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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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da eine umgebrochene Blutbuche, auf deren Stamm er sich setzen konnte, und er tat dies, um ein wenig auszuruhen.
    Hier saß er wohl eine Viertelstunde lang, als er auf einen ganz eigentümlichen Laut aufmerksam wurde. Es klang, als ob ein Eichkätzchen da oben in den Eichen seine Kletterversuche mache, aber viel lauter und kräftiger. Er blickte nach der Richtung, aus welcher dieses Geräusch kam, empor und duckte sich im Nu unter den Stamm nieder, auf dem er gesessen hatte.
    „Eine Katze, eine wilde Katze gewiß“, flüsterte er. „Aber was für ein Vieh!“
    Es war allerdings ein katzenähnliches Tier, das er erblickte, aber von ganz bedeutender Größe. Es bewegte sich nicht am Boden, sondern oben in den Zweigen von einem Baum zum anderen. Es war über einen und einen halben Meter lang, sah oben fuchsrot und unten weiß aus und hatte einen schwarzgeringelten Schwanz. Es machte Sprünge von bedeutender Weite und duckte sich, von einem Baum auf dem anderen angekommen, immer erst tief und eng auf dem Ast nieder, um zu gewahren, ob es sicher sei.
    „Nein, eine Wildkatze ist es nicht“, dachte Kurt. „Aber was sonst? Ah, mag es sein, was es will, ich schieße!“
    Das mußte aber schnell geschehen, denn das Tier nahm seine Richtung nach seitwärts hinüber. Eben schlich es sich nach dem vorderen Teil eines starken Astes und erhob sich, um einen Sprung zu tun, da legte der mutige Knabe sein Gewehr an. Das Tier gab ihm in seiner gegenwärtigen Stellung ein schönes Ziel. Nur einen einzigen Augenblick zielte er, dann krachte der Schuß. Da sprang das Tier nach einem Ast des nächsten Baumes, erreichte diesen aber nicht, sondern stürzte, sich in der Luft zweimal wendend, zu Boden herab. Nun aber richtete es sich empor und starrte nach der Richtung, aus der der Schuß gefallen war. Seine Augen glühten wie Feuer.
    „Noch einmal!“
    Diese Worte rief Kurt ganz laut. Das Tier bot ihm jetzt gerade die vordere Brust. Rasch drückte er den zweiten Lauf ab, und im nächsten Augenblick prallte das Tier gegen den Stamm, hinter dem es lag. Es krallte seine Klauen in denselben ein, aber es kam nicht hinüber; es war tödlich getroffen. Ein eigentümliches Pfauchen und Knurren erscholl; dann ertönte ein Schrei, und nun war es still.
    Der Knabe hatte nach dem zweiten Schuß die Büchse fortgelegt und das Messer gezogen. Er wußte, daß es so richtig sei. Er hatte auch in kniender Stellung das Messer zum Stoß bereitgehalten, falls das Tier über den Stamm herüberkommen würde, aber was wäre er in diesem Fall gegen ein solches Raubzeug gewesen!
    Jetzt erhob er sich, lud sein Gewehr wieder und betrachtete sich das Tier. Er erschrak.
    „Oh, was ist das!“ rief er vor Schreck ganz laut. „Das Vieh hat Ohrpinsel, das ist ein Luchs!“
    Es schien ihm ganz unglaublich, ein solches Tier erlegt zu haben; aber er erhielt keine Zeit, darüber nachzudenken, denn er vernahm von weitem her ein Geräusch und drehte sich nach demselben um. Er brauchte nicht lange zu waren, so erschien ein Mann aus dem nächsten Dorf mit einem Holzschlitten. Er war arm und trotz der Kälte in den Wald gegangen, um sich Fallholz aufzulesen, was ja erlaubt war. Beide kannten einander.
    „Wer ist denn das?“ sagte der Mann. „Mosjeh Kurt! Guten Morgen!“
    „Guten Morgen, Klaus!“ entgegnete der Kleine hocherfreut. „Höre, Klaus, willst du dir einen Taler verdienen?“
    Der Mann schlug die Hände zusammen.
    „Einen Taler? Oh, wie gern! Aber wie?“
    „Du sollst mir einen Luchs und einen Wolf nach dem Schloß fahren.“
    „Einen Luchs und einen Wolf? Die gibt es ja hier bei uns nicht.“
    „Nicht?“ lachte der Knabe fröhlich. „Wollen wir wetten?“
    „Ich bin arm; ich habe nichts zu verwetten.“
    „So schau einmal hierher!“
    Kurt deutete hinter den Stamm, und der Mann sah sich das erlegte Tier an.
    „Herrgott, das ist wirklich ein Luchs!“ rief er. „Wer hat den geschossen?“
    „Ich natürlich.“
    „Sie, Mosjeh Kurt? Das ist unmöglich!“
    „Hast du die Schüsse nicht gehört, und siehst du andere Tapfen als die meinigen?“
    Der Mann blickte sich aufmerksam um.
    „Es ist bei Gott wahr!“ rief er erfreut. „Sie sind es gewesen! Aber, Mosjeh Kurt, da hat Sie der liebe Gott beschützt!“
    „Ja, aber mache schnell! Der Luchs und der Wolf müssen aufgeladen werden, ehe der Herr Hauptmann kommt. Er will den Wolf schießen.“
    „Denselben?“
    „Denselben“, nickte der Knabe lachend. „Ich wollte mit, aber ich durfte nicht,

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