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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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jetzt hier bin, schaue ich jedes Mal nach, und jedes Mal, Min, wirklich jedes Mal kannst du wenigstens eins finden. Ich weiß auch, dass es komisch ist, sogar gemein, denn eigentlich sollte ich sie da liegen lassen, für alle Fälle, andererseits – wenn ich am nächsten Tag noch mal hindurfte, waren meine natürlich immer weg. Ich würde sie ja zurückgeben, wenn ich könnte, ich würde keinen so foltern wollen, egal, welcher Junge sie verloren hat. Aber so wie jetzt fühlt es sich besser an, so, als wäre es richtig so. Ich finde eins, und dann schaue ich, ob ich jemanden finde, dem ich’s schenken kann, jemand, der nicht denkt, Slaterton spinnt. Ich weiß, es ist blöd, als könnte ich das von damals auf die Art wieder gutmachen, all die vielen Male, wo ich eins verloren habe. Schon blöd …«
    Inzwischen küsste ich dich, eine Hand fest um das kleine Auto, die andere in deinen Haaren, immer noch kurz und immer noch ungekämmt, wie bei dem kleinen Jungen, der du damals warst und der hier in diesem Park geweint hat. Heftig habe ich dich geküsst, so als könnte das auch deinen alten Kummer wieder gutmachen, es schien mir das Richtige an diesem wilden, seltsamen Freitagabend.
    »Wie gefällt dir dein erstes Lagerfeuer?«, sagtest du mir ins Ohr.
    »Inzwischen besser«, sagte ich.
    Mehr Küsse. Noch mehr.
    »Aber morgen bin ich dran, ja?«, fragte ich. »Gleich morgen?«
    »Bist du dran?«
    Ich versuchte nicht an Jillian zu denken (Wie lang das wohl gut geht mit der?), nicht an die sorgenvollen Gesichter meiner Freunde über dem ekligen Grillkäse. »Morgen geht’s nach meinem Kopf, morgen darf ich entscheiden. Wie bei der Wippe – einmal du, einmal ich. Morgen machen wir, was ich gern möchte.«
    »Wieder Kino?«
    »Wenn noch Zeit ist, ja, aber zuerst müssen wir zu Alles Tipptopp , weißt du nicht mehr? Ich hab’s dir gesagt, und du hast gemeint, Joan leiht dir ihr Auto.«
    »Ja. Wie du willst.«
    »Morgen.«
    »Morgen.«
    Mehr.
    »Aber heute ist noch nicht vorbei«, sagtest du.
    »Klar. Was wollen wir …«
    »Also, Steve ist mit dem Auto hier.«
    »Gehen wir schon?«
    Du hast mich angesehen, Ed – direkt in die Augen hast du mir gesehen und Nein gesagt. Ich habe nur genickt, hab meinem Mund einfach nicht getraut, lieber nichts sagen, nur einen Schluck trinken. Aber natürlich hat er dann doch noch mehr getan. Wir sind also zu Steves Auto gegangen. Das ist auch so eine Sache, über die ich nachdenke, die ich hin- und herbewege, weil sie zwei Seiten hat, die ich in Deckung bringen möchte. Aber dieses Mal geht es um mich, ich selbst bin diejenige, die ich mir vorzustellen versuche. Es klingt einfach so widerlich, nicht einmal Al konnte ich davon erzählen: Du gewinnst das wichtige Spiel, schleppst die Jungfrau zu ihrem ersten Lagerfeuer, gibst ihr ein oder zwei Bier zu trinken, und schon sind wir zwei im Auto von jemandem, deine Hand zwischen meinen Beinen, meine aufgeknöpften Jeans runtergezerrt, die Geräusche aus meinem Mund, bis ich dich schließlich atemlos stoppe. Es hört sich schrecklich an, aber vermutlich ist es die Wahrheit, das ehrliche Bild, abstoßend, wenn ich es so hinschreibe, ich schäme mich. Aber ich will die ganze Wahrheit aufschreiben, so wie es wirklich war, und damals hat es sich anders angefühlt, ehrlich, anders als dieses abstoßende Bild. Ich spüre es noch, deine sanften Bewegungen, den Kitzel, den ich empfand bei dem Gedanken, dass niemand wusste, wo wir waren und was wir machten. Es war ganz anders, Ed, es war schön, wie wir uns bewegten, uns berührten, nicht einfach zwei knutschende Jugendliche, wie es in einem Film rüberkäme. Selbst jetzt noch ist es das, was ich sehen möchte, nicht bloß das Küssen und die Kleider und die Stille, erst so gespannt und hinterher peinlich, als ich mich fragte, wie spät es wohl war, und den Göttern dankte, dass niemand grausam lachend an die Fenster geklopft hatte. Aber nicht nur das, auch die Dinge, die ich nicht sehen kann, nicht ertragen könnte, und die Dinge, die ich erst hinterher gesehen habe, als ich endlich wieder zu Hause war und im Bad das Licht anmachte, um zuerst mein Gesicht im Spiegel anzusehen und dann meine Hand, die mir so fremd vorkam, so wund, mit diesen seltsamen blauen Flecken in der Handfläche, der fast rissigen Haut. Selbst jetzt, während ich dieses Ding hier halte, fühle ich sie fast, die Abdrücke, die daher rührten, dass ich, atemlos und voll wilder Freude auf der Rückbank von Steves Auto, dieses

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