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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jungen Brüder Emanuel und Ferdinando.
    Er hatte lange Zeit als Vizekönig der spanischen Besitzungen in Ostindien gelebt, und man sagte sich, daß er aus diesen Ländern geradezu ungeheure Schätze mitgebracht habe. Jetzt hat er sich in den Ruhestand versetzen lassen und war nach Madrid gekommen, um die letzten Studien seiner beiden Söhne zu überwachen. Da er in der Nähe von Saragossa reiche Güter besaß, so verweilte er nur vorübergehend in dieser Stadt, um die Administration dieser Besitzung einer Prüfung zu unterwerfen.
    Einer der hervorragendsten Administratoren war Henrico Cortejo, der Vater der beiden Brüder Gasparino und Pablo Cortejo. Überhaupt waren die Cortejos seit Menschengedenken bei den Rodrigandas bedienstet gewesen, und man sagte sich, daß dieser Henrico ein ganz besonderer Liebling des alten Vizekönigs Don Manfredo sei.
    Don Manfredo trat mit einem ungewöhnlichen Glanz auf. Er war eine hohe, volle, imponierende Erscheinung. Zwar war sein Haupt- und Barthaar weiß gebleicht und sein Gesicht von der Sonne Indiens dunkel gebräunt, aber dies gab ihm ein schönes, frisches und ehrwürdiges Aussehen.
    Ein noch schönerer Mann freilich war der erwähnte Administrator Henrico Cortejo. Er war in den kräftigsten Mannesjahren und stand, obgleich er zwei ziemlich erwachsene Söhne hatte, in dem Ruf, daß er der Löwe der Damenwelt von Saragossa sei. Gasparino, der eine seiner Söhne, der sich mit ihm in Saragossa befand, konnte ihm hierin keine Konkurrenz machen.
    Die andere Person, die ein solches Aufsehen erregte, war die Primaballerina, die erste Tänzerin des dortigen Theaters.
    Wie ein Komet, wie ein leuchtender Meteor war sie plötzlich und unerwartet am Himmel von Saragossa erschienen, und so schnell, wie sie gekommen war, so schnell hatte sie alle Welt erobert und sich zu ihren Füßen gelegt.
    Sie hieß Hanetta Valdez und sollte, der Sage nach, von ganz armen, obskuren Eltern abstammen, hatte also ihre Erfolge allein nur ihrer Schönheit und Geschicklichkeit zu verdanken. Zu ihren Bewunderern gehörte bald auch der Herzog von Olsunna, doch sagte man sich, daß es ihm nicht gelänge, in ihrer Gunst große Fortschritte zu machen.
    Ihr erklärter Liebling, so flüsterte man sich zu, solle Henrico Cortejo, der Vater der zwei Söhne, sein.
    Graf Manfredo de Rodriganda war von seinen Geschäften zu sehr in Anspruch genommen, um während der ersten Zeit viel an Zerstreuungen und Vergnügungen zu denken, sobald er jedoch die notwendigsten derselben erledigt hatte, mußte er auch seine hohe Stellung berücksichtigen und seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen Rechnung tragen.
    Er machte und empfing Visiten, veranstaltete Soireen, besuchte das Theater, war aber noch nicht dahin zu bringen gewesen, das Ballett zu sehen. Seine echt spanische ernste Lebensanschauung sträubte sich dagegen. Je mehr er aber über die berühmte Ballerina hörte, desto weniger energisch wurde sein Widerstand, und als er einst in einem Kunstladen die Photographie der Tänzerin erblickte, folgte er einer unwillkürlichen Eingebung, kaufte sie und nahm sie mit nach Hause.
    Dort saß er nun oft allein, in die Betrachtung der herrlichen Gestalt und der reizenden Züge ganz versunken, und es war ihm, als ob er von den faszinierenden Augen des Bildes förmlich bezaubert werde.
    Einige Zeit später hatte sein Kammerdiener im Zimmer zu tun. Es war der kleine, dürre Juan Alimpo, den wir später als Kastellan auf Rodriganda gesehen haben. Als dieser das Porträt erblickte, blieb er ganz erstaunt stehen, und da er der erklärte Günstling seines Herrn war und sich schon eine Freiheit gestatten durfte, nahm er die Photographie in die Hand, um sie zu betrachten, und fragte erstaunt:
    „Donnerwetter, Exzellenz, wer ist das?“
    „Die Valdez“, antwortete sein Herr leutselig.
    „Die Valdez? Wer ist denn die?“
    „Sie ist die Primaballerina hier, die erste Ballettänzerin am Theater.“
    „Hm!“
    Der kleine Kammerdiener stieß die Silbe mit einer so eigentümlichen Betonung hervor, daß sein Herr ihn ansah und fragte:
    „Was meinst du?“
    Abermals erfolgte ein „Hm!“
    „Nun?“
    „Schade, daß eine solche Schönheit eine Tänzerin ist.“
    „Eine Tänzerin muß ja schön sein!“
    „Ja, aber diese ist so schön, daß sie eine Gräfin sein könnte. Ist es dieselbe, von der die Leute so viel sprechen?“
    „Ja.“
    „Ich habe längst gewünscht, sie einmal zu sehen.“
    „So gehe, ich gebe dir frei.“
    „Danke,

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