43 Gründe, warum es AUS ist
geküsst, an diesem unglaublichen Ort, voll Vertrauen und Freude, alles andere als achselzuckend, sondern hungrig, gierig. »Lieber Himmel«, sagtest du und klimpertest mit den Wimpern, so als wärst du total überwältigt. Dabei stelltest du deinen Kaffee so weit von uns weg, wie dein Arm reichte. »Ich frag mich nur: Was könnten meine Freundin und ich bloß machen, eine Stunde lang an einem so versteckten Ort im Park?«
Clark Baker hätte es nicht besser sagen können. Es war das erste Mal, dass wir beide nackt waren, unsere Kleider in getrennten Häufchen auf der Seite, und wir beide so dicht beieinander, dass man in einer von oben gedrehten Aufnahme nicht hätte unterscheiden können, in diesem spärlich zu uns hereinsickernden Licht, wessen Hand zu wem gehörte. Du hast toll ausgesehen, ganz nackt in dem schönen, scheckigen grünen Licht, wie nicht ganz von dieser Welt, selbst mit den vereinzelten Schmutzflecken auf deinen Beinen, vor allem hinterher, als deine Brust sich immer langsamer hob und senkte, als weit unten auf deinem Rücken Schweißtropfen standen (vielleicht war es auch nur Feuchtigkeit von meinen Lippen) und du schamhaft deine Hände zwischen den Beinen wölbtest, bis ich sie beiseiteschob, damit ich dich wieder ansehen und von vorn beginnen konnte. Und auch ich selbst hatte mich noch nie so schön gefühlt wie da, in diesem Licht, in deinen Armen. Fast musste ich weinen. Noch zwei letzte Schlucke von deinem kalten Kaffee, dann haben wir uns angezogen, haben versucht, alles von uns abzuklopfen. Die Socken ließen sich nur mühsam entrollen, mein BH -Bügel fühlte sich kalt an, ebenso mein T-Shirt, meine Jacke. Aber mir war jetzt wärmer, von der kräftiger werdenden Sonne und auch von allem anderen, also rollte ich meine Strickjacke bloß zusammen und hielt sie unter dem Arm, als wir den Boris-Vian-Park verließen, gleichzeitig mit dem Typen mit dem Kinderwagen, der sich wohl fragte, wo wir auf einmal herkamen, und ließ sie dann den Rest des Tages in Joans Auto. Erst als ich nach Hause kam, nach oben stürmte, gelangweilt zurückbrüllte, als meine Mutter gleich meckerte, erst da warf ich meine Jacke aufs Bett und sah dieses Ding, das von irgendwoher auf den Boden hüpfte. Ich hob es auf und wurde rot bei dem Gedanken daran, wie es in meine Kleider geraten war. Ich legte dieses Was-auch-immer in meine Schublade und später in diesen Karton. Jetzt kannst du meinetwegen selbst rot werden und zerknirscht sein. Wer weiß, irgendein Same, eine Frucht, eine Schote, ein Einhorn, das durchs Unterholz strich, während wir da zusammen lagen. Es in Wasser legen, das hätte ich auch tun können, ich hätte mich darum kümmern können, wer weiß, was vielleicht daraus gewachsen wäre, was geschehen wäre mit diesem Ding aus dem Park, wo ich dich geliebt habe, Ed, so sehr.
Und hier ist der Mantel, den ich dir gekauft habe, richtig glücklich war ich, die acht Dollar dafür hinzublättern. »Mal sehen, was sich darin verstecken lässt«, hast du gesagt und mich an dich gezogen, gekichert haben wir, als du ihn um uns zwei herumgelegt und die Knöpfe geschlossen hast, du hast mich in diesem Kokon geküsst und hast versucht, so mit mir zur Kasse zu gehen. Wie ein Vaudeville-Comedian müssen wir gelaufen sein, ich habe dich geküsst und den Kopf in den Nacken gelegt, bis ich dachte, die Knöpfe müssten abspringen, und dann habe ich mich herausgeschält, um meine Handtasche zu öffnen und dich anzusehen, dich nur anzusehen, Ed.
So – verflucht – schön.
»Gehst du damit zur Schule?«
Du hast gelacht. »Kommt nicht in Frage.«
»Guck dir doch bloß mal dieses Muster an. Du kannst den Leuten ja sagen, ich hätte dich gezwungen.«
»Nach dem Zuckerklau will ich das Ding nicht mehr sehen.«
Hier ist er, Ed. Ich dich auch nicht.
Ein Teil des Zuckers ist herausgerieselt und liegt jetzt am Boden des Kartons. Alles überzuckert, also gerade das Gegenteil von meiner Stimmung. Aber Tatsache ist: Alles lief wie am Schnürchen. Wir bekamen unser Frühstück im Schieflage, Obst und Toast für mich, zwei Eier mit Speck, Würstchen, Rösti, einen kleinen Stapel Pfannkuchen und einen großen O-Saft für dich, Kaffee mit Extramilch und dreimal Zucker aus dem Streuer für uns beide. Wir haben ein bisschen geredet, und ich habe in den Rezepten geblättert und darauf gewartet, bis du fertig werden und dir den Mund abwischen würdest, was ich schließlich selbst tun musste. Hier und da spürte
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