43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
er ist glücklich. Ach, könnte ich doch bei ihm sein! Könnte ich hier fort!“
„Es gefällt dir hier nicht?“
„Nein. Sie alle sind böse. Nur Don Ferdinando war gut.“
„Würdest du dich freuen, wenn sie ihre Strafe erhielten?“
„Ja, o wie wollte ich es ihnen gönnen.“
„Hat dieser Alfonzo auch hier Böses getan?“
„Genug.“
Jetzt endlich war ‚Büffelstirn‘ seiner Sache sicher, und nun sagte er aufrichtig zu ihr:
„Ich bin als Rächer gekommen.“
„An dem Grafen?“
„Ja.“
„Straft ihn, Señor, straft ihn! Er hat die schlimmsten Strafen verdient!“
Die gute Frau war mit den Indianergebräuchen zuwenig bekannt. Sie dachte nicht an Tod und das Skalpieren, sie dachte nur im allgemeinen an Strafe.
„Du möchtest gern bei Señor Arbellez sein?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
„O wie gern! Ich sehne mich nach ihm und Señorita Emma von ganzem Herzen“, antwortete sie.
„Willst du mit uns zu ihm gehen?“
„Mit Euch? Seid Ihr mehrere?“
„Wir sind zwei.“
„Wer ist der andere?“
„Es ist ‚Bärenherz‘, der Häuptling der Apachen.“
„Ihr geht nach der Hacienda?“
„In einer Woche.“
„Oh, ich ginge so gern mit, aber ich kenne Euch nicht. Ihr seid wilde Indianer.“
Die Alte war naiv genug, sich zu fürchten und doch den Ausdruck ‚wild‘ zu gebrauchen, der ihn beleidigen mußte, wenn er wirklich ‚wild‘ war! Er schien es aber gar nicht gehört zu haben, sondern ergriff ihre Hand und sagte im herzlichsten Ton, dessen er fähig war:
„Du bist eine gute Squaw. Darf ich dir erzählen, was Graf Alfonzo getan hat?“
„Erzählt es, Señor.“
‚Büffelstirn‘ setzte sich nun neben die alte Dienerin hin und berichtete ihr das auf der Hacienda Geschehene insoweit, daß es ihr ein Urteil ermöglichte, wie schlecht der Graf gewesen war und wie sie im Gegensatz hierzu ihm, dem Sprecher, vertrauen könne. Er erreichte diesen Zweck, denn als er geendet hatte, sagte sie zu ihm:
„Señor, Ihr seid ein Roter, aber Ihr seid ein guter Mensch. Ich gehe mit Euch.“
„Uff! Du bist alt; du sollst eine Sänfte haben.“
„Wo ist Euer Gefährte?“
„Draußen vor der Stadt. Er wartet auf mich.“
„Warum kam er nicht mit?“
„Einer ist genug, um auf Kundschaft zu gehen. Er redet die Sprache der Weißen nicht so wie ich. Aber du wirst ihn sehen, wenn wir wiederkommen.“
„Wohin wollt Ihr gehen?“
„An das Meer.“
„Und Ihr kommt wirklich wieder?“
„Ja, wenn du schweigen kannst.“
„O Señor, von mir wird kein Mensch etwas erfahren.“
„Auch nicht, daß ‚Büffelstirn‘ hier gewesen ist?“
„Nein.“
„Halte dein Wort, so werde ich auch das meinige halten. Gute Nacht, du gutes Weib der Bleichgesichter!“
Der Indianer gab der Alten die Hand und war im nächsten Augenblick wieder über die Mauer hinüber.
Sie blieb sitzen, als hätte sie nur geträumt, daß der erst so feindselig auftretende Mann gekommen sei, sie aus diesem Haus zu erlösen. Er aber schritt durch die stille, dunkle Stadt, bis er dieselbe im Rücken hatte.
Dann stieß er einen Pfiff aus, ein zweiter antwortete, und bald tauchte die Gestalt des Apachen vor ihm in der Finsternis auf.
„Wo hat mein Bruder die Pferde?“ fragte er.
„Sie grasen nicht weit von hier“, antwortete ‚Bärenherz‘. „Hat mein Bruder etwas entdeckt?“
„Ich habe das Haus gefunden.“
„Ist es groß?“
„Es gehört zu den größten Häusern der Stadt.“
„Werden wir darin gleich den antreffen, den wir suchen?“
„Wir werden es, denn ich habe eine Führerin, die seine Feindin ist, sie haßt ihn. Sie ist die Freundin von Señor Arbellez und von Señorita Emma. Ich habe ihr versprochen, sie mit nach der Hacienda zu nehmen.“
„Ugh!“ sagte der Apache unmutig. „Ein Weib ist wie der Bach, der stets murmelt!“
„Diese weiße Squaw plaudert nicht“, entgegnete der wackere Cibolero. „Señorita Emma hat mir ihren Namen genannt, als ich ging. Ich kenne sie.“
„So hat mein Bruder weiter nichts erforscht als dieses Weib?“
„Noch viel mehr. Sie hat mir gesagt, wo die Comanchen sind.“
„Ugh! Wo sind sie?“
„Fort, nach Vera Cruz.“
„Und wo ist der weiße Graf?“
„In seinem Haus, wo er bleiben wird.“
„So ist er uns sicher, diese Hunde von Comanchen aber können uns entgehen. Mein Bruder ‚Büffelstirn‘ beeile sich daher, ihnen mit mir nachzufolgen! Wann sind sie fort?“
„Gestern abend. Den Weg, den sie kommen, kenne ich.“
„So
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