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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kann?“
    „Etwa mit einem Liebestrank? Pah!“
    „Nein, sondern durch wirkliche Gewalt, wirklichen Zwang.“
    „Das träumst du nur.“
    „Und doch ist es Wahrheit, das werde ich dir beweisen.“
    „Du machst mich neugierig.“
    Alfonzo spielte mit Josefa wie die Katze mit der Maus, aber es war nur der Leichtsinn, der ihn dazu verführte, denn er vermochte sich nicht zu denken, welche Folgen eine solche Grausamkeit haben mußte.
    „Ich werde dich durch eine Grafenkrone zwingen“, sagte sie.
    „Du sprichst in Rätseln.“
    „So will ich deutlicher sein: Wenn du mich nicht zur Gräfin machst, so ist es um deine Grafenkrone geschehen.“
    Alfonzo erbleichte jetzt doch. Er dachte daran, daß sie eines jeden Verbrechens fähig sei, und antwortete:
    „Sei verständig, Josefa! Die Liebe läßt sich nicht geben und nicht nehmen; ich kann ja nichts dafür, daß ich für dich nicht das empfinde, was du für mich fühlst.“
    „Du sollst es aber empfinden, ich will es so!“
    Dabei stampfte sie den Boden mit ihrem Fuß.
    „Bitte beherrsche dich!“ sagte er ernst.
    „Ich habe mich beherrscht, jahrelang. Ich habe meine Liebe versteckt, tief in der Brust, bis sie mir das ganze Herz zerrissen hat. Ich habe mich beherrscht auch heute und jetzt, wo du mich mit Ironie zerfleischtest. Und ich beherrsche mich noch einmal, indem ich dich bitte, doch nur den Versuch zu machen, mich zu lieben. Alfonzo, ich beschwöre dich, versuche es!“
    Josefa trat auf ihn zu, um seine Hand zu erfassen, er aber entzog ihr dieselbe und entgegnete:
    „Spiele nicht Komödie, Cousine, und gehe in dein Zimmer; ich kann dir nicht helfen!“
    Josefa blickte ihn mit einem tiefen, unbeschreiblichen Blick an. Hätte er jetzt die Hand nach ihr ausgestreckt, sie wäre unendlich glücklich geworden, sie wäre ein gutes, braves Weib geworden, alles Böse in ihr wäre gewichen vor der einen, unwiderstehlichen Macht der Liebe. Er aber tat es nicht.
    „Nun wohlan“, sagte sie, „da du mir nicht helfen kannst, so muß ich mir selber helfen. Nicht wahr, mein Vater geht nach Vera Cruz?“
    „Ja; er schafft die Leiche fort.“
    „Wann kommt er wieder?“
    „Es wird über eine Woche dauern.“
    „Gut, so gebe ich dir Zeit bis dahin. Nach der Rückkehr des Vaters werde ich dich fragen. Weist du mich dann auch noch zurück –“
    „Ich weise dich sicher zurück!“ unterbrach er sie. „Ich werde dich zurückweisen, selbst wenn du mir fünfzig Jahre Bedenkzeit gibst.“
    „So haßt und verachtest du mich?“
    „Weder das eine noch das andere. Ich scheue dich; das ist alles, was ich für dich fühle. Gib dich damit zufrieden!“
    „Er scheut mich!“ sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich bin ihm nichts als eine Vogelscheuche!“
    „Ja, Cousine, dies ist das richtige Wort!“ lachte er.
    Josefa kniff die schmalen Lippen zusammen und ballte abermals die Fäuste.
    „Nimm dich in acht, Alfonzo!“ zischte sie drohend. „Du hast mich nun genug beleidigt.“
    „So gehe doch!“
    „Ja, ich gehe! Du weißt, wie lange ich dir Frist gegeben habe. Adieu.“
    „Adieu! Und merke dir, daß du dich anmelden zu lassen hast, wenn du wieder mit mir sprechen willst.“
    Josefa ging, und Alfonzo sank lachend in seinen Diwan. Er hatte nach seiner Meinung eine Art Lustspiel durchlebt und dachte gar nicht daran, wie bald dasselbe zum Trauerspiel werden könne. –
    Am Abend machten sich zwei Männer auf dem hinteren Hof des Palastes zu schaffen. Es waren Graf Alfonzo und der Sekretär. Dieser Hof stieß mit einer seiner Seiten an den Blumengarten, in dessen Ecke eine Laube stand, der Lieblingsaufenthalt der alten Amme, die hier ihre Schlummerstunde hielt. Seit dem Tod Don Ferdinandos war sie öfters hier. Dieser Tod hatte ihr mehr als den äußeren, er hatte ihr auch den inneren Halt geraubt, den sie durch einsames Sinnen wiederzugewinnen dachte. Auch heute abend saß sie hier, ganz einsam und allein. Sie hörte, daß die beiden Männer Pferde aus dem Stall zogen und sattelten, ferner was sie sprachen, ehe sie das Haus verließen, und erkannte sie an ihrer Stimme.
    „Also wie lange wirst du wegbleiben?“ fragte der erstere.
    „Acht bis neun Tage.“
    „In die Stadt Vera Cruz kommst du nicht?“
    „Nicht eher, als bis ich das Paket losgeworden bin. Ich hoffe, daß ich mich auf die sechs Comanchen verlassen kann!“
    „Vollständig. Sei nur vorsichtig, daß man dich nicht erwischt!“
    Es waren vier Pferde, die durch das hintere Tor den Palast verließen,

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