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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz erstaunt. „Was tust du hier?“
    „Ich muß zur Tänzerin, um ihr ein Bukett zu bringen.“
    „Ist's wahr? Das muß ich sehen. Komm.“
    Elvira führte ihren Schatz hinauf in das Stübchen, wo er das Bukett enthüllte.
    „O wie herrlich!“ rief sie.
    „Das habe ich selbst ausgelesen“, sagte er stolz.
    „Du? Da muß ich deinen Geschmack loben.“
    „Ja, meine Elvira, der ist von je her fein gewesen“, versetzte er anzüglich.
    „Wieso?“ fragte sie verschämt.
    „Nun, an der Liebsten erkennt man den Geschmack am sichersten.“
    „Und du denkst wirklich, daß der deinige fein ist?“
    „Ganz gewiß, besonders wenn ich einen Kuß bekomme.“
    „Den sollst du haben, du appetitlicher Mensch. Hier! Aber hatte ich gestern nicht recht?“
    „Womit?“ fragte er, nachdem er sich den Kuß genommen hatte.
    „Mit deinem Grafen, daß er in die Tänzerin verliebt ist?“
    Da machte der gute Alimpo ein ernstes Gesicht und sagte beinahe traurig:
    „Höre, meine Elvira, das ist eine schlimme Sache, die mir gar nicht recht ist, denn er ist nicht verliebt, sondern er liebt wirklich.“
    „Wo liegt der Unterschied?“
    „Das Verlieben liegt in den Sinnen, die Liebe aber im Herzen.“
    „Und dies ist bei ihm der Fall?“
    „Ja. Ich glaube, er könnte sterben, wenn er Unglück hat in der Liebe. Und ich bleibe dabei, sie hat den Teufel im Leib.“
    „Sie ist nicht gut!“ stimmte auch Elvira bei. „Aber er wird sie ja nicht heiraten.“
    „Nicht – und was denn?“
    „Er wird sie besuchen, mit ihr speisen und spazierenfahren wie die anderen, weiter nichts.“
    „Nein, das wird er nicht tun, denn er ist nicht wie die anderen. Wenn er ein Weib liebt, so wird es seine Frau.“
    „Ah, so dauert er mich.“
    „Mich auch. Aber wir können nichts tun, wir müssen es gehen lassen. Übrigens habe ich mit dem Grafen von dir gesprochen.“
    „Du bist nicht klug.“
    „Nicht? So hast du einen schlechteren Geschmack als ich“, lachte er. „Ich habe ihm gesagt, daß ich dir gut bin und daß ich dich heiraten werde.“
    „Und weiter?“
    „Und er hat gesagt, daß er für uns sorgen will, wenn du ihm gefällst.“
    „Oh, so brauchen wir ja gar keine Sorge zu tragen!“ rief sie glücklich.
    „Ja. Nun aber sage mir, wie lange der Sachwalter hiergeblieben ist.“
    „Nur kurze Zeit. Bis zwei Uhr. Ich war noch wach, als er ging, denn ich dachte an dich, und da hörte ich, daß sie keinen sehr freundlichen Abschied nahmen.“
    „So haben sie sich vielleicht entzweit?“
    „Nein, so schlimm war es nicht. Übrigens mußte ich heute zum Herzog von Olsunna gehen, um ihm zu sagen, daß die Señorita heute Migräne habe und also nicht zu sprechen sei.“
    Alimpo lachte in sich hinein.
    „Weißt du, wer schuld ist an dieser Migräne?“
    „Nun?“
    „Der Graf. Der hat mit seinem Schmuck Eindruck gemacht. Sie wittert einen reichen, vornehmen Anbeter und will sich keine Blöße geben. Ist sie wirklich krank?“
    „Nicht im geringsten.“
    „So kann ich zu ihr?“
    „Ja. Ich werde dich sogleich anmelden. – Kommst du heute abend?“
    „Das versteht sich, aber jetzt kann ich nicht länger plaudern.“
    Elvira führte Alimpo in das Vorzimmer, in dem sie gestern sich getroffen hatten, und öffnete ihm bald darauf eine zweite Tür. Dort lag die Tänzerin auf einer Ottomane und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.
    „Ah, Sie sind es“, sagte sie, als sie ihn erkannte. „Was bringen Sie?“
    „Diesen Morgengruß, Señorita.“
    „Von demselben Unbekannten? Will er mir auch heute seinen Namen nicht nennen und sich mir nicht zeigen?“
    „Er wird das nächste Ballett besuchen.“
    „So sagen Sie ihm, daß mein Herz ihn zu finden wissen wird, die Stimme des Herzens ist untrüglich.“
    Die Tänzerin erkannte sehr wohl, daß sie einem großen Sieg entgegengehe, und entließ den Diener mit einem huldvollen Nicken ihres schönen Kopfes.
    Alimpo berichtete dem Grafen den Erfolg seiner Sendung, und dieser schien mit demselben zufrieden zu sein. Dann ging der Diener wieder eines Tages mit einem Bukett zu der Ballerina und des Abends zu Elvira, und was er nun erfuhr, schien durchaus des Grafen Wohlgefallen zu erregen. Die Tänzerin ging nämlich nicht mehr aus, sie empfing Cortejo nur noch einmal des Nachmittags auf wenige Minuten und den Herzog von Olsunna gar nicht. –
    Endlich nahte der Tag, wo die Tänzerin wieder aufzutreten hatte. Das Haus war ausverkauft; Cortejo und der Herzog wollten, wie gewöhnlich, sie

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