43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Exzellenz! Ein braver Diener geht einer Tänzerin wegen nicht von seinem Herrn fort. Etwas anderes freilich wäre es – hm!“
„Nun?“
„Wenn – wenn Sie selbst einmal das Ballett besuchen wollten.“
Jetzt endlich waren die Worte heraus, und Alimpo blickte seinen Herrn forschend von der Seite an, um den Eindruck derselben zu beobachten. Dieser schien kein so schlimmer zu sein, als er erwartet hatte, denn der Graf hielt den Blick zum Fenster hinaus gerichtet und fragte nur, freilich mit sehr gleichgültiger Stimme:
„Meinst du wirklich, Alimpo?“
„Ja“, antwortete dieser schnell.
„Nun, wir werden ja einmal sehen!“
Mit diesem Wort schien der Graf das Gespräch als beendet zu betrachten; aber Alimpo war damit nicht zufrieden, sondern räusperte sich ein klein wenig und sagte:
„Man müßte warten, bis ein recht schönes Stück gegeben wird, wie zum Beispiel ‚Die Königin der Sonne‘, das mit einem Ballett ausgestattet ist.“
„Du hast es wohl einmal gesehen?“
„Nein.“
„Wie kommst du dann auf dieses?“
„Hm, es wird heute gegeben.“
Jetzt drehte sich der Graf rasch zu dem Kammerdiener herum und sagte:
„Caracho, du bist ein Schlaukopf. Erst tust du, als ob du die Tänzerin nicht kennst, und nun weißt du auf einmal, welches Stück heute gegeben wird.“
„Es steht ja in allen drei Blättern der Stadt.“
„So! Und du willst das Stück gern sehen?“
„O sehr gern, Exzellenz! Ich habe gehört, daß es ganz außerordentlich schön sein soll. Es kommen darin Engel und Teufel, Geister, Elfen, Feen und lauter Königinnen vor.“
„So kannst du also gehen!“
„Und Sie, gnädiger Herr?“
„Ist es dir wirklich unmöglich, allein zu gehen?“
„Ganz unmöglich!“
„Nun gut! Welcher Besuch ist für heute abend bei uns angesagt, oder sind wir irgendwo eingeladen?“
„Weder das eine noch das andere.“
„Gut, so werden wir in die Oper fahren.“
Das Gesicht des kleinen Alimpo glänzte vor Freude, und er küßte seinem gütigen Herrn vor lauter Dankbarkeit die Hand.
Es war jetzt dem Grafen sehr willkommen, daß Juan Alimpo die Initiative ergriffen hatte. Das Bild der Tänzerin hatte ja einen solchen Eindruck auf ihn gemacht, daß er die Stunde der Vorstellung kaum erwarten konnte.
Und wie so ganz anders war es doch dann, als er sie endlich sah, als die Musik eine rauschende Einleitung beendet hatte, der Vorhang sich hob und die Ballerina erschien. Ja, sie strahlte in Wahrheit, als sie auf die Bühne trat, wie eine Sonne! Ihre Formen, ihre schöne Gestalt waren von unwiderstehlichem Reiz, sie schienen einer Juno, einer Venus anzugehören, und ihr prachtvoller Kopf, die feine Rundung ihres Profils und das Feuer ihrer Augen waren geradezu sinnbetörend.
Graf Manfredos Blicke hingen nun an ihr. Er sah sie nicht tanzen; er sah auch die anderen nicht. Er achtete nicht der Szene und der Verwandlungen, er befand sich wie im Traum, und als am Schluß der Vorstellung der Vorhang fiel, wäre er noch lange wie bezaubert stehengeblieben, wenn nicht Alimpo ihm den Hut gebracht und ihn dadurch an das Gehen erinnert hätte.
Da erst holte er tief Atem und sagte:
„Schicke den Wagen nach Hause!“
„Wir fahren nicht, Exzellenz?“ fragte der kleine Diener, ganz erstaunt über seine so ungewöhnliche Extravaganz.
„Nein. Wir gehen, und sobald die Läden offen sind, führst du mich zum ersten Juwelier!“
Alimpo wußte sich den Befehl seines Herrn gar nicht zu deuten, aber er mußte ihn erfüllen. Beim Juwelier angekommen, kaufte der Graf einen kostbaren Brillantschmuck, den er draußen auf der Straße dem Diener gab.
„Weißt du, was du sollst?“ fragte er ihn.
„Nein, Exzellenz“, antwortete Alimpo ebenso wahr wie naiv.
„Weißt du die Wohnung dieser Valdez?“
„Nein, ich weiß sie nicht; ich kann sie aber erfahren, und zwar jetzt gleich, wenn es sein muß.“
„Es muß sein! Du gehst in ihre Wohnung, zu ihr selbst! Verstanden?“
„Sehr wohl!“ nickte Alimpo.
„Und gibst ihr selbst den Schmuck und sagst, ein Bewunderer der Sonnenkönigin sende ihn, obgleich er viel zu arm für eine solche Herrscherin sei.“
„Donnerwetter, Exzellenz! Er kostet ja fünfzehntausend Duros!“
„Das geht dich nichts an! Wirst du bei ihr nicht vorgelassen, so bringst du den Schmuck wieder mit.“
„Das wird klüger sein, gnädiger Herr! Was aber soll ich sagen, wenn man mich nach dem Namen des Gebers fragt?“
„Nichts. Du verschweigst ihn.“
„Soll ich auf
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