es war nur das Feuer, und die Leute, die davor hin und her rannten, schon betrunken oder einfach nur wild und aufgedreht und frei. Man muss es mir angesehen haben, wie schön ich diese Szene fand, wie zauberhaft.
»Hab ich’s dir nicht gesagt?«, sagtest du. »Ich wusste, es würde dir gefallen.«
Du hast mich geküsst, und ich habe dich in dem Glauben gelassen, dass du recht hattest. Ich wollte es ja selber. Ich konnte den Blick nicht lösen. »Eine großartige Eingangssequenz«, gab ich zu. »Ich wünschte, ich hätte eine Kamera.«
»Ich hab dir doch eine gekauft«, sagtest du.
»Wie – Slaterton hat Geld ausgegeben?«, sagte dieser Todd-oder-wie-er-hieß. »Geld aus seiner eigenen Brieftasche? Muss was Ernstes sein.«
»Ist es«, sagte ich, und dabei langte ich an dir vorbei nach der Tür und öffnete sie, warum auch nicht, dieser Stein konnte gern übers Wochenende im Wasser Ringe bilden. Sogar Sterne standen am Himmel, kalte Luft wehte von der einen Seite herüber, an der die Nacht Wache hielt, während vom Feuer her eine Wand heißer Luft herüberzog. Du hast dich aus dem Auto geschoben, und im selben Moment erscholl ein Gebrüll, alles jubelte dem Co-Kapitän zu. Zwei Mädchen hatten einen Stoff-Greyhound, ein großes, graues Spielzeug, so ein typisches Reicher-Onkel-Geschenk, das Maskottchen des Feindes, und warfen ihn ins Feuer, wo er zischend in Flammen aufging, nur die unbrennbaren Plastikaugen glänzten noch. Holt mich hier raus! Stattdessen gab es nur noch mehr Jubel und Gehupe von ankommenden Autos, und dann ging natürlich die Musik los, grottenschlechter Rock, dumm und aufdringlich wie ein Riesenmondkalb. »Toller Song«, sagte Todd, so als wäre es ein außergewöhnlich mutiger Akt, ein Stück zu mögen, das Nummer eins in den Charts ist. There’s a storm raging inside my heart, tell me you and I will never part, sang er mit. Die Lakaien, die immer für das Bier sorgen, spielten auf unsichtbaren Trommeln. Scheußlich, aber gleichzeitig auch genial, musste ich zugeben, ich sehe den Film mit genau dieser Szene vor mir. Du hast mich umarmt und dann losgelassen.
»Setz ihn auf keinen Fall ab«, sagtest du, als du mir den Rucksack auf die Schulter geschoben hast. »Setz nichts am Boden ab, was du nicht im Feuer sehen willst. Ich hol uns Bier.«
»Du weißt doch, ich mag keins«, sagte ich. Inzwischen hatte ich dir nämlich gestanden, dass ich das Scarpia’s auf Als Party weggekippt hatte.
»Min«, hast du gesagt, »du willst doch wohl heute nicht nüchtern bleiben«, und damit bist du losgezogen. Ganz unrecht hast du vermutlich nicht, dachte ich. Und nun?, fragte ich mich eine Sekunde lang und überlegte, ob ich mich auf einen der Baumstämme setzen sollte, die in der Nähe lagen, so als hätten Pioniere im letzten Moment ihr Blockhausprojekt aufgegeben. Aber setz nichts am Boden ab, was du nicht im Feuer sehen willst, fiel mir gerade noch ein, und außerdem – die lodernden Flammen mit ihrem puren Licht lockten machtvoll und zwingend. Ich trat näher heran, dann noch näher, ließ die Kamera eine Naheinstellung auf mein Gesicht machen, meine Stirn in gelungener Großaufnahme in dem flackernden Licht. Taschen durchsucht nach irgendetwas, was ich ins Feuer werfen könnte. Eintrittskarte gefunden, die, die du mir fürs Spiel gegeben hattest, nur eine Sekunde, dann ging sie in Rauch auf. Konnte nicht aufhören, ins Licht zu starren, so wundervoll erschien das Feuer meinen Augen, dass selbst die Musik sich auf einmal gut anhörte. So tief war ich ins Licht versunken, dass ich heftig zusammenzuckte, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühlte.
»Gleich bist du zu nah«, sagte Jillian Beach, deine verdammte Exfreundin. »Dein erstes Lagerfeuer, wie?«
»Mehr oder weniger«, sagte ich und verschränkte die Arme.
»War uns gleich klar«, sagte das Mädchen neben ihr. »Das ist immer dasselbe, wenn eine das noch
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