43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
würde dich wählen.“
„Sehr schmeichelhaft“, nickte der Herzog zornig. „So aber wählst du ihn?“
„Höchstwahrscheinlich. Kannst du es mir verdenken, Eusebio?“
„Hm, eigentlich nicht, wenn ich gerecht sein will. Aber was wird aus mir?“
Sie lachte und meinte: „Was aus dir wird? Du bleibst natürlich Herzog von Olsunna.“
„Das ist ein schlechter Witz, an dem mir nichts liegt. Du bist das schönste Weib, das ich je gesehen habe; wir sind gute Kameraden gewesen bisher, und das soll nun auf einmal aufhören?“
„Wer sagt denn, daß es aufhören soll?“
„Na, wenn du den Rodriganda nimmst!“
„So kommst du nach Rodriganda, wenn du dich einmal nach mir sehnst.“
Der Herzog sprang auf und holte tief Atem.
„Ah, ist das dein Ernst, Hanetta?“ fragte er.
„Das versteht sich!“
„Gib mir einen Kuß darauf!“
„Zehn anstatt nur einen!“
„Hurra, nun ist alles wieder gut“, jubelte er.
„Also sind wir einig, nun so geh jetzt, Eusebio!“
„Gehen? Donnerwetter! Warum?“
„Weil ich jetzt sehr ehrbar sein muß. Verstehst du?“
„Hm, ja. Ich will dir gehorchen. Lebe wohl, Hanetta!“
„Lebe wohl, mein Eusebio!“
Auch Henrico Cortejo wäre gern am Vormittag zu der Ballerina gekommen, um sie zur Rede zu stellen. Er hatte gestern nicht zu ihr hinter die Szene gedurft. War es da ein Wunder, daß in ihm bei der Erinnerung an seine Unterredung mit ihr, deren Gegenstand der Graf gewesen war, die Eifersucht in ihrer ganzen Gewalt erwachte, als er erfuhr, daß Graf Rodriganda mit ihr gefahren und während der ganzen Nacht bei ihr gewesen sei?
Aber er hatte heute eine sehr dringende Konferenz mit Manfredo, und so mußte er warten, bis diese vorüber war, zumal es unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Vorsicht gebot, sich sehr in acht zu nehmen, daß er nicht mit dem Grafen bei ihr zusammentraf.
Endlich war er frei, aber erst als er sich genau überzeugt hatte, daß der Graf noch für einige Stunden beschäftigt sei, machte er sich zu der Ballerina auf den Weg.
Hanetta empfing ihn mit großer Zärtlichkeit. Wie schon angegeben, war er zwar kein Jüngling mehr, aber ein sehr schöner Mann, und die Ballerina liebte ihn wirklich.
„Ich habe dich erwartet“, sagte sie, indem sie sich innig an ihn schmiegte.
„Wie kommt das?“ fragte er ernst, beinahe finster.
„Weil ich dich liebe. Welchen anderen Grund sollte es sonst wohl haben?“
„Und gestern wiesest du mich fort!“
„Ich mußte, weil mich die Klugheit dazu zwang.“
„So habe ich also recht gehört? So ist es also aus mit der Treue, die du mir tausendmal zugeschworen hast?“
„Nein, Henrico, auf meine Treue kannst du stets bauen“, sagte sie, indem sie ihn wiederholt küßte.
„Das reime sich der Teufel zusammen. Mir schwörst du Treue, und diesem alten Rodriganda gewährst du sogar in der Nacht Audienz.“
„Ah, du bist eifersüchtig?“ lachte sie.
„Ja, allerdings.“
„Wirklich? Ah, das ist köstlich!“
Jetzt lachte sie so herzlich und ausgelassen, daß er fast Miene machte, mit einzustimmen, aber er beherrschte sich und zürnte:
„Ich denke doch nicht, daß ich es bin, über den du dich lustig machst, Hanetta?“
„Das fällt mir gar nicht ein.“
„Über wen sonst?“
„Über keinen Menschen. Aber ich sage dir, daß dieser Rodriganda während der ganzen Nacht an meinem Lager gesessen wie eine barmherzige Schwester und keinen Blick von mir verwandt hat, denn er hielt mich für todkrank. Heute morgen allerdings hat er mich doch noch umarmt und geküßt.“
„Der Schurke!“ brauste Cortejo auf.
„Warum Schurke?“
„Weil du mein bist!“
„Beweise es!“
„Hast du es mir nicht viele hundert Male geschworen?“
„Ja – und ich werde mein Wort auch halten. Aber wer sagt denn, daß ich ganz ausschließlich dein sein kann?“
„Ah, das heißt, du liebst andere neben mir?“
„So meine ich das nicht. Aber erlaube mir eine Frage: Willst du etwa mich zur Frau nehmen?“
„O verdammt, wenn ich nur könnte!“ knirschte er. „So ein entzückendes Wesen und solche Einkünfte als Ballerina. Ich würfe mein Amt sofort unter die Lumpen.“
„Nun, so sei also ruhig und unparteiisch, Henrico.“
„Der Teufel mag das sein“, zürnte er.
„Aber anhören mußt du mich doch! Du hast ein Weib, eine kranke, elende Frau, die vielleicht nicht lange mehr leben wird, aber du hast sie doch. Es ist also ungerecht, mich an dich zu binden.“
„So willst du wohl gar los von
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