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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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angenommen wurde, und meinte dann, als er Platz genommen und die Brüder einen Moment forschend angeblickt hatte, in leichtem Ton:
    „Ich konnte meine kurze Anwesenheit in Madrid nicht vorübergehen lassen, ohne Sie aufzusuchen, Señores, zumal ich mich nach einem ganz eigentümlichen Vorkommnis bei Ihnen erkundigen möchte. Darf ich Ihnen einige Fragen vorlegen, Don Ferdinando?“
    „Immerhin“, antwortete dieser. „Natürlich aber behalte ich mir vor, ob ich zu antworten habe oder nicht.“
    Der Herzog verbeugte sich zustimmend und begann:
    „Sie unternahmen gestern abend eine Kahnfahrt auf dem Manzanares mit einer Dame?“
    „Ja.“
    „Kannten Sie diese Dame?“
    „Nein.“
    „Aber heute kennen Sie dieselbe?“
    „Nein. Soweit es sich mit der Ehre und der Diskretion eines Edelmannes verträgt, bin ich jedoch bereit, einem jeden Kavalier Auskunft zu erteilen. Ich sage Ihnen daher, daß ich erst heute abend erfahren werde, wer die Señorita ist.“
    Der Herzog lächelte überlegen.
    „Sie werden es heute nicht erfahren, weil sie eine Viertelstunde nach Ihrem Fortgang Madrid verlassen hat.“
    „Alle Teufel!“ brauste Ferdinando auf. „Ich hoffe nicht, daß Sie lügen!“
    „Lügen? Pah! Einer Dirne wegen!“
    „Herr! Durchlaucht!“
    „Gemach, gemach! Ich kenne sie besser, als Sie sie kennen. Sie waren es, der mir gestern den Boxring an den Kopf schlug?“
    „Ja.“
    „Das war sehr tapfer von Ihnen. Ich werde später mit Ihnen weiter darüber sprechen. Also Sie werden Ihre Schönheit hier nicht wiederfinden; aber einen sehr großen Trost kann ich Ihnen geben, sie wird Ihnen sehr bald in sehr intimer Weise wieder begegnen.“
    „Durchlaucht, welchen Zweck hat denn eigentlich Ihr Besuch? Den Zweck der Beleidigung?“
    „Nicht im mindesten. Ich wollte nur wissen, wer mich gestern niedergeschlagen hat.“
    „Und wie kamen Sie da auf mich?“
    „Weil einer unserer Schiffer Ihnen heimlich ins Hotel folgte; ich ließ es bewachen und hörte, daß Sie herausgetreten seien. Das ist alles. Adieu, Señores!“
    Der Herzog ging, und die Brüder gaben sich keine Mühe, ihn zurückzuhalten.
    „Was war das? Was wollte er?“ fragte Emanuel.
    „Darüber zerbreche ich mir den Kopf nicht, das werden wir schon erfahren. Jetzt muß ich vor allen Dingen nach dem Hotel.“
    „Sei nicht zu schnell, nimm mich mit.“
    „So komm!“
    Die Brüder fanden die Worte des Herzogs bald bestätigt. Die Ballerina war abgereist, ohne eine Spur zu hinterlassen. Papiere hatte sie gar nicht besessen, es fehlte also jeder Nachweis, da es Fremdenbücher nicht gab. Unverrichteter Sache kehrten sie wieder nach ihrer Wohnung zurück.
    Ferdinando aber dachte an die fremde Señorita wie an einen Stern, der ihm in dunkler Nacht erschienen war, und träumte von ihr und hoffte von Tag zu Tag fester, daß er sie wiedersehen werde. –
    In Rodriganda war mittlerweile ein sehr reges Leben eingezogen. Der gute Alimpo war mit seiner Elvira gekommen, um das Schloß zu dem Empfang des Grafen Manfredo einzurichten. Da sich dort stets alles in der musterhaftesten Ordnung befand, so verursachte diese Einrichtung nicht sehr viel Arbeit, und bereits am dritten Tag kam der Graf angefahren.
    An seiner Seite saß im Wagen eine Dame von wahrhaft wunderbarer Schönheit, von der aber niemand wußte, wer sie sei. Und die es wußten, hatten den strengsten Befehl, es niemand zu sagen.
    Gleich am Tag der Ankunft führte der Graf diese Dame durch das ganze Schloß, den Park und das Dorf. Man sah, daß sie sehr freundlich und beinahe zärtlich miteinander waren, aber weiter erfuhr man nichts.
    Dann wurde der Pfarrer in das Schloß bestellt. Er fand den Grafen mit der Dame ganz allein.
    „Herr Pfarrer“, sagte derselbe, „ich stelle Ihnen hiermit meine Braut vor.“
    Der Pfarrer war zunächst vor Überraschung ganz perplex, dann gratulierte er untertänigst. Der Graf nickte sehr gnädig und fuhr fort:
    „Sehen Sie die Dokumente durch, die dort auf dem Tisch liegen! Sind sie zur Trauung genügend?“
    „Vollständig!“ sagte der Geistliche, als er sie geprüft hatte.
    „So halten Sie sich jeden Augenblick bereit, die Trauung zu vollziehen.“
    „Und das Aufgebot, Exzellenz?“
    „Sie haben ja dort gelesen, daß ich dispensiert bin. Übrigens verbiete ich Ihnen, jetzt von der Sache zu sprechen. Ich will die Welt mit der vollendeten Tatsache überraschen. Beiwohnen werden der Trauung nur meine beiden Söhne mit einigen Freunden. Adieu!“
    Der Pfarrer

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