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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wollen wir jetzt, in diesem Augenblick, aufbrechen.“
    „Ugh! Ich bin einverstanden.“
    Eine Minute später saßen die beiden Helden bereits zu Pferd und ritten dem Osten zu.
    Die Comanchen ahnten nicht, daß sie zwei so unversöhnliche Verfolger hinter sich hatten. Sie erreichten die Gegend von Vera Cruz und wandten sich dann nordwärts von der Stadt der Küste zu, wo sie endlich nach längerem Suchen eine kleine, versteckte Bucht fanden, in der ein Boot bequem landen konnte.
    Cortejo begab sich dann nach dem Hafen, um zu Landola an Bord zu gehen. Er fand ihn auf dem Schiff anwesend.
    „Endlich!“ sagte der Kapitän. „Ich habe auf Euch gewartet wie der Teufel auf die Seele. Ich durfte, um von Euch sogleich getroffen zu werden, das Schiff nicht verlassen, und diese Zeit ist mir verdammt langweilig vorgekommen. Habt Ihr die Fracht?“
    „Ja, in einem Korb.“
    „Wo befindet sie sich?“
    „Nordwärts in einer Bucht.“
    „Könnt Ihr uns führen?“
    „Ich denke, daß ich den Ort treffen werde.“
    „So werde ich sogleich das große Boot in See gehen lassen. Was habt Ihr für Leute zur Bedeckung mit?“
    „Sechs wilde Indianer.“
    „Donnerwetter, Ihr seid klug! Diese Leute werden schweigen, das ist sicher und gewiß.“
    Das große Boot wurde herabgelassen und bemannt. Die Matrosen waren mit Waffen versehen, denn der Kapitän war entschlossen, es mit dem Zollkutter aufzunehmen, wenn dieser ihn stören sollte. Er schlug jedoch vorsichtshalber einen weiten Bogen in die See hinaus und näherte sich erst dann dem Land, als er glaubte, nicht mehr gesehen zu werden.
    Cortejo zeigte, daß er ein gutes Ortsgedächtnis besaß. Er fand die Bucht sehr leicht. Sie landeten und nahmen den Korb, von dessen Inhalt weder die Indianer noch die Matrosen eine Ahnung hatten, in das Boot herein. Dann ruderte man zurück, und Cortejo begleitete den Kapitän wieder auf das Schiff, um eine Flasche Wein mit ihm auszustechen, nachdem er den Comanchen die Weisung erteilt hätte, an der Bucht auf ihn zu warten.
    An Bord angekommen, wurde der Korb zunächst in die Kajüte des Kapitäns gebracht.
    „Was wollt Ihr hier mit ihm?“ fragte Cortejo, als sie dort allein waren.
    „Ich muß beobachten, was ein Scheintoter für ein Gesicht macht, wenn er lebendig wird.“
    „Aber hier kann er von Euren Leuten entdeckt werden!“
    „Tragt keine Sorge. Sobald er lebendig ist, kommt er hinunter in den Raum, wo ihn kein Mensch sehen und hören kann. Kommt und helft mir!“
    Neben der Kapitänskajüte befand sich ein enger Raum, der notdürftig von einem kleinen Fensterchen erleuchtet war, das sich an der Seite des Schiffes befand. Hier herein schafften sie den Korb. Da der Raum zu kurz und schmal war, als daß der Korb hätte stehen können, so lehnten sie denselben aufrecht in die von dem Fensterchen beleuchtete Ecke und öffneten ihn.
    Der Graf stand in dem schräg anliegenden Korb. Er sah wie eine Leiche aus, und doch hätte man schwören mögen, daß es nur ein Schlafender sei.
    „Donnerwetter!“ rief Cortejo, als er ihn erblickte. „Was ist das? Sein Haar ist ergraut!“
    „Hat er das Bewußtsein?“ fragte der Kapitän.
    „Ja.“
    „Dann ist es bei der fürchterlichen Angst, die er auszustehen hatte, kein Wunder, daß das Haar ergraute. Wenn er uns reden hört, so wird er wissen, daß sein Leben nun gerettet ist. Kommt wieder herein, Señor; unser Wein wartet.“
    Sie traten in die Kajüte zurück. Während sie dort zechten, lag oder stand der Scheintote in seinem Korb in tiefster Verzweiflung. Sein Herz schlug fast nicht mehr, aber welche Gefühle mußten es trotzdem durchwühlen! Welche Fragen mußten diesen Mann beschäftigen, der nicht wußte, was man mit ihm vorgenommen hatte, und der nun, ohne sich rühren zu können, aus dem Mund des Räuberkapitäns erfuhr, daß es sich wenigstens nicht um sein Leben handle. Welcher dunklen, vielleicht fürchterlichen Zukunft führte man ihn entgegen!
    Als Cortejo sich einige Zeit später von dem Kapitän verabschiedete, wurde er von zwei Matrosen an Land gerudert. Am Steuer saß ein Mann, der als zweiter Steuermann auf dem Schiff diente; es war jener Jacques Garbilot, der, wie wir bereits gesehen haben, im Gefängnis zu Barcelona starb und vor seinem Tod dem Pater Dominikaner in Gegenwart Doktor Sternaus beichtete.

VIERTES KAPITEL
    Eine Tänzerin
    Die sechs Comanchen hatten unterdessen am Ufer der Bucht gesessen und die Rückkehr des Sekretärs erwartet. Die Küste bildete hier einen

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