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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Knaben, dann aber erheiterte sich sein Gesicht, er warf die Feder abermals fort und sagte:
    „Na, ist das nicht etwas anderes, Junge?“
    „Ja, wärmer, Herr Hauptmann!“
    „Versteht sich! Du sollst mir keine alte Frau werden; aber bei dieser Kälte fährt man in die Federn oder in den Pelz. Wie steht es mit deiner Aufgabe?“
    „Fertig!“
    „Her damit!“
    „Hier!“
    Kurt griff in die Tasche und zog eine Papierrolle hervor, die er dem Oberförster überreichte. Dieser machte sie auf und sagte: „Rührt euch!“
    Auf dieses Kommandowort nahm der Knabe eine bequemere Stellung an. Der Alte aber betrachtete mit leuchtenden Augen die Figuren, die auf das Papier gezeichnet waren. Es waren die Fährten der verschiedensten jagdbaren Tiere. Der Junge mußte seine Sache sehr gut gemacht haben. Plötzlich aber verfinsterte sich das Gesicht des Oberförsters, er fuhr den Knaben an:
    „Wer hat geholfen?“
    „Niemand, Herr Hauptmann.“
    „Lüge nicht, Kerl!“
    Da blitzten die Augen des Knaben zornig auf; er trat schnell an den Schreibtisch, zog einen leeren Bogen herbei, ergriff einen Bleistift und sagte:
    „Probieren!“
    Er sprach nur dieses eine Wort, aber auf seinem jugendlichen Gesicht lag und aus dem Ton seiner Stimme klang eine solche Zuversichtlichkeit, daß der grimmige Alte einsehen mußte, daß er ihm unrecht getan habe.
    „Papperlapapp!“ meinte er. „Wozu probieren! Also du hast das wirklich ganz allein gemacht?“
    „Ja.“
    „Auch niemanden gefragt oder es ihm gezeigt?“
    „Nein.“
    „Na, das ist Gottstrampach alles, was nur möglich ist! Zeichnet dieser Bube die Fährten so richtig und genau, daß ich es nicht besser machen könnte. Komm her, Schlingel; ich muß dir einen Schmatz geben, und zwar einen ordentlichen.“
    Gerade als der Hauptmann seine bärtigen Lippen auf den jugendlichen Mund des Knaben drückte, klopfte es abermals an der Tür.
    „Herrrein!“ rief er.
    Der Bursche Ludewig trat ein.
    „Guten Morgen, Herr Hauptmann!“
    „Morgen. Was gibt es?“
    „Kaffee oder Warmbier.“
    „Warmbier. Zweiundzwanzig Grad Reaumur.“
    Der Bursche drehte sich um, trat hinaus, nahm dem draußen stehenden Mädchen eines der beiden Services ab, die es in den Händen hatte, und setzte es dem Oberförster vor. Es enthielt Warmbier.
    „Schön“, sagte der Alte. „Abtreten!“
    Aber Ludewig ging nicht, sondern blieb stehen.
    „Na, warum nicht?“ fragte der Hauptmann. „Was gibt es noch?“
    „Etwas Außerordentliches dahier, Herr Hauptmann!“
    „Ah, was denn?“
    „War heute im Wald und habe eine Spur gesehen.“
    Da griff der Alte nach der Zeichnung des Knaben, reckte sie dem Burschen hin und fragte:
    „Welche von diesen?“
    Ludewig blickte die Zeichnung durch und rief erstaunt:
    „Donnerwetter! Prachtvoll gemacht! Gewiß eine Arbeit des Herrn Hauptmann, noch von der Akademie aus, dahier.“
    Der Alte machte ein sauersüßes Gesicht.
    „Dummheit, Akademie“, sagte er; „der Junge da hat es gemacht.“
    „Der da, der Kurt?“ fragte der Bursche ganz erstaunt.
    „Ja. Hörst wohl schwer?“
    „Da fahre doch das Wetter drein! Der Kerl hat sogar mich über dahier!“
    Jetzt lachte der Alte vergnügt.
    „Dazu gehört nicht viel“, sagte er, während des Knaben Augen vor Genugtuung leuchteten. „Aber welche Fährte von diesen hast du heute gesehen?“
    „Sie ist hier nicht mit dabei.“
    „Dann ist's was ganz Außerordentliches!“
    „Allerdings.“
    „Nun?“
    „Darf ich sie hinzumalen, Herr Hauptmann?“
    „Ja.“
    Ludewig ergriff den Bleistift und zeichnete. Er hatte den dritten Tapfen noch nicht fertig, so sprang der Hauptmann auf und rief:
    „Ist's wahr! Ein Wolf!“
    „Ja, Herr Hauptmann, ein Wolf – und was für einer. Er war am Forellenbach.“
    „Donnerwetter! Mache dich fertig; wir holen ihn.“
    „Wer noch mit?“
    „Die anderen alle und die Hunde. Ich will erst frühstücken und die Rechnungen fertig machen. In einer halben Stunde geht es fort.“
    Der Hauptmann hatte diese Befehle im Ton der Begeisterung gegeben, denn ein Wolf war hier eine Seltenheit.
    „Darf ich mit, Herr Hauptmann?“ fragte da der Knabe.
    „Du? Bist du gescheit? Der Wolf würde dich fressen.“
    „Mich?“ fragte Kurt, indem seine Augen zornig blitzten.
    „Ja. Das ist nichts für Knaben. Ein Wolf ist in solcher Kälte ein gefährliches Tier.“
    „Ich habe ja meine Doppelbüchse.“
    „Papperlapapp! Habe jetzt keine Zeit! Packt euch!“
    Der Hauptmann schob alle beide zur

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