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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir?“
    „Nein. Ich liebe dich wie vorher; aber ich denke, wenn ich mir einen alten, schwächlichen Mann nehmen würde, so könntest du nichts sagen, denn dann wären unsere Chancen gleich. Rechne dazu noch, daß dieser alte Mann der Graf de Rodriganda ist, so wirst du sofort erkennen, wie viele und große Vorteile für dich daraus entspringen müssen.“
    „Ah, es soll also aus dem damaligen Spaß wirklich Ernst werden?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Ahntest du dies schon damals?“
    „Er schickte mir an jenem Abend einen kostbaren Schmuck.“
    „Donner und Doria, ist das möglich?“
    „Ja. Er war zum erstenmal im Ballett gewesen, und ich hatte ihn da gleich so hingerissen, daß er direkt vom Theater zum Juwelier gegangen ist, um mir den Schmuck zu kaufen.“
    „Ist das Geschenk bedeutend?“
    „Es hat einen Wert von fünfzehntausend Duros; ich habe es taxieren lassen.“
    „Alle Wetter! So ist es ihm Ernst?“
    „Gewiß.“
    „Und dir?“
    „Henrico, könntest du mich zum Weib nehmen, o wie gern würde ich die Deine! Da dies aber nicht der Fall ist, so wäre ich die größte Törin, wollte ich den Mann abweisen, der Graf, Vizekönig, hundertfacher Millionär und ein alter Mann ist, der wohl nicht mehr lange zu leben hat.“
    „Ah, du rechnest gut.“
    „Je leidenschaftlicher du bist, desto nüchterner muß ich handeln.“
    Henrico Cortejo schritt einige Male in dem Zimmer hin und her; dann blieb er vor ihr stehen und fragte:
    „Du liebst mich also wirklich, Hanetta?“
    „Von ganzem Herzen“, versicherte sie, ihn küssend. „Wahr und treu.“
    „Diesen Grafen aber liebst du nicht?“
    „Nicht im mindesten.“
    „Es sind nur der Reichtum und die Machtstellung, die dich veranlassen, ihm deine Hand zu geben?“
    „Nur das allein.“
    „Du wirst auch als Gräfin mich lieben und mir treu sein?“
    „Geradeso wie jetzt.“
    „Gut, so will ich dich nicht halten. Nimm ihn! Ich weiß, daß von deiner Macht und von deinem Besitz auch einige Körner auf mich herabfallen werden. Wann gedenkst du ihm dein Jawort zu geben?“
    „Heute abend.“
    „So nimm ihn fest, daß er nicht weichen kann.“
    „Sorge dich nicht um mich! Aber dich muß ich warnen. Der Graf weiß, daß du bei mir verkehrtest. Sein Diener verriet es mir.“
    „Alimpo?“
    „Ja. Rodriganda ahnt natürlich, daß uns ein inniges Verhältnis verbindet; diese Meinung müssen wir ihm nehmen.“
    „Auf welche Weise?“
    „Indem wir ihn wissen lassen, daß du nur zweimal, und zwar in Gesellschaft, bei mir gewesen bist, als man bei mir wie gewöhnlich eine kleine Bank legte.“
    „Gut.“
    „Übrigens versteht es sich ganz von selbst, daß wir uns weiter nicht kennen.“
    „Einverstanden.“
    „Später werden wir uns in den neuen Verhältnissen orientiert haben, und dann kann es nicht schwer sein, Zeit und Ort zu finden, wo und wann wir sicher sind. Jetzt aber geh, Henrico, man könnte uns beobachten.“
    Auch Cortejo gehorchte. Sie nahmen einen innigen Abschied, und dann ging er, um dieses Zimmer nicht wieder zu betreten.
    Jetzt war das schöne Weib entschlossen, für seine Reize eine Grafschaft einzutauschen.
    Als Don Manfredo des Abends kam, lag Hanetta zwar nicht mehr nieder, doch sie sah noch immer sehr angegriffen von dem gestrigen Sturz aus; aber diese feine, leidende Blässe, durch die doch das Rot des Lebens schimmerte, machte sie so reizend, daß der Graf fast seine vorgenommene Zurückhaltung vergessen und sie geküßt hätte.
    Sie begrüßte ihn mit einem matten, aber freundlichen Lächeln und bot ihm einen Sitz ganz in ihrer Nähe an.
    „Sie haben sich noch nicht völlig erholt?“ fragte er.
    „Nicht ganz. Ich werde einige Zeit der Zurückgezogenheit bedürfen.“
    „So säumen Sie nicht, Señorita. Die Gesundheit ist ein köstliches Gut, und es gibt Leute, denen die Ihrige doppelt teuer ist.“
    Da richtete sie einen ihrer unbeschreiblichen Blicke auf ihn und fragte: „Welchen Ort halten Sie für vorteilhaft zur körperlichen Erholung für eine einfache und einsame Dame, mein lieber Don Manfredo?“
    Bei diesen in einem liebevollen Ton gesprochenen Worten zog es wie heller Sonnenschein über sein Gesicht und er antwortete:
    „O meine teure Señorita, welcher Ort könnte da wohl besser gelegen sein als mein Stammschloß Rodriganda.“
    „Ich kenne es nicht.“
    „Es liegt bei Manresa, am Wald – und doch wieder in solcher Nähe von mehreren Städten, daß man Stadt- und Landleben zu gleicher Zeit

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