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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommt, Señorita, die Bahn ist frei.“
    Ferdinando gab Hanetta seinen Arm und führte sie davon. Keiner der Zurückbleibenden wagte es, ihn zu belästigen.
    Zunächst beeilten sie ihre Schritte, als sie aber einige Gassen hinter sich hatten, gingen sie langsamer.
    „O heilige Madonna“, sagte Hanetta aufatmend, „welche Angst hatte ich!“
    „Um wen?“ fragte er.
    Da schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn heiß und fest an sich. „Um dich! Aber du warst ein Held!“
    „An deiner Seite wird jeder zum Helden.“
    „Aber, Geliebter, die zwei hast du erschlagen.“
    „Nein, sie sind nur ohne Besinnung. Ich kenne meinen Hieb.“
    „Laß uns nach meinem Hotel eilen; obwohl ich nicht fremd bin hier, so wohne ich doch jetzt in einem solchen.“
    „So komm!“
    Arm in Arm erreichten sie in so kurzer Zeit das Hotel, daß Ferdinando wünschte, der Weg wäre länger gewesen.
    „Wirst du nun befehlen, daß ich mich verabschiede?“ fragte er, als sie vor dem Portal standen.
    „Willst du denn fort?“ erwiderte sie leise.
    „Fort! Ich? Ich möchte jede Viertelstunde bei dir mit meinem Leben kaufen!“
    „So komm!“
    Hanetta führte Ferdinando nunmehr eine breite Treppe empor, sodann einen Korridor entlang bis an eine Tür, die sie öffnete, und bat: „Tritt ein! Hier wohne ich!“
    Ferdinando sah ein fein ausgestattetes Zimmer, neben dem ein Kabinett lag.
    „Gehe einstweilen in das Kabinett, ich werde klingeln. Bis jetzt hat dich niemand gesehen.“
    Er gehorchte. Als er nach einiger Zeit von ihr geholt wurde, fand er ein lukullisches Souper aufgetragen.
    „Du hast mich deine Fee genannt“, lächelte sie, „ich muß dich also speisen und tränken, wie es Pflicht und Sitte guter Feen ist. Setze dich.“
    „Welchen Platz weist du mir an?“ fragte er.
    „Hm! Soll ich die Wirtin sein oder die Hausfrau?“
    Er erglühte vor Glück bei dieser Frage und antwortete:
    „Bitte, die Hausfrau!“
    „Gut, so bedienen wir einander.“
    Sein Auge hing ganz trunken an ihr, und je länger das Nachtmahl währte, desto fester fühlte er sich gefangen im Bann dieser Zauberin. Der Wein goß ganze Feuerströme in seine Adern, ihre Blicke, die unwillkürliche Berührung ihrer Hände und Füße, der leise, süße Flüsterton ihrer Stimme, das Geheimnisvolle zwischen ihnen, das alles wirkte zusammen, dem jungen Grafen die Selbstbeherrschung zu rauben.
    Nach dem Mahl nahm er auf dem Sofa Platz, und benommen von den reichlich genossenen schweren Weinen schlief er bald ein. Und als er am Morgen erwachte, da wußte er nicht, ob die Wirklichkeit Traum oder der Traum Wirklichkeit gewesen sei.
    „Und nun bist du mein und wirst mir sagen, wer du bist!“ bat er.
    „Jetzt noch nicht“, entgegnete sie lächelnd.
    „Wann denn?“
    „Heute abend.“
    „Darf ich da wiederkommen?“
    „Ja, du darfst, jetzt aber gehe, du lieber, lieber Herzensschatz!“
    Sie umarmten sich noch heiß und innig und schieden. Ferdinando ging.
    Er sah nicht, daß sie am Fenster stand und ihn so lange wie möglich mit trüben, verzehrenden Blicken verfolgte. Er sah auch nicht, daß gegenüber dem Hotel ein alter Vagabundo (Bummler) lag, den Eingang mit scharfen Blicken überwachend, und, als Ferdinando heraustrat, sich erhob und ihm folgte, um seine Wohnung und seinen Namen zu erkunden.
    Emanuel hatte inzwischen seinen Bruder mit Schmerzen erwartet und bat ihn jetzt, ihm sein Abenteuer zu erzählen. Beide Brüder hatten keine Geheimnisse voreinander, und so erfuhr Emanuel alles, was Ferdinando erlebt hatte.
    Der erstere schüttelte ernst den Kopf.
    „Mein Bruder, du hast ein sehr großes Unrecht begangen“, sagte er.
    „Ich weiß es, aber siehe sie erst und dann verurteile mich.“
    „Ich verurteile dich nicht. Aber ich bitte dich, sie nicht wieder aufzusuchen!“
    „Nicht? Oh, ich würde sie aufsuchen mitten unter dem Lavaregen des Vesuvs.“
    „Du bist krank!“
    „Ja, aber im Herzen.“
    „Und du weißt wirklich noch nicht, wer sie ist?“
    „Nein.“
    „Du konntest im Hotel fragen.“
    „Das tut kein Kavalier. Heute abend wird sie es mir freiwillig sagen.“
    Emanuel gab sich alle Mühe, den Bruder anderen Sinnes zu machen, es gelang ihm jedoch nicht. Sie waren noch über diesem Thema, als der Diener den Herzog von Olsunna meldete.
    Beide Brüder blickten einander auf das höchste überrascht an, hatten aber noch kein Wort sprechen können, so trat der Genannte bereits ein, verbeugte sich freundlich, reichte jedem die Hand, die auch

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