Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Dörfern Santa Anita und Ixtacalco gelangt, die ausschließlich von Indianern bevölkert sind.
    Diese roten Leute fuhren auf flachen Kähnen, mit denen sie den Kanal von Chalco befahren, Früchte und Blumen, Mais und Heu nach der Stadt. Frauen in grellroten Röcken liegen nebst Kindern und Hunden neben der reichen Ladung. Eine Decke, an zwei Stöcken befestigt, schützt sie gegen die glühenden Strahlen der Sonne.
    Links davon dehnen sich die berühmten Chinampas, die schwimmenden Gärten der Indianer. Der Spiegel des Sees von Chalco war ursprünglich hell und klar; die Indianer aber bedeckten ihn mit Flößen und Strohmatten, auf die sie Erde legten, um sie mit Gemüse und Blumen zu bepflanzen. Diese Pflanzen haben mit ihren Wurzeln festen Fuß gefaßt, so daß die Flöße nicht mehr von den Wellen getrieben werden können und nun kleine, von Rosenhecken umgebene Inseln bilden, auf denen das schönste Gemüse und Früchte geerntet werden.
    Diese Indianer sind nicht wild, sondern eifrige Katholiken und werden Indios fideles genannt, im Gegensatz zu den Indios bravos, den freien, wilden Indianern. Sie haben aus ihrem früheren Glauben manche Anschauung und manchen Brauch mit herüber in ihr Christentum gebracht, es gibt welche unter ihnen, die mehr zu fürchten sind als ein freier Comanche oder Apache.
    Ein solcher war Benito, der Giftdoktor, der eigentlich Malito hätte genannt werden sollen, denn er hatte die Kenntnis aller inländischen Gifte, ihrer Zubereitung, Anwendung und Wirkung von seinen Vätern ererbt, war gewissenlos genug, einen ausgedehnten Handel damit zu treiben, und hatte vielleicht mehr Menschen ermordet, als unter den Waffen ‚Büffelstirns‘ und ‚Bärenherzens‘ im ehrlichen Kampf gefallen waren.
    Seine Hütte war jedermann bekannt; auch Cortejo kannte sie. Er lenkte jetzt sein Pferd in den kleinen Hof, der neben ihr lag, damit die Besucher hier unbeachtet absteigen konnten, und klopfte an.
    Es wurde ihm erst nach wiederholtem Klopfen geöffnet. Das häßliche Gesicht eines alten Weibes grinste ihm entgegen und fragte:
    „Was wollt Ihr?“
    „Ist Benito, der Arzt, zu Hause?“
    „Nein. Ich weiß auch nicht, wo er ist und wann er zurückkommt.“
    Da griff Cortejo in die Tasche, zog einen blanken Peso hervor, zeigte ihn der Alten und fragte zum zweiten Mal:
    „Ist Benito zu Hause?“
    „Vielleicht. Ich will einmal nachsehen. Gebt das Geld her!“
    „Das bekommst du nur dann, wenn er zu Hause ist.“
    „Er ist da“, sagte sie nun rasch. „Her damit!“
    „Kann ich zu ihm?“
    „Ja. Kommt.“
    Cortejo reichte der Alten das Silberstück und trat ein. Sie schloß hinter ihm wieder zu und führte ihn in einen kleinen Raum, der einem Ziegenstall ähnlicher sah als einer menschlichen Wohnung.
    „Setzt Euch nieder“, sagte sie. „Ich werde ihn holen.“
    Als sie verschwunden war, sah er sich in dem Loch nach einem Ding um, auf das er sich der erhaltenen Aufforderung nach setzen konnte, fand aber nichts als einen Haufen weicher Pflanzen, auf den er sich nun niederließ.
    Er mußte wieder einige Zeit warten, bis der Indianer erschien. Er war ein kleiner, hagerer Kerl mit scharfen Zügen und einer fürchterlichen Habichtsnase, auf der eine riesige Brille saß.
    „Was wollt Ihr?“ fragte er.
    „Kann man offen mit Euch sprechen?“ antwortete der Sekretär.
    „Ja, aber auch heimlich.“
    „Ihr verkauft Arzneien?“
    „Ja.“
    „Gute und böse?“
    „Sie sind alle gut.“
    „Ich meine giftige und nicht giftige.“
    „Ja. Wollt Ihr etwa über die giftigen mit mir reden?“
    „Allerdings.“
    „Da muß man vorsichtig sein. Wer seid Ihr?“
    „Das zu wissen ist nicht nötig; aber daß ich kein Alguacil (Polizist) bin, das kann ich Euch beschwören.“
    „Gut! Habt Ihr Geld? Wer mit mir über die Gifte reden will, hat zehn Pesos (45 Mark) zu geben. Wollt Ihr sie bezahlen?“
    „Ja.“
    „Her damit!“
    Cortejo griff in die Tasche, nahm die Summe aus dem Beutel und gab sie ihm. Der Indianer steckte die Summe mit einem freundlichen Grinsen in seine weiten Hosen und sagte dann:
    „Nun könnt Ihr fragen!“
    „Gibt es ein Gift, das nur scheintot macht?“ fragte Cortejo.
    „Ja, es gibt sogar mehrere. Wer soll es erhalten?“
    „Ein Mann, der ungefähr fünfzig Jahre alt und sehr reich ist.“
    „Soll er wieder erwachen?“
    „Ja, nach einer Woche.“
    „Wann wollt Ihr es haben?“
    „Gleich heute, jetzt; ich gebe, was Ihr verlangt.“
    „Es kostet hundert Pesos.“
    „Ich gebe

Weitere Kostenlose Bücher