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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sehr angestrengt. Er fiel wieder in seine Apathie zurück. Es war dieses Mal keine wirkliche Ohnmacht, sondern eine Stumpfheit, eine Unempfindlichkeit gegen äußere Eindrücke.
    Erst gegen Morgen kam der Arzt. Auch er sah außerordentlich angegriffen aus, er hatte sich über seine Kräfte anstrengen müssen und kam nun doch noch zu dem entfernten Patienten, dem er seine Hilfe versprochen hatte, und zwar in Begleitung des Lehrers, der bis jetzt an der Unglücksstätte mitgearbeitet hatte, um den Verunglückten die Erste Hilfe zu bringen.
    Die Lehrerin empfing sie.
    „Wie steht es?“ fragte sie. „Ist das Unglück groß?“
    „Es sind der Opfer weit mehr, als wir erwarteten“, antwortete Wilhelmi. „Wie geht es unserem Marchese?“
    „Er fällt aus einer Ohnmacht in die andere.“
    „So sind edle Teile verletzt“, sagte der Arzt. „Wir haben glücklicherweise alles bei uns, was wir brauchen. Kommen Sie, Wilhelmi!“
    „Soll ich mit?“ fragte die Frau.
    „Nein, das ist nichts für Sie.“
    Die beiden Männer gingen nach oben, und bald hörte die lauschende Lehrerin das laute Wimmern des Patienten, der nicht die Kraft besaß, seiner Schmerzen Herr zu werden.
    Nach langer Zeit kamen die Herren wieder herab. Gerard war bei ihnen.
    „Das war ein böser Akt“, sagte der Arzt. „So ein feiner Herr hat keine Widerstandsfähigkeit. Er wird aufopfernder Pflege bedürfen.“
    „Daran soll es nicht fehlen“, erwiderte die Lehrerin. „Ist die Einrichtung des Arms gelungen?“
    „Ich glaube. Aber sein Kopf macht mir Sorgen, er hat eine mehr als kräftige Kontusion erlitten. Wir müssen unausgesetzt Eisumschläge machen. Haben Sie Eis?“
    „Ja“, entgegnete der Lehrer. „Im Wald draußen gibt es trotz des milden Wetters dessen mehr als genug. Wir haben da Schluchten, wohin keine Sonne dringen kann. Ich werde mir sogleich welches holen lassen.“
    „Darf ich jetzt einmal fort?“ fragte Gerard.
    „Ja“, versetzte der Arzt. „Ihr Herr ist so angegriffen, daß er vor einigen Stunden sicher nicht erwachen wird.“
    „Bis dahin bin ich zurück.“
    „Ich werde mich seiner in Ihrer Abwesenheit annehmen“, meinte die brave Lehrerin.
    Gerard ging. Es war Tag geworden, so daß er den Weg finden konnte. Je mehr er sich der Bahn näherte, desto deutlicher sah er, welche Verwüstung der Fluß angerichtet hatte. Der fürchterliche Anprall der Wogen hatte den Bahndamm gerade in dem Augenblick zerrissen, in dem der Zug an die gefährliche Stelle kam. Jetzt waren zahlreiche Arbeiter beschäftigt, den Durchbruch zu verstopfen.
    Das war bei der Macht, mit der sich die Fluten hindurchdrängten, eine sehr schwierige Arbeit. Man rollte schwere Baumstämme hinab, die sich vor die Dammöffnung legten und so dem Wasser Halt geboten. Darauf warf man riesige Quaderstücke, die die Kraft des Wassers zum großen Teil brachen und nun durch Steinschutt verbunden wurden, der die Wogen vollends zur Seite lenkte, so daß man zur Ausfüllung durch Erde schreiten konnte. Oben auf dem Damm war man bereits beschäftigt, die beschädigten Schienen zu entfernen und durch neue zu ersetzen.
    Das sah Gerard, als er kam. Am Fuß des Dammes standen die Herren der Kommission, die gekommen waren, den Sachverhalt zu untersuchen und dabei zu ermitteln, wen die Schuld treffe. Es hatte sich bereits herausgestellt, daß der Wärter, auf dessen Strecke das Unglück geschehen war, seine Pflicht getan habe. Die Hauptentlastungszeugen waren sein Kollege und der Jäger Ludewig, der auch vernommen worden war. Beide konnten beschwören, daß der Betreffende vor der Ankunft des Zuges seine Strecke besichtigt habe.
    Die einzige Ursache bildete der Fluß, der seine Ufer durchbrochen und sich nun mit aller Macht gegen den Bahndamm geworfen hatte.
    Aus fernen Maschinenwerkstätten waren kräftige Eisenarbeiter herbeigeeilt, die mit ihren schweren Werkzeugen unter den Wagentrümmern aufräumten. Ihnen sah Gerard eine Weile zu, bis er bemerkte, daß der Jäger sich einmal allein befand und nun zu sprechen sei, dann trat er zu ihm und sagte höflich:
    „Erlauben Sie, daß ich mich bei Ihnen bedanke!“
    „Warum?“ fragte Ludewig, aber er besann sich sofort und fügte hinzu: „Ah, ich habe Sie heute nacht bereits gesehen.“
    „Ja, Sie kamen sofort, nachdem das Unglück geschehen war, um uns zu helfen.“
    „Sie sind unverletzt dahier?“
    „Ja, Gott sei Dank. Aber mein Herr hat den Arm zweimal gebrochen und auch eine Kontusion am Kopf.“
    „Das ist schlimm

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