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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heranrückte, als es eigentlich notwendig war. Gleich darauf stieß der Kahn vom Ufer.
    Ja, nun träumten sie! Sie sprachen kein Wort. Ferdinando hatte ihre Hände ergriffen und bedeckte sie mit Küssen. Dann lehnte er den Kopf an ihre Schulter und träumte hinaus in die stille, helle Nacht.
    Als er wieder zu ihr aufblickte, erschrak er beinahe, und doch war es eine große Seligkeit, die ihn durchzuckte, denn sie hatte die Maske abgenommen, und nun blickten ihm aus einem zauberisch schönen Angesicht zwei herrliche, beinahe phosphoreszierende Augen entgegen. Er holte ein-, zwei-, dreimal tief Atem.
    „Wie schön, o wie schön!“ flüsterte er.
    „Bin ich wirklich so schön?“ fragte sie ihn leise.
    „Ja, sinnbetörend schön.“
    „Und Ihr Antlitz, darf ich es nicht auch sehen?“
    „Was sind meine Züge gegen Ihr Bild! Aber dennoch will ich es Ihnen zeigen.“
    Auch er nahm jetzt die Maske ab, und nun schauten sie sich einander in die Augen, und diese Blicke drangen in ihre Herzen.
    Er zog sie an sich, ohne zu fragen. Er drückte sie an sein Herz, sie ließ es sich gefallen.
    „Du bist herrlich, du bist unvergleichlich“, gestand er endlich.
    „Auch du bist schön“, flüsterte sie.
    „Laß uns nicht zum letzten Mal beisammen sein.“
    „Und doch müssen wir scheiden“, klagte sie, „denn ich bin die Braut eines anderen.“
    „Ich kämpfe mit ihm, ich töte ihn!“
    „Nein.“
    Dieses Nein klang so fest, so schroff und bestimmt, daß er aufblickte. „Du liebst ihn?“ fragte er.
    „Nein, ich liebe ihn nicht.“
    „So opferst du dich.“
    „Auch nicht.“
    „So weiß ich nicht, was ich denken soll.“
    „Denke, wie du vorhin sagtest, daß ich eine Fee bin, die heute herniedergestiegen ist, um dir die Seligkeit aller Himmel zu zeigen, und dann wieder gehen muß.“
    „So wollte ich, ich verschwände mit dir.“
    „Du würdest dich auf einem einsamen Schloß wiederfinden, wo weder Glück noch Liebe wohnen. Suche nie, niemals nach mir.“
    Damit befahl sie dem Ruderer, wieder umzulenken und stromaufwärts zu fahren, und als er es getan, da saßen sie abermals nebeneinander, innig umschlungen und süße Worte und süße Küsse tauschend. Da kam ihnen ein Boot entgegen, in dem sich außer den Bootsführern zwei Herren und zwei Damen befanden.
    Der Mond schien Ferdinando und seiner Dame hell und voll in das Gesicht.
    „Lege die Maske vor“, bat er sie und tat dasselbe, sie aber schüttelte verächtlich mit dem Kopf. Sie dachte nur der süßen Regungen, die sie jetzt durchfluteten, sie dachte nicht daran, daß ihr ein Bekannter hier in diesem Boot begegnen könnte.
    Die anderen kamen näher, jetzt waren sie da, und eine Stimme rief: „Donnerwetter, Hanetta, ist's wahr?“
    Und eine zweite fiel sogleich ein:
    „Ja, sie ist's! Sie ist in Madrid!“
    „Halt, halt!“ riefen dann beide Stimmen zu gleicher Zeit.
    Und in demselben Augenblick ließen sie auch den Kahn umlenken.
    „Um Gottes willen, fort!“ bat die Ballerina. „Es ist der Herzog von Olsunna und sein Wicht!“
    „Kennst du sie?“ fragte Ferdinando.
    „Ja. Sie haben mich gesucht, um mich zu belästigen.“
    „Sie sollen es nicht tun“, sagte er.
    „Heilige Madonna, nur keinen Kampf!“
    „Nein, eine Zurechtweisung. Habe keine Angst. Nimm die Maske vor.“
    Ferdinando stand aufrecht im Boot und gebot, direkt an das Ufer zu steuern. Es geschah, und währenddessen schlug die Ballerina die Mantille um und legte die Maske vor.
    Aber das andere Boot hatte zwei Ruderer, es erreichte das Ufer eher, wo der Herzog und Gasparino Cortejo auf die Nahenden warteten. Ferdinando bewehrte seine Faust mit dem Schlageisen.
    „Halt!“ rief jetzt der Herzog. „Aussteigen!“
    Ferdinando bezahlte seinen Bootsmann und stieg mit Hanetta aus. Der Herzog und Gasparino taten desgleichen.
    „Ich bitte, die Masken abzunehmen!“ rief Olsunna.
    „Mit welchem Recht?“ fragte Ferdinando.
    „Mit dem Recht der Freundschaft.“
    „Mit Zudringlichen hege ich keine Freundschaft. Geht, Señores!“
    „Ah! Wir verlangen diese Dame!“
    Da stellte sich Ferdinando vor die Ballerina und rief:
    „Holt Sie Euch!“
    „Gut!“
    Olsunna streckte seine Rechte aus, erhielt aber sogleich einen so kräftigen Hieb auf den Kopf, daß er zusammenbrach.
    „Der eine ist abgetan“, sagte der mutige Jüngling. „Und nun der andere.“
    Im nächsten Augenblick hatte Gasparino Cortejo, ehe er es sich versah, einen ähnlichen Hieb, und auch er stürzte zu Boden.
    „Nun

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