Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
diesen Film zu Hause auf der Couch bis hierhin durchgestanden hätte, pass auf, gleich sagt sie: Wie lange geht das schon?.
    Und ich hab’s gesagt.
    »Min …«
    »Das hört sich so an, als ginge das schon eine ganze Weile.« Das Wort fühlte sich schleimig an in meinem Mund. »Ich meine, wenn du immerzu an sie denken musst.« Der Blumenhändler schlug sich mit der Hand vor den Mund. All dein Gerede von Schwulen, schaffte ich noch zu denken, und sieh mal an, wer hier deine Hetero-Geheimnisse durchschaut, Ed.
    »Min, ich habe ja versucht, es dir zu sagen.«
    »Das hier ist aber nicht für mich.« Etwas zerknitterte in meiner Hand. Gleich darauf krachte etwas auf den Boden, etwas war fallen gelassen worden.
    »Min, ich liebe dich.«
    »Und du musst immerzu an mich denken, wie ich hier lese.« In meinem Kopf ratterte es, aber ich war nicht gut im Rechnen. Du musst aufgehört haben, an mich zu denken, weil du immerzu an Annette denken musstest. Ich sah sie vor mir in ihrem Kettenkostüm, mit ihrer Axt, und schloss meine Faust um diese gottverdammten Blütenblätter hier. Musste immerzu an wen denken, dachte ich, aber diese Rechnung kriegte ich nicht hin. Dafür hätte ich Hilfe gebraucht, aber du bist ja der Einzige mit so einem Scheißwinkelmesser.
    »Min, hör zu …«
    »Ich! Hör! Dir! Zu!«, brüllte ich und knallte – Gleich knallt sie ihm den Umschlag ins Gesicht – dir den Umschlag ins Gesicht. »Bist du – wann hat …«
    »Sieh mal, ich hab doch nie gesagt, dass wir uns nicht auch mit anderen treffen würden.«
    »Scheißdreck«, sagte ich. »Genau das haben wir gesagt!«
    »Ich wollte mich mit niemandem sonst treffen, das hab ich gesagt«, sagtest du, und eine Sekunde lang war es wieder Halloween, und wir saßen in dem lauten Bus, und ich fühlte die kühle Nachtluft auf meinem Arm, »nicht, dass …«
    »Scheißdreck! Du liebst mich, das hast du gesagt!«
    »Das stimmt auch, Min, aber Annette wohnt gleich bei mir um die Ecke. Und du weißt, dass wir Freunde geblieben sind. Ich meine, du bist mit Jungs befreundet, du weißt, wie das ist, und ich hab dir deswegen nie Probleme gemacht …«
    »Sie wohnt gleich um die Ecke ?«
    »Deshalb ist sie manchmal abends vorbeigekommen, bloß um Hausaufgaben zu machen oder so. Joan und sie sind aber nie miteinander klargekommen, deshalb sind wir immer oben geblieben.«
    »O Gott.«
    »Sie interessiert sich für Basketball, Min. Versteh doch. Ihr Vater war mit meinem befreundet. Sie ist eine gute Zuhörerin. Und ja, größtenteils waren wir nur Freunde.«
    »Du – du hast mit ihr geschlafen?« Ich begann die Abende zusammenzuzählen, an denen wir nicht telefonierten oder nur kurz. Joan, die genervt oder ausweichend antwortete, während sie die Treppe hochstürmte, um dich zu holen. Ich war eine gute Zuhörerin und bin es noch. Ich hörte das alles. Aber damals hast du nichts gesagt und jetzt auch nicht. Nur das Wasser plätscherte auf den Boden, ich kannte die Antwort, sie kam aus der schönen Vase.
    »Schau mal, Min, ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber es ist schwierig, auch für mich. Es ist schrecklich, es ist merkwürdig, es ist, als ob ich zweigeteilt wäre, und der eine Teil war, ja, Min, wirklich – wirklich, wirklich glücklich mit dir. Ich habe dich geliebt, und das tue ich noch. Aber wenn abends Annette an mein Fenster klopfte, das war einfach ganz was anderes, so wie ein Geheimnis, das nicht mal ich kannte –«
    Der ganze Raum schien zu beben, die Glastüren der Kühlräume klirrten leise. Auf einmal hast du aufgehört zu reden, es kam mir so vor, als hätte ich geschrien.
    »Min, bitte . Es war – das mit uns ist anders , das weißt du doch.«
    Du hast eine Miene aufgesetzt wie auf dem Spielfeld, wenn du nach einer schnellen Lösung suchst. »Das muss etwas – ich weiß auch nicht – wie in einem Film sein, stimmt’s? Gibt’s nicht tatsächlich auch diesen einen Film mit den zwei Typen, Zwillingen, und der eine tut das Richtige, und –«
    »Dies ist kein Film«, sagte ich. »Und wir sind auch keine Filmstars. Wir sind – O Gott! O mein Gott!«
    Inzwischen starrte ich auf etwas anderes, ich konnte den Blick nicht mehr davon lösen. Wie viele schreckliche Dinge, fragte ich mich, würden noch vor mir auf diese Wand projiziert werden, schlechte Szenen aus noch schlechteren Filmen, blödsinnige Fehler, wie viele Zerrbilder, die man abreißen musste?
    »He«, sagte der Blumentyp, »stopp mal.«
    Ich schüttelte seine Hand ab und machte einfach

Weitere Kostenlose Bücher