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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie eben aufladen und nach Genheim schaffen lassen.“
    „Danke sehr, Monsieur! Ich gehe selbst.“ Gerard machte in der Tat Miene, den Platz zu verlassen.
    „Aber so warten Sie doch!“ warnte man ihn jedoch da. „Nehmen Sie wenigstens jemand mit. Sie werden unterwegs umfallen!“
    „Keine Sorge, meine Herren!“ sagte er. „An einem Schlüsselbeinbruch fällt man nicht um, der heilt unter Umständen sogar von selbst. Besten Dank und adieu!“
    Damit ging er. Die Leute blickten ihm nach, so lange sie ihn sehen konnten, aber sie bemerkten nicht das leiseste Zittern an ihm. Er war ein Garotteur, seine Nerven waren von Eisen, seine Flechsen von Stahl und seine Knochen von einer Materie, die einen Bruch wohl auszuhalten vermag. – – –
    Auf das außerordentlich milde Wetter folgte plötzlich eine ganz ungewöhnliche Kälte, die die übergetretenen Gewässer zu Eis erstarren ließ und in Feld und Wald alles Leben zu töten schien.
    Das war eine böse, schwere Zeit für die armen Heimgesuchten, deren Obdach von den Fluten der Überschwemmung zerstört worden war. Sie litten am meisten, wenn auch nicht allein. Die Armut getraute sich nicht in die grimmige Kälte hinaus, um ein Bündel Leseholz für die kalte Stube zu holen, die Sperlinge fielen von den Dächern, und das Wild kam in die unmittelbare Nähe der Menschen, um bei ihnen Hilfe gegen Frost und Hunger zu suchen.
    Aber nicht bloß Frost und Hunger drohten den Bewohnern des Waldes, es gab noch andere, gefährliche Feinde, die der Frost aus den Höhen der Gebirge herbeigezogen hatte.
    Der Hauptmann von Rodenstein saß in seiner Arbeitsstube, qualmte seine Morgenpfeife und brachte allerlei Rechnungen zu Papier, was nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung war. Daher lag seine Stirn in Falten, und sein Auge warf grimmige Blicke auf die Ziffern, die er aneinanderreihen mußte wie die Soldaten einer Kompanie.
    Da klopfte es.
    „Herrrein!“ rief er.
    Die Tür ward geöffnet, und der kleine Kurt Helmers trat ein.
    „Guten Morgen, Herr Hauptmann!“ grüßte er.
    „Morgen!“ brummte der Alte, indem er weiterschrieb.
    Erst nach längerer Zeit warf er einen forschenden Blick auf den Knaben, der noch immer in militärischer Haltung an der Tür stand.
    „Donnerwetter!“ rief er da. „Wo hast du deine Pelzjacke, Junge?“
    „Im Kleiderschrank.“
    „Im Kleiderschrank! So!“
    Der Hauptmann warf die Feder von sich und erhob sich mit drohender Gebärde.
    „Sage einmal, wozu du die Jacke hast, Bube!“
    „Zum Anziehen, Herr Hauptmann!“ antwortete Kurt furchtlos.
    „Gut, zum Anziehen. Im Sommer oder im Winter, he?“
    „Im Winter.“
    „Was ist denn jetzt? Etwa Sommer?“
    „Es ist Winter, Herr Hauptmann.“
    „Na, warum ziehst du sie denn nicht an, he?“
    „Der Vater hat's verboten.“
    „Der Va…! Ah, den soll der Teufel reiten! Warum hat er es verboten, he?“
    „Er sagt, ich würde eine alte Frau, wenn ich mich so einmummele.“
    „So, so! Hm, hm! Eine alte Frau. Jetzt, bei zweiundzwanzig Grad Kälte! Sage einmal, wer hat da drüben auf dem Vorwerk die Herrschaft?“
    „Der Vater.“
    „Und hier im Schloß?“
    „Der Herr Hauptmann von Rodenstein.“
    „Und wo bist du jetzt?“
    „Auf dem Schloß.“
    „Wem hast du also zu gehorchen?“
    „Dem Herrn Hauptmann.“
    „Gut. Ja. Also. Jetzt packst du dich hinüber, ziehst die Pelzjacke an, setzt die Pelzmütze auf die Ohren und kommst wieder.“
    „Und wenn es der Vater nicht leiden will?“
    „So sagst du ihm, daß ich hinüberkomme und ihm einige Pfund Rehposten auf den Pelz brenne. Basta! Abgemacht! Rechtsum kehrt! Marsch!“
    Der Knabe hatte bis jetzt in Achtung gestanden. Nun machte er kehrt und stampfte mit militärischem Schritt zur Tür hinaus.
    Der Hauptmann konnte bei diesem Anblick ein Lächeln nicht unterdrücken.
    „Wetterjunge!“ brummte er. „Ist mir weiß Gott ans Herz gewachsen wie das Kraut an den Strunk!“
    Er dachte keineswegs daran, daß dieser Vergleich für ihn nicht schmeichelhaft sei, sondern setzte sich wieder nieder, nahm die Feder zur Hand und schrieb Ziffern. Aber schon nach wenigen Minuten wurde er von neuem gestört. Es klopfte abermals.
    „Herrrein!“ rief er.
    Kurt war es wieder, aber in Pelzjacke und einer gewaltigen Fuchsmütze, unter der seine Augen hell und lustig in die Welt blickten.
    „Guten Morgen, Herr Hauptmann!“ grüßte er zum zweiten Mal.
    „Morgen!“ brummte der Alte.
    Erst nach einer ganzen Weile warf er einen Blick auf den

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