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434 Tage

434 Tage

Titel: 434 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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wieso nicht?“
    „Du warst viel jünger.“
    „Das sind alles Ausreden. Wenn man etwas wirklich will, dann macht man es einfach.“
    …
    „Das war ein schöner Abend.“, sage ich und schaue auf die Uhr. Es ist halb zehn.
    „Du gehst schon ins Bett?“
    „Nein, ich muss telefonieren.“
    „Mit Tobias.“
    „So ist es“, sage ich und greife nach meiner Handtasche.
    „Gut, ich warte“, sagt Julian und lächelt sein Lächeln.
    „Wie, du wartest?“, frage ich irritiert.
    „Na, ich warte solange hier.“
    Im Augenwinkel bemerke ich eine junge Frau, die an unserem Tisch vorbeigeht. Ihre Augen tasten ihn wie zwei Hände ab. Dann treffen sich unsere Blicke und sie scheint sich zu fragen, was ein Mann wie Julian von einer Frau wie mir will. „Du brauchst nicht zu waren“, antworte ich schließlich. „Ich rufe ihn von meinem Zimmer aus an.“
    „Du möchtest dich verabschieden. Verstehe.“ Er steht auf.
    „Nein, also, doch, im Grunde ja.“
    „Wenn es das ist, was du willst.“
    „Was willst du damit sagen?“, frage ich scharf. „Was denkst du denn, dass ich will?“
    „Keine Ahnung.“, antwortet er ruhig. „Ich weiß nur, dass ich gerne hätte, dass du nach deinem Telefonat wiederkommst.“
    „Ja, aber wofür?“
    „Zum Reden.“ Er setzt sich wieder und nimmt einen Schluck Wasser. „Ich hatte den Eindruck, wir haben uns ganz gut unterhalten.“
    „Ja, das haben wir auch, aber...“
    „Was denkst du denn, was ich vorhabe, Anja?“ Seine Stimme klingt warm und weich, seine schwarzen Augen funkeln. „Denkst du, ich versuche, dich zu verführen?“ Verlegen zupfe ich an der Schnalle meiner Handtasche herum. Vielleicht dachte ich das. Vielleicht war da tatsächlich irgendwo ganz tief in mir vergraben der winzige Funke eines Wunsches, noch immer von ihm begehrt zu werden. Aber vielleicht ist alles ganz anders. Vielleicht wollte er sich einfach lieber mit mir unterhalten, als alleine in seinem Hotelzimmer zu sitzen und idiotische Fernsehsendungen anzusehen. Einfach als Zeitvertreib in einer Stadt, in der man niemanden kennt. Und plötzlich komme ich mir unendlich blöd vor. „Das denkst du doch, oder?“
    „Nein, tue ich nicht.“, sage ich verunsichert.
    „Aber genau das habe ich vor.“
     
Kapitel 15  
    „Schnecke?“, ruft Tobias zu mir ins Bad hinüber. Ich sitze lächelnd auf dem Klo und genieße, wie erschöpft sich mein Körper anfühlt.
    „Hm?“
    „Dein Handy klingelt…“
    „Ich komme gleich…“
    „Soll ich drangehen?“
    Das fehlte noch. Am Ende ist es Julian. „Nein, das brauchst du nicht.“, rufe ich und versuche, möglichst gelassen zu klingen.
    Als ich ins Schlafzimmer komme, erstarre ich. Tobias hat mein Handy zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt und notiert etwas. „Ist gut, ich richte es aus. Ja. Ihnen auch. Tschüß.“
    „Wer war das?“ Meine Stimme klingt ruhig und nur minder interessiert. Mein Magen fühlt sich an, als hätte mir gerade jemand einen Schlag versetzt.
    „Ein Herr Bartig.“
    Oh mein Gott. Das ist mein Albtraum. Mein Herz galoppiert durch meinen Brustkorb. Und ich lächle. Und dieses Lächeln kostet mich all die Kraft, die ich in mir habe. Ich lächle, obwohl ich mich so fühle, als würde ich jeden Augenblick auf den Teppichboden kotzen oder ohnmächtig zusammenbrechen. „Und was wollte er?“, frage ich und setze mich auf die Bettkante, falls meine Knie gleich nachgeben.
    „Er hat etwas von einem wichtigen Abendessen mit irgendwelchen Investoren gesagt, das nun doch nicht erst morgen, sondern schon heute Abend stattfindet.“ Tobias setzt sich auf. „Er hat gesagt, du weißt Bescheid, deswegen habe ich nicht weiter nachgefragt.“
    „Das Abendessen. Ja, richtig.“ Ich versuche entspannt zu atmen, doch da ist so ein entsetzliches Stechen. „Hat er gesagt, wo?“
    „Ich habe es aufgeschrieben.“ Tobias reicht mir einen Zettel und küsst mich zwischen die Schulterblätter. „Der Tisch ist für halb acht reserviert.“ Er schaut auf die Uhr. „Da hast du sowieso wenig Vorwarnung. Du solltest dich lieber fertig machen.“
    „Ich will nicht gehen.“
    „Komm schon, Schnecke, das wird schon nicht so lange gehen.“
    „Solche Essen gehen immer lang“, sage ich und hasse mich dafür, dass ich schon wieder lügen muss. Und dieses Mal muss ich es tatsächlich. Julian zwingt mich dazu. Wie kann er mich einfach anrufen? Er weiß, dass ich zu Hause bin.
    „Ach ja, da sind noch drei Mails gekommen.“ Tobias drückt mir das Telefon in die

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