43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
auch“, bemerkte Alimpo.
„Was?“ fragte der Graf. „Wer hat dir denn davon gesagt?“
„Exzellenz, das habe ich gleich das erste Mal im Theater gedacht. Sie machten es geradeso wie ich: Sie guckten immer nur die eine an. Nun haben wir beide die unsrige.“
Der Graf lachte und ging mit der Ballerina wieder hinaus. Die beiden jungen Leute standen da und sahen einander an.
„Nun, da hast du es!“ sagte Alimpo. „Unser Hochzeitsgeschenk! Freut es dich?“
„Das versteht sich. Herr Kastellan kann nicht jeder sein.“
„Und Frau Kastellanin auch nicht eine jede. Nur eines freut mich dabei nicht.“
„Was?“
„Die Schloßherrin.“
„Ja. Sahst du, daß sie nur gezwungen freundlich war? Sie wird uns niemals liebhaben. Er nimmt sie ihres Gesichtes und ihrer schönen Glieder wegen, und doch, wie bald kann das alles vergangen sein! So ein vornehmer Mann ist zuweilen viel weniger klug, als man denken sollte.“
Während dieser kurzen Unterredung zwischen den Dienern saß das Brautpaar wieder drüben, scheinbar in der innigsten Liebe, beieinander. Der Graf war so glücklich, daß er seiner Verlobten die höchsten Wünsche erfüllt hatte, und da er auch bei ihr dieselbe Stimmung voraussetzte, sagte er:
„Glaubst du, daß ich eine Bitte an dich habe?“
„Sprich sie aus, Manfredo“, entgegnete sie freundlich.
„Sie betrifft meinen Sachwalter.“
Manfredo blickte die Tänzerin dabei scharf an; sie aber ließ sich nicht das mindeste merken und fragte nur: „Deinen Sachwalter? Wer ist das?“
„Es ist Henrico Cortejo.“
„Cortejo? Hm, diesen Namen muß ich bereits gehört haben.“
„Ich denke“, lächelte er.
„Ah, es ist ein Mann in den mittleren Jahren; ich besinne mich auf ihn.“
Er wurde wirklich irre an ihr; sie hatte die Unschuldsmienen meisterhaft einstudiert.
„Nicht wahr, du kennst ihn?“ fragte er.
„Nicht so, was man eigentlich kennen nennt. Er war drei- oder viermal bei mir, und das war an den Abenden, an denen ich Kollegen bei mir sah. Diese pflegen gewöhnlich eine kleine Bank aufzulegen, und da schienen sie diesen Cortejo gern dabei zu sehen. Er wurde mir zu diesem Zweck mitgebracht und vorgestellt.“
Der Graf war beruhigt, konnte aber, wenn er sich nicht verraten wollte, das Thema nicht gut abbrechen; darum sagte er:
„Ich hörte das, und da ich es nicht liebe, daß meine Beamten Spieler sind, so wollte ich mich bei dir nach der Höhe seiner Verluste erkundigen.“
„Das ist nicht bedeutend, mein Lieber“, sagte sie mit ruhigem Lächeln, während sie im Inneren den Liebhaber verachtete, daß er sich von ihr hatte täuschen lassen. „Man spielte nicht hoch, und so konnte Verlust oder Gewinn nur wenige Duros betragen.“
„Sahst du den Herzog von Olsunna auch in diesen Kreisen?“
„Ja. Zweimal nur. Dieser Señor schien sich bald unheimlich zu fühlen, weil die Künstler selten oder nie gewillt sind, Standesvorurteilen Weihrauch zu streuen.“
„Sie mögen in mancher Beziehung recht haben. Auch die Kunst adelt, allerdings nur den einzelnen, nicht aber ganze Geschlechter.“
Auch in diesem Punkt war der Graf von der gewandten Fechterin geschlagen worden. Er ging nun zu dem Näheren über:
„Du wirst zweifelsohne nicht mehr auftreten?“
„Nein.“
„Wann gedenkst du, nach Rodriganda zu gehen, meine Hanetta? Ich bin leider noch einige Zeit hier gebunden.“
„Das läßt sich arrangieren, mein Lieber.“
„Ganz nach deinem Willen.“
„Ich muß für einige Tage nach Madrid, und während dieser Zeit kannst du deine Arbeiten hier beenden.“
„Ah, du willst allein in die Hauptstadt?“ fragte er mehr besorgt als verwundert.
„Allerdings.“
„Trotz deiner gegenwärtigen Schwäche?“
„Diese hat nicht viel zu bedeuten. Das ruhige Sitzen im Coupé oder in der Diligence kann mir nicht schaden, wohl aber das Tanzen auf der Bühne.“
„Möchtest du nicht lieber warten, bis ich dich begleiten kann?“
„Dies geht nicht, mein Lieber. Erstens ginge eine kostbare Zeit verloren, und zweitens müßtest du dich da mit einem Gegenstand beschäftigen, den ich gern so fern wie möglich von dir halten möchte.“
„Welcher ist es?“
„Das Theater. Ich konnte natürlich nicht ahnen, daß mein Schicksal eine so plötzliche und ungeahnte Änderung erfahren würde, und so habe ich einen Kontrakt mit einer Bühne in Madrid unterzeichnet und auch bereits abgesandt. Dieser muß gelöst werden, und deshalb will ich nach der Hauptstadt reisen.“
„Und
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